Europäische Politische Gemeinschaft (2022)

Europäische Politische Gemeinschaft
EPG

Logo der EPG
 

Mitgliedstaaten der EPG
Mitgliedstaaten47
Gründung6. Oktober 2022
https://epcsummit2023.md/

Die Europäische Politische Gemeinschaft (EPG)[1] (französisch Communauté politique européenne, CPE; englisch European Political Community, EPC) ist eine europäische, zwischenstaatliche Organisation aus 47 europäischen und vorderasiatischen Staaten, die in den Bereichen Politik, Sicherheit, Energie, Verkehr, Investitionen, Infrastruktur und Personenverkehr zusammenarbeiten. Sie ist eine eigene Institution, welche weder mit der Europäischen Union (die zu den Teilnehmern der EPG gehört) noch mit dem Europarat zusammenhängt. Das EPG-Gründungstreffen fand am 6. Oktober 2022 in der tschechischen Hauptstadt Prag statt.[2]

Konzept

Im Rahmen der EPG sollen die EU-Beitrittskandidaten, die EFTA-Mitgliedstaaten sowie das Vereinigte Königreich als ehemaliges EU-Mitglied enger an die Europäische Union gebunden und ihnen so eine Möglichkeit der Mitarbeit in deren Politikfeldern gegeben werden, ohne Vollmitglied sein zu müssen. Daher wurde dieses Format auch bereits als eine Art „assoziierte EU-Mitgliedschaft“ beschrieben. Als Hintergrund ist auch zu sehen, dass die derzeitigen Beitrittskandidaten größtenteils als noch nicht beitrittsfähig angesehen werden, man ihrem Wunsch der engeren Kooperation aber (zunächst) auf diese Weise entsprechen will bzw. andere Teilnehmerstaaten derzeit nicht EU-Mitglied werden wollen. Fast alle Teilnehmer sind gleichzeitig auch Mitglied des Europarats.

Während der Vorschlag der Europäischen Politischen Gemeinschaft von 1952 ein Versuch war, eine umfassende politische Integration europäischer Staaten zu verwirklichen, und an dieser nur die sechs damaligen Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS oder auch „Montanunion“) teilnehmen sollten, hat die neue, 70 Jahre später vorgeschlagene, Gemeinschaft einen lockereren, intergouvernmentalen Ansatz.

Geschichte

EPG-Gründungstreffen am 6. Oktober 2022 auf der Prager Burg

Am 9. Mai 2022 (Europatag) wurde in Straßburg in einer Rede[3] des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft vorgeschlagen, eine neue Form der europäischen politischen Zusammenarbeit zu finden. Er schlug dafür den Namen Europäische Politische Gemeinschaft vor. Nach Macron soll die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft nicht zwangsläufig zu einem Beitritt zur Europäischen Union führen, genauso wie sie auch jenen, die die EU verlassen haben (Brexit), nicht verschlossen bleiben soll.

Im Zeitraum bis zum 6. Oktober 2022 fanden dazu die Vorarbeiten statt. Diese neue Europäische Politische Gemeinschaft soll eine Plattform für politische Koordinierung der europäischen Länder auf dem gesamten Kontinent sein (ähnlich der G7 bzw. G20 oder dem Europarat) und einen politischen Dialog und die Zusammenarbeit fördern. Dabei sollen Fragen von gemeinsamem Interesse behandelt werden, wodurch Sicherheit, Stabilität und Wohlstand auf dem europäischen Kontinent gestärkt würden. Russland und Belarus sollen nicht einbezogen werden.[4][5]

Am 6. und 7. Oktober 2022 fand im Rahmen der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft in Prag ein Treffen von Staats- und Regierungschefs aus 43 Staaten („EU+ Gipfel“) statt, bei dem weiteres festgelegt werden sollte. Neben 26 von 27 Unionsmitgliedstaaten (die dänische Regierungschefin war eingeladen, reiste jedoch wegen innenpolitischer Turbulenzen nicht nach Prag) nahmen auch Armenien, Aserbaidschan, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Georgien, das Vereinigte Königreich, Island, Kosovo, Liechtenstein, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, die Schweiz, Serbien, die Türkei und die Ukraine teil.[6][7][8][9] Außerdem waren die Präsidenten der drei EU-Institutionen Europäischer Rat (Charles Michel), Europäisches Parlament (Roberta Metsola) und Europäische Kommission (Ursula von der Leyen) dabei.[10]

Ein zentrales Thema des ersten Gipfeltreffens war der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die Gaskrise in Europa. Dass alle europäische Staaten mit Ausnahme Russlands und Belarus’ zusammenkamen, sollte daher auch als Zeichen der Geschlossenheit gegenüber der russischen Aggression wahrgenommen werden.

Gipfeltreffen

Gruppenfoto vom 2. Treffen am 1. Juni 2023 in Moldau

Es ist vorgesehen, jedes Jahr zwei Gipfeltreffen abzuhalten, abwechselnd zwischen EU- und Nicht-EU-Staaten.[11]

NummerDatumGastgeberstaatGastgeberstadtVorsitzTeilnehmerstaaten
1. Gipfel6. Oktober 2022Tschechien TschechienPrager Burg, PragPetr Fiala44
2. Gipfel1. Juni 2023Moldau Republik MoldauSchloss Mimi, BulboacaMaia Sandu45
3. Gipfel5. Oktober 2023Spanien SpanienAlhambra, GranadaPedro Sánchez45
4. GipfelTBAVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich[12]TBATBDTBA

Teilnehmer

Euler-Diagramm der europäischen Organisationen

Die 47 teilnehmenden Staaten und eine internationale Organisation der EPG sind:[13]

Europäische Union samt Mitgliedstaaten

  • Europaische Union Europäische Union
  • Belgien Belgien
  • Bulgarien Bulgarien
  • Danemark Dänemark
  • Deutschland Deutschland
  • Estland Estland
  • Finnland Finnland
  • Frankreich Frankreich
  • Griechenland Griechenland
  • Irland Irland
  • Italien Italien
  • Kroatien Kroatien
  • Lettland Lettland
  • Litauen Litauen
  • Luxemburg Luxemburg
  • Malta Malta
  • Niederlande Niederlande
  • Osterreich Österreich
  • Polen Polen
  • Portugal Portugal
  • Rumänien Rumänien
  • Slowakei Slowakei
  • Slowenien Slowenien
  • Schweden Schweden
  • Spanien Spanien
  • Tschechien Tschechien
  • Ungarn Ungarn
  • Zypern Republik Zypern1

EU-Beitrittskandidaten

EU-Bewerberstaaten

EFTA-Mitgliedstaaten

Außerdem teilnehmende Staaten

Nicht teilnehmende Staaten

Nicht eingeladene Staaten


Anmerkungen

1 
Kosovo und Zypern werden nicht von allen Teilnehmern als Staat anerkannt.
2 
Bosnien und Herzegowina war zum Gründungszeitpunkt noch EU-Bewerberstaat.
3 
Kosovo war zum Gründungszeitpunkt noch potentieller EU-Beitrittskandidat.
4 
Andorra, Monaco und San Marino wurden erst ab dem zweiten Gipfel Teilnehmer.

Rechtsgrundlage

Rechtsgrundlage für die Teilnahme der Europäischen Union an der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) könnte Artikel 8 Vertrag über die Europäische Union (EUV) sein:

„(1) Die Union entwickelt besondere Beziehungen zu den Ländern in ihrer Nachbarschaft, um einen Raum des Wohlstands und der guten Nachbarschaft zu schaffen, der auf den Werten der Union aufbaut und sich durch enge, friedliche Beziehungen auf der Grundlage der Zusammenarbeit auszeichnet.“

„(2) Für die Zwecke des Absatzes 1 kann die Union spezielle Übereinkünfte mit den betreffenden Ländern schließen. Diese Übereinkünfte können gegenseitige Rechte und Pflichten umfassen und die Möglichkeit zu gemeinsamem Vorgehen eröffnen. Zur Durchführung der Übereinkünfte finden regelmäßige Konsultationen statt.“

Die Europäische Politische Gemeinschaft selbst besteht im Rahmen des allgemeinen Völkerrechts.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Europäische Politische Gemeinschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gründungstreffen in Prag: Was ist die Europäische Politische Gemeinschaft? DLF, 7. Oktober 2022.
  2. https://czech-presidency.consilium.europa.eu/en/presidency/prague-summit/
  3. Rede des französischen Staatspräsidenten anlässlich der Konferenz zur Zukunft Europas, presidence-francaise.consilium.europa.eu, 10. Mai 2022.
  4. Thomas Gutschker: EU-Erweiterung: Kommt jetzt die „europäische politische Gemeinschaft“? In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. September 2022]).
  5. Barbara Lippert: Die Richtung stimmt – Macrons Idee einer „europäischen politischen Gemeinschaft“ mit der Ukraine. In: SWP. Abgerufen am 30. September 2022.
  6. Planungen für neue politische Gemeinschaft werden konkreter, Webseite: sueddeutsche.de vom 8. September 2022.
  7. Shahin Vallée, Daniela Schwarzer, Franz Mayer, Jean Pisani-Ferry: Erweiterung und Vertiefung: ein Konzept für die Europäische Politische Gemeinschaft. dgap.org, 21. September 2022.
  8. Neue politische Gemeinschaft – EU verschickt Einladungen an 17 Länder. handelsblatt.com, 22. September 2022.
  9. „Europäische Politische Gemeinschaft“: XXL-Europagipfel im Zeichen der XXL-Krisen. tagesschau.de, 6. Oktober 2022.
  10. https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/bundeskanzler-in-prag-2131868
  11. https://www.euronews.com/my-europe/2022/10/05/what-we-know-and-dont-know-about-the-european-political-community
  12. https://www.consilium.europa.eu/en/meetings/international-summit/2022/10/06/
  13. European Political Community. In: Czech Presidency of the Council of the European Union. (englisch).

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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Man sagt, dass der grüne Teil die Mehrheit der katholischen Einwohner des Landes repräsentiert, der orange Teil die Minderheit der protestantischen, und die weiße Mitte den Frieden und die Harmonie zwischen beiden.
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
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On June 1, 2023, the European Political Community summit, Bulboaca, Anenii Noi, Moldova ([1] & [2]): from the left to the right side, first rank Edi Rama (Albania), Karl Nehammer (Austria), Alexander De Croo (Belgium), Xavier Espot Zamora (Andorra), Alain Berset (Switzerland), Nikol Pachinian (Armenia), Andrej Plenković (Croatia), Charles Michel (European Union), Maia Sandu (Moldova), Volodymyr Zelensky (Ukraina), Nikos Christodoulides (Cyprus), Ilham Aliyev (Azerbaijan), Petr Fiala (Czech Republic), Mette Frederiksen (Denmark), Željka Cvijanović (Bosnia-Herzegovina), Irakli Garibashvili (Georgia) and Ursula von der Leyen (European Union); second rank Aleksandar Vučić (Serbia), Gitanas Nausėda (Lituania), Jonas Gahr Støre (Norway), Arturs Krišjānis Kariņš (Latvia), Dimitar Kovačevski (Northern Macedonia), Giorgia Meloni (Italia), Leo Varadkar (Republic of Ireland), Jakov Milatović (Montenegro), Viktor Orbán (Hungary), Katerina Sakellaropoulou (Greece), Pierre Dartout (Monaco), Olaf Scholz (Germany), Daniel Risch (Liechtenstein), Emmanuel Macron (France), Sanna Marin (Finland]), Katrín Jakobsdóttir (Island) and Kaja Kallas (Estonia); third rank Josep Borrell (European Union), Xavier Bettel (Luxembourg), Rumen Radev (Bulgaria), Mark Rutte (Netherlands), Robert Abela (Malta), Mateusz Morawiecki (Poland), António Costa (Portugal), Klaus Johannis (Romania), Ľudovít Ódor (Slovakia), Robert Golob (Slovenia), Pedro Sánchez (Spain), Rishi Sunak (UK), Ulf Kristersson (Sweden), Vjosa Osmani (Kosovo) and Roberta Metsola (European Union).