Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC, englisch European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia) war eine unabhängige Agentur der Europäischen Union mit Sitz in Wien. Die Agentur sollte auf europäischer Ebene objektive, vergleichbare und belastbare Daten sammeln mit dem Ziel, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit vorzubeugen und zu bekämpfen. Mit der Verordnung (EG) Nr. 168/2007 vom 15. Februar 2007 wurde die EUMC von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA, European Union Agency for Fundamental Rights) mit einem thematisch erweiterten Mandat abgelöst.[1]

Vorgängerorganisation

Vorgängerorganisation war die 1995 geschaffene Kommission gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (CRX, Commission against Racism and Xenophobia), die auch unter dem Namen Kahn-Kommission bekannt war. Die EUMC selbst entstand auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr. 1035/97 vom 2. Juni 1997[2] und nahm ihre Arbeit im Juli 1998 auf, mit ihrer Leitung wurde die deutsche Menschenrechtsaktivistin Beate Winkler betraut.[3]

Antisemitismus-Studie von 2003

Im Jahre 2003 veröffentlichte die EUMC die Studie Erscheinungen des Antisemitismus in der EU 2002–2003. Die Studie belegt die zunehmenden Attacken auf jüdische Geschäfte, Synagogen, jüdische Friedhöfe und Juden selbst. Die Länder mit den meisten antisemitischen Attacken waren Belgien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich. Um die endgültige Fassung der Studie gab es einen Streit zwischen Autoren und der EUMC als Auftraggeber um die Bedeutung des muslimischen Antisemitismus. Eine neue Studie wurde in Auftrag gegeben.[4]

Report zur Islamphobie in der EU nach dem 11. September

Das größte Projekt in der Geschichte der EUMC wurde zur Angst vor dem Islam nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 unternommen.

Von insgesamt 75 Berichten – 5 für jeden EU-Mitgliedstaat – wurde im Mai 2002 eine zusammenfassende Studie veröffentlicht.

Die Studie besagt, dass Muslime fallweise mit beleidigenden und manchmal gewalttätigen Reaktionen zu kämpfen haben. Die wichtigste Aussage der Studie ist, dass trotz Unterschiede in den Mitgliedstaaten alle Muslime für die Attacken des 11. Septembers verantwortlich gemacht werden. Dies äußert sich durch verschiedene Handlungen wie das Spucken auf muslimische Männer und Frauen, das Herunterreißen von Kopftüchern und das Beleidigen von Kindern, Frauen und Männern.

Die Darstellung von Muslimen in den Medien wurde ebenfalls untersucht. Manche Medien versuchen den Unterschied zwischen islamistischen Terroristen und normalen Muslimen herauszuarbeiten, aber nicht alle. Es wurden auch die Rolle von Politikern und anderen Meinungsführern untersucht. Die meisten Politiker haben unverzüglich die Notwendigkeit herausgestrichen, zwischen Terroristen und Muslimen zu unterscheiden. Manche Länder, zum Beispiel Portugal, fanden es wichtiger, Mitgefühl gegenüber den Opfern zu zeigen als auf die Gefühle der muslimischen Bevölkerung Rücksicht zu nehmen.

Abschließend stellt die Studie fest, dass es eine größere Aufnahmebereitschaft für antimuslimische und andere ausländerfeindliche Ideen gibt als vor dem 11. September 2001.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verordnung (EG) Nr. 168/2007
  2. Verordnung (EG) Nr. 1035/97
  3. Beate Winkler: Gegenstrategie ms.niedersachsen.de (abgerufen am 20. Dezember 2020)
  4. Keine frohe Botschaft. In: jungle-world.com. 10. Dezember 2003, abgerufen am 7. August 2017.