Euregio-Schüler-Literaturpreis

Der Euregio-Schüler-Literaturpreis (niederländisch: Euregio literatuurprijs voor scholieren / französisch: Prix littéraire des lycéens de l’Euregio) ist ein internationaler Literaturpreis der deutsch-niederländisch-belgischen Grenzregion Euregio Maas-Rhein, der seit 2002 jährlich verliehen wird. Unter Beteiligung von 200 bis 400 Schüler aus mehr als zwanzig weiterführenden Schulen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland werden aus sechs von dem Verein EuregioKultur e.V. nominierten Büchern die Preisträger ermittelt.

Ausgewählt werden jeweils zwei Bücher, die in den Sprachen Deutsch, Niederländisch und Französisch geschrieben wurden. Zumeist handelt es sich um Romane, aber auch Erzählungen und Novellen werden nominiert. Von allen sechs Büchern gibt es Übersetzungen in die beiden anderen Projektsprachen, so dass alle Schüler die Werke in ihrer Muttersprache lesen können. Im Vorfeld der Wahl der Preisträger finden über mehrere Wochen Informationsveranstaltungen, Lesungen der nominierten Autoren, Workshops, Diskussionsrunden und Jurytreffen statt.

Die Preisverleihung findet abwechselnd in Aachen (2002 bis 2007, 2010, 2013, 2016, 2019), Eupen (Belgien, 2008, 2014, 2017), Liège (Belgien, 2012, 2018), Vaals (Niederlande, 2011) und Maastricht (Niederlande, 2009, 2015) statt. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro und wird von der Bürgerstiftung für die Region Aachen und dem Verein EuregioKultur gestiftet, der auch die Organisation übernimmt.

Schirmherrin dieses Länder- und Sprachgrenzen übergreifenden Projektes ist im Jahr 2019 Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Zusätzlich zum Euregio-Schüler-Literaturpreis für einen Autor gibt es Preise für die beiden Übersetzer eines Titels. Das Preisgeld für die prämierten Übersetzungen beträgt je 1.000 €.

Der Preis ist Teil eines größeren Netzwerks mit gleichem Ziel, das sich "Die Euregio liest" nennt und zahlreiche Veranstaltungen bietet, angesiedelt neben Schulen auch in Buchhandlungen oder öffentlichen Büchereien.

Teilnahme der Schulen

Alle weiterführenden Schulen aus der Grenzregion Euregio Maas-Rhein können sich an dem Projekt des Euregio-Schüler-Literaturpreises beteiligen. Je Schule sollten mindestens fünf Schüler zwischen 15 und 20 Jahren teilnehmen. Im Herbst werden Lehrer aus der Region zu einer ersten Informationsveranstaltung eingeladen. Die sechs nominierten Bücher werden den Schulen in den jeweiligen Sprachen zur Verfügung gestellt. Die Schüler haben bis zum Frühjahr die Aufgabe, alle sechs nominierten Bücher zu lesen und zu bewerten. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, an Autorenlesungen und Diskussionsrunden zu den Büchern teilnehmen. Im Frühjahr kommt die 200- bis 400-köpfige Schülerjury zusammen, um über die favorisierten Bücher zu sprechen und über die Gewinner abzustimmen. Höhepunkt des Euregio-Schüler-Literaturpreises ist die Preisverleihung in einem feierlichen Ambiente.

Schulen, die bisher an dem Euregio-Schüler-Literaturpreis teilgenommen haben

Preisträger

  • 2019: Hugo Horiot für Der König bin ich, Verlag Hanser 2015. (frz. Orig.: L'Empereur, c'est moi. Une enfance en autisme, erschienen bei L'Iconoclaste 2013).
  • 2018: Benedict Wells für Vom Ende der Einsamkeit, Verlag Diogenes 2016.
  • 2017: Larry Tremblay für Der Name meines Bruders, Verlag C.H. Beck 2015 (frz. Orig. L’Orangeraie, Verlag La Table ronde, 2015).
  • 2016: Joachim Meyerhoff für Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war[1].
  • 2015: Milena Michiko Flašar für Ich nannte ihn Krawatte, Verlag Wagenbach 2012[2].
  • 2014: Herman Koch für Sommerhaus mit Swimmingpool, Verlag KiWi 2013, (niederl. Orig. Zomerhuis met zwembad, Verlag Anthos 2011).
  • 2013: Hélène Grémillon für Das geheime Prinzip der Liebe, Verlag Hoffmann & Campe 2012, (frz. Orig. Le confident, Verlag Plon 2010).
  • 2012: Kristof Magnusson für Das war ich nicht, Verlag Kunstmann 2010[3].
  • 2011: Stefan Brijs für De Engelenmaker, Verlag Atlas 2005[4].
  • 2010: Laurent Gaudé für Eldorado, Verlag Actes Sud 2006 (dt. Verlag dtv 2008).
  • 2009: Blandine Le Callet für Versprich mir, dass wir glücklich werden, Verlag List 2008 (frz. Orig. Une pièce montée, Verlag Stock 2006).
  • 2008: Michael Wallner für April in Paris, Verlag Luchterhand 2006[5].
  • 2007: Philippe Claudel für La petite fille de Monsieur Linh, Verlag Stock 2005[6].
  • 2006: Claudia Schreiber für Emmas Glück, Verlag Goldmann 2005.
  • 2005: Ludovic Roubaudi für Les Baltringues, Verlag Le Dilettante 2003.
  • 2004: Martin Page für Comment je suis devenu stupide, Verlag Le Dilettante 2001.
  • 2003: Maarten ’t Hart für Het woeden der gehele wereld, Verlag De Arbeiderspers 1993.
  • 2002: Hans Maarten van den Brink für Over het water, Verlag Meulenhoff 1998.

Nominierungen (ohne die Preisträger)

  • 2019: Isabelle Autissier: Herz auf Eis (Orig. Soudain, seuls), Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran, Griet Op de Beeck: Komm her und lass dich küssen (Orig. Kom hier dat ik u kus), Stefan Hertmans: Die Fremde (Orig. De bekeerlinge), Hugo Horiot: Der König bin ich (Orig. L'Empereur, c'est moi), Husch Josten: Hier sind die Drachen. Der Preisträger wird am 16. Mai in Aachen geehrt.
  • 2018: Emmanuelle Pirotte: Heute leben wir, Peter Terrin: Monte Carlo, Emanuel Bergmann: Der Trick, Gaël Faye: Kleines Land, Bert Wagendorp: Ventoux.
  • 2017: Niña Weijers: De Consequenties (dtsch.: Die Konsequenzen), Tommy Wieringa: Dit zijn de namen (dtsch.: Das sind die Namen), Jean-Christophe Rufin: Le collier rouge (dtsch.: Das rote Halsband), Robert Seethaler: Ein ganzes Leben, Thomas Glavinic: Das größere Wunder
  • 2016: Stephan Enter für Grip (dtsch.: Im Griff), Saskia Goldschmidt für De hormoonfabriek (dtsch.: Die Glücksfabrik), Maylis de Kerangal für réparer les vivants (dtsch.: Die Lebenden reparieren), Lola Lafon für La petite communiste qui ne souriait jamais (dtsch.: Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte), Jonas Lüscher für Der Frühling der Barbaren[7]
  • 2015: Otto de Kat für Julia, Anna Enquist für De verdovers, Yannick Grannec für La Déesse des petites victoires, Romain Puertolas für L’extraordinaire voyage du Fakir qui etait resté coincé dans une armoire Ikea, Peter Stamm für Sieben Jahre
  • 2014: Delphine de Vigan für Das Lächeln meiner Mutter, David Foenkinos für Nathalie küsst, Toine Heijmans für Irrfahrt, Daniela Krien für Irgendwann werden wir uns alles erzählen, Alain Claude Sulzer für Aus den Fugen
  • 2013: Abdellah Taïa für Der Tag des Königs, Alex Capus für Léon und Louise, Diane Broeckhoven für Ein Tag mit Herrn Jules, Susann Pásztor für Ein fabelhafter Lügner, Tommy Wieringa für Der verlorene Sohn[8]
  • 2012: Atik Rahimi für Stein der Geduld, Dimitri Verhulst für Die Beschissenheit der Dinge, Éric-Emmanuel Schmitt für Adolf H. – Zwei Leben, Herman Koch für angerichtet, Michael Köhlmeier für Idylle mit ertrinkendem Hund[9]
  • 2011: Gerbrand Bakker für Oben ist es still, Jean Echenoz für Laufen, Daniel Glattauer für Gut gegen Nordwind, Helmut Krauser für Eros, Justine Lévy für Schlechte Tochter
  • 2010: Tessa de Loo für Die Zwillinge, Katja Lange-Müller für Böse Schafe, Markus Orths für Das Zimmermädchen, Laurent Quintreau für Und morgen bin ich dran. Das Meeting, Adriaan van Dis für Ein feiner Herr und ein armer Hund
  • 2009: Fatou Diome für Der Bauch des Ozeans, Juli Zeh für Schilf, Otto de Kat für Julia, Saša Stanišić für Wie der Soldat das Grammofon repariert, Tommy Wieringa für Joe Speedboat
  • 2008: Bettina Hendrichs für Die Schachspielerin, Connie Palmen für Ganz der Ihre, Piérre Péju für Die kleine Kartäuserin, Robert Löhr für Der Schachautomat, Thomas Rosenboom für Tango
  • 2007: Arthur Japin für Die Verführung, Justine Lévy für Nicht so tragisch, Birgit Vanderbeke für Ich sehe was, was du nicht siehst, Marek van der Jagt für Amour fou, John von Düffel für Houwelandt
  • 2006: Zsuzsa Bánk für Der Schwimmer, Yasmina Khadra für Wovon die Wölfe träumen, Gilles Rozier für Eine Liebe ohne Widerstand, Vonne van der Meer, Inselgäste, Dimitri Verhulst für Problemski Hotel
  • 2005: Anna Enquist für Die Betäubung, Thomas Hürlimann für Fräulein Stark, Marcel Möring für Modellfliegen, Michel Quint für Die schrecklichen Gärten, Sven Regener für Herr Lehmann
  • 2004: Nicolas Michel für Emilies letzte Reise, Erwin Mortier für Marcel, Adolf Schröder für Das Kartenspiel, Peter Stamm für Ungefähre Landschaft, Oscar van den Boogaard für Liebestod
  • 2003: Carl Friedman für Vater, Günter Grass für Im Krebsgang, Judith Hermann für Sommerhaus, später, Amélie Nothomb für Metaphysik der Röhren, Jean-Philippe Toussaint für Selbstportrait (in der Fremde)
  • 2002: François Emmanuel für Der Wert des Menschen, Georg M. Oswald für Alles was zählt, Amélie Nothomb für Stupeur et tremblements (dtsch.: Mit Staunen und Zittern), Elke Schmitter für Frau Sartoris, Adriaan van Dis für Palmwein oder Die Liebe zu Afrika

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Die jungen Leute von heute sind toll!" Interview mit Joachim Meyerhoff. (Nicht mehr online verfügbar.) In: euregio-lit.eu. Aachener Nachrichten, 20. April 2016, archiviert vom Original am 29. August 2016;.
  2. Rolf Hohl: Mehr als 400 Schüler bewerten Werke von sechs Autoren. (Nicht mehr online verfügbar.) In: euregio-lit.eu. Aachener Nachrichten, 10. Januar 2015, archiviert vom Original am 29. August 2016;.
  3. Euregio-Schüler-Literaturpreis 2012. (Nicht mehr online verfügbar.) In: euregio-lit.eu. Literaturbüro in derEuregio Maas-Rhein, archiviert vom Original am 29. August 2016;.
  4. Pressemitteilung Euregio-Schüler-Literaturpreis verliehen, von: land.nrw, 20. Mai 2011
  5. Artikel zum Preisgewinn von M. Wallner, von: bsti.be.
  6. Artikel zum Literaturwettbewerb 2006/2007, von: archiv.ritzefeld-gymnasium.de
  7. Pressemitteilung zum Preisgewinn von J. Meyerhoff, von: boersenblatt.net, 7. April 2016.
  8. Flyer zum Literaturpreis 2013 (Memento des Originals vom 29. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.euregio-lit.eu, von: euregio-lit.eu.
  9. Mitteilung zum Wettbewerb 2012 auf der Internetseite des Stiftischen Gymnasiums Düren