Europäische Faulbrut

Mikroskopische Aufnahmen des Erreger der Europäischen Faulbrut Abbildungen A, B

Die Europäische Faulbrut oder Gutartige Faulbrut ist eine weltweit verbreitete Brutkrankheit der Honigbiene. Auslöser ist das Bakterium Melissococcus plutonius (Familie Enterococcaceae), das in betroffenen Bienenvölkern junge Larven befällt. Diese sterben im Verlauf ihrer Entwicklung ab, teilweise unter Einwirkung weiterer Bakterienarten. Bei der Zersetzung entsteht ein säuerlicher Geruch, weswegen die Krankheit auch unter dem Namen Sauerbrut bekannt ist.[1]

Die Tierseuche gilt als weniger problematisch als die vom Erscheinungsbild her ähnlichen Amerikanischen Faulbrut (AFB), die durch Paenibacillus larvae ausgelöst wird. Sie tritt gehäuft auf bei geschwächten Bienenvölkern oder einem knappen Nahrungsangebot.[2]

Infektionsverlauf

Der primäre Erreger Melissococcus plutonius infiziert Bienenlarven, die höchstens 48 Stunden alt sind. Dabei gelangt er über die Nahrung in den Mitteldarm, wo er sich vermehren kann. Im Normalfall stirbt die Larve noch im Rundlarvenstadium, bevor die Zelle verdeckelt wird. Es können die Larven aller drei Bienenwesen, also von Königinnen, Arbeiterinnen und Drohnen, befallen werden.[1]

Falls die Larve nicht durch den Primärerreger stirbt, kann sie auch noch von weiteren Bakterienarten befallen werden. Als solche Sekundärerreger wurden Enterococcus faecalis, Paenibacillus alvei und Achromobacter eurydice beschrieben.[3]

Übertragung

Bienen können die Faulbrut durch Verflug und Räuberei in weitere Völker ausbreiten. Weitere Ursachen für eine Übertragung sind das Austauschen von gesunden und kranken Waben durch den Imker, das Verstellen von infizierten Völkern oder den Gebrauch von kontaminiertem Imkerwerkzeug. Auch das Verfüttern von kontaminiertem Honig oder anderem Futter kann zu einer Ansteckung führen.[1]

Diagnose

Da für die Krankheit verschiedene sekundäre Erreger eine Rolle spielen, kann das Erscheinungsbild verschieden ausfallen.[3]

Mögliche Symptome sind:

  • lückenhaftes Brutnest (nicht ausreichend, kann auch andere Gründe haben, z. B. Varroose)
  • saurer Geruch
  • tote Larven liegen verdreht in ihren Zellen
  • eingetrocknete Larven bilden Schorf

Ein Unterscheidungsmerkmal zur Amerikanischen Faulbrut ist die Streichholzprobe. Dabei sticht man mit dem hinteren Ende eines Streichholzes in eine krankheitsverdächtige Zelle und zieht es wieder heraus. Von der Amerikanischen Faulbrut befallene Larven ziehen dabei einen schleimigen, braunen Faden.[1] Bei der Europäischen Faulbrut bildet sich hingegen kein Faden.

Bekämpfung

Derzeit gibt es kein Mittel, um erkrankte Bienenvölker zu heilen. Stark befallene Völker müssen deshalb durch Abschwefeln vernichtet werden. Im Anschluss muss das kontaminierte Material entweder verbrannt oder mit einem geeigneten Desinfektionsmittel behandelt werden. Dies kann zum Beispiel 6%ige heiße Sodalösung oder 3–5%ige heiße Natronlauge sein.[4] Da das Bakterium auch im Wachs und Propolis vorhanden ist, muss dieses zuerst abgekratzt oder abgeflammt werden.

Völker, die noch sanierbar erscheinen, können durch das Kunstschwarmverfahren gerettet werden. Dabei werden die erwachsenen Bienen in eine Schwarmkiste abgewischt und das gesamte Wabenmaterial vernichtet. Das Volk muss im Anschluss regelmäßig auf einen Neuausbruch der Krankheit überprüft werden.[5]

Anders als in Deutschland[6] und Österreich[3] ist die Europäische Faulbrut in der Schweiz eine meldepflichtige Tierseuche. Bei Verdacht muss umgehend der lokale Bieneninspektor benachrichtigt werden, der die befallenen Völker abtötet.[7] In der Schweiz kennt man die Krankheit vor allem unter dem Namen "Sauerbrut".

Literatur

  • Edmund Herold: Neue Imkerschule. 6., gründl. überarb. Auflage. Überarbeitet von K. Weiß. Ehrenwirth, München 1984, ISBN 3-431-01850-5.
  • Friedrich Pohl: Die Faulbrut: vorbeugen, erkennen, bekämpfen. Ehrenwirth, München 1999, ISBN 3-431-05001-8.
  • Eva Forsgren: European foulbrood in honey bees. In: Journal of Invertebrate Pathology. 103, 2010, S. S5–S9.

Einzelnachweise

  1. a b c d Vincent Dietemann, Berchtold Lehnherr, Nicole Duvoisin, Pascale Blumer, Peter Fluri, Miriam Herrmann, Miriam Lehrer: Biologie der Honigbiene. In: Das Schweizerische Bienenbuch. 117-120 Auflage. Band 2, 2011, ISBN 978-3-9523866-0-6, S. 119.
  2. https://bee-health.extension.org/european-foulbrood-a-bacterial-disease-affecting-honey-bee-brood/. Abgerufen am 27. April 2021 (englisch).
  3. a b c Europäische Faulbrut. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Januar 2014, abgerufen am 27. April 2021.
  4. Technische Weisungen über die Maßnahmen im Seuchenfall von Sauerbrut (Europäische Faulbrut) bei Bienen. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, 1. Februar 2012, abgerufen am 27. April 2021.
  5. Europäische Faulbrut EFB. Abgerufen am 27. April 2021.
  6. Europäische Faulbrut und die tödlichen Folgen für die Bienen. Abgerufen am 27. April 2021.
  7. Sauerbrut (Europäische Faulbrut). apiservice, abgerufen am 27. April 2021.

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European foulbrood BHL41863898.jpg

Plate VII

Photomicrographs illustrating the more commonly encountered bacteria in European foulbrood.

A. — Bacillus pluton: A smear from the stomach of a larva sick with European foulbrood. Note the paired forms and short chains. These forms are numerous in a recent infection, suggesting the organism in the process of multiplication. The lancet-shaped form is by far the predominant one in all later stages of the disease. X 1000.

B. — Bacillus pluton: A smear from a larva quite recently infected. The multiplying paired forms are at this stage present almost exclusively. X 1000.

C. — Bacterium eurydice: Stained preparation from a pure culture on the surface of agar. X 1000.

D. — Bacillus alvei: Stained preparation showing spores and spore formation. X 800.

E. — Streptococcus apis: Stained preparation from a pure culture. X 800.

F. — Bacillus alvei: The peculiar arrangement of the spores as sometimes seen. From a pure culture, the smear having been made by suspending the culture on the slide in normal salt solution. X 1000.

G. — Bacillus orpheus: Stained preparation made from a pure culture only a few hours old. Grown on the surface of agar. X 1000.

H. — Bacillus orpheus: Stained preparation showing spore formation. Note the stained portion along one side and about both ends of the spore. The stage is soon reached in a culture at incubator temperature. At room temperature it remains in this stage for a considerable period. X 800.

I. — Longisection of a young larva showing early infection in European foulbrood. The bacterial growth is seen as a narrow black area just within the peritrophic membrane on one side of the food mass.

J. — Longisection of larva sick of European foulbrood. showing a later stage of infection than that present in I. The dark area in the food mass shows the bacterial growth. Note that the growth mass does not extend beyond the peritrophic membrane and that it does not extend uniformly along this membrane and throughout the food mass.

K. — Transverse section of larva about the time of its death from European foulbrood infection. Note the bacterial mass along the peritrophic membrane and extending from the membrane into the food mass. As seen within the living larva this bacterial mass in the sick larva is practically white, but is more or less yellowish white when present with larval food material. The gelatinous-like envelope outside the peritrophic membrane and inside the stomach epithelium in healthy larvae thins out as the disease advances.