Eugen Blanck

Eugen Blanck (* 5. Juni 1901 in Köln; † 5. März 1980 ebenda) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner.

Leben

Blanck besuchte von 1919 bis 1922 in Köln die damalige Ingenieurschule und im Anschluss bis 1924 die dortige Kunstgewerbeschule. Schon in der Kölner Studienzeit gehörte er zu dem Umkreis der sogenannten „Progressiven“ und fühlte sich zeit seines Lebens der Avantgarde und den Gedanken des „Neuen Bauens“ verpflichtet. Die meisten seiner zum Teil bedeutenden Bauvorhaben entstanden als Gemeinschaftswerk mehrerer Architekten.[1]

1924–1935: Neues Frankfurt und Selbständigkeit in Köln

Eines der Laubenganghäuser in der Siedlung Westhausen
Pavillon im Huthpark

Nach der Ausbildung arbeitete er bis 1926 bei Martin Elsaesser und schloss sich dann 1929 dem Planungsstab Ernst Mays im Frankfurter Hochbau- und Siedlungsamt an.[2] Im Rahmen des Stadtplanungsprogramms „Neues Frankfurt“ steuerte er seine Entwürfe für Teile der Siedlung Westhausen – zusammen mit Ferdinand Kramer – und der Tellersiedlung bei und war am Bau des Städtischen Elektrizitätswerk in der Gutleutstraße und der Unterstandshalle im Huthpark beteiligt.[3] Bei Ernst May traf er unter anderem erstmals auf Walter Kratz und Wolfgang Bangert. Im Hochbauamt war er von 1929 bis 1930 dann zuständig für Fachfragen des Wohnungs- und Siedlungsbaus.[2] 1928 brachte er einen Entwurf im Rahmen des Wettbewerbs um die Erweiterung des Reichstagsgebäudes ein.[4] Von 1931 bis 1935 arbeitete er als freischaffender Architekt in Köln.

Zeit des Nationalsozialismus

1935 ging er nach Berlin, wo er bis 1936 an der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und von 1936 bis 1937 im Reichsluftfahrtministerium beschäftigt war.[1] In ihrem Sanierungskonzept für die Kölner Altstadt prägten Wolfgang Bangert und Blanck 1934 den für den Städtebau des 20. Jahrhunderts als Leitbild geltenden Begriff der „Stadtlandschaft“.[5][6] 1938 folgte er Reinhold Niemeyer und leitete an seiner Seite bis 1942 die Städtebauabteilung bei der Landesplanung Brandenburg-Berlin sowie überlappend von 1940 bis 1944 für die Planungskommission Prag und Umgebung.[7] Noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs war er in Albert Speers Wiederaufbaustab an den Vorplanungen zum Wiederaufbau der Stadt Essen beteiligt.

Nachkriegsjahre in Köln und Frankfurt

Versicherungsgebäude Friedrichstraße, Düsseldorf

Nach Kriegsende saß er für die SPD 1945/46 als Stadtverordneter im von der Militärregierung der britischen Besatzungszone eingesetzten Kommunalparlament, war Mitglied des Hauptausschusses sowie Vorsitzender der Wiederaufbaukommission, deren Leitung dann Rudolf Schwarz übernahm. Blanck verfasste zusammen mit Wolfgang Bangert im Juni 1946 eine Denkschrift zur Planung für den Wiederaufbau von Köln. Er war Mitglied zahlreicher Gremien, unter anderem im Büro zum Ausbau Bonns zur Bundeshauptstadt.

Im September 1946 kehrte er zurück an das Hochbauamt in Frankfurt, wo er bis 1948 Planungsdezernent der Behörde war. Von 1946 bis 1948 war er beteiligt am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Frankfurter Paulskirche.[1] Im Januar 1947 gehörte er zu den 38 Unterzeichnern des Aufrufs des wiedergegründeten Deutschen Werkbundes.[8] Im Oktober 1947 verfasste er einen Aufsatz mit Gedanken zum Wiederaufbau Frankfurts.[9]

Jahre der Selbständigkeit

© Raimond Spekking / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Polizeipräsidium Waidmarkt, Köln (2012 abgerissen)

Als selbständiger Architekt plante er im Anschluss an diese Tätigkeit vorwiegend Wohngebäude in verschiedenen Städten, insbesondere aber in der aufstrebenden neuen Bundeshauptstadt Bonn. Im Zuge der Hauptstadtplanungen holte er Kratz im Juni 1949 in sein Oberkasseler Büro.[2] 1950 war er Gründungsmitglied des „Rings Kölner Architekten“, in dem sich 23 zeitgenössische Architekten der Stadt vereinigten.[10] 1954 begann er mit der Planung des Polizeipräsidiums in Köln und schied aus dem gemeinsamen Büro aus.[2]

Bauwerke (Auswahl)

Preise und Ehrungen

  • 1927: Modellentschädigung beim Wochenendhauswettbewerb des Berliner Messeamts
  • 1946: 1. Preis beim Wettbewerb für den Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche (zusammen mit Johannes Krahn, Gottlob Schaupp und Rudolf Schwarz)[23][24]
  • 1948: 3. Preis beim Wettbewerb für die Wohnsiedlung der W. Krefft AG, Gevelsberg[25]
  • 1953: 1. Preis beim Wettbewerb für das Polizeipräsidium Waidmarkt, Köln

Die Eugen-Blanck-Straße in Frankfurt-Kalbach-Riedberg wurde im April 2013 nach ihm benannt.[26]

Literatur

  • Eugen Blanck. In: Christian Welzbacher: Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik. Lukas Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-936872-62-0, S. 292 books.google.de
  • Ferdinand Kramer, Eugen Blanck, Laubenganghäuser, Siedlung Westhausen im Niddatal. In: Hans Engels, Ulf Meyer: Bauhaus 1919-1933. Prestel, München, Berlin 2006, ISBN 3-7913-3613-4.
  • Wolfram Hagspiel: Eugen Blanck. In: ders.: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Band 1: A-G. Böhlau, Wien / Köln 2022, ISBN 978-3-412-52446-3, S. 159–161 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e. V., 52).
  • Dieter Bartetzko: Über den Umbau der Paulskirche nach 1945 (online) In: Ingeborg Flagge, Wolfgang Jean Stock (Hrsg.): Architektur und Demokratie. Hatje Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-7757-0402-7, S. 109, S. 118, S. 123.
  • Romana Schneider, Winfried Nerdinger; Wilfried Wang (Hrsg.): Architektur im 20. Jahrhundert, Prestel Verlag, München 2000, ISBN 978-3-7913-2293-3, S. 374.
  • Werner Durth, Niels Gutschow: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940–-1950. Braunschweig/Wiesbaden, 1988. tu-dortmund.de

Weblinks

Commons: Eugen Blanck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Eugen Blanck. In: archINFORM.
  2. a b c d Marco Kieser: Zettelkasten: Architekten im 20. Jahrhundert: Eugen Blanck (1901–1980). kie4191.de; abgerufen am 20. Mai 2014.
  3. Bestandssuche nach Blanck, Eugen. In: Institut für Stadtgeschichte. Abgerufen am 7. Juni 2022.
  4. Wettbewerb zum Erweiterungsbau des Reichstagsgebäudes in Berlin. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst. Nr. 3, 1928, S. 128 (zlb.de – Abb. 20 und 21: Wettbewerbsentwurf, Architekt: Eugen Blanck).
  5. Christian Welzbacher: Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik. Lukas Verlag, 2006, S. 292.
  6. Der Wiederaufbau: Alte Ideen führen zu neuen Leitbildern. In: Leonie Glabau: Plätze in einem geteilten Land: Stadtplatzgestaltungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1990. Peter Lang, 2010, S. 56.
  7. Jeffry M. Diefendorf: Planning for the Mark Brandenburg and for Prague during the Third Reich: Research from the field. In: Planning Perspectives. Band 26, Nr. 1, Januar 2011, ISSN 0266-5433, S. 91–103, doi:10.1080/02665433.2011.529679.
  8. Ulrich Pantle: Leitbild Reduktion: Beiträge zum Kirchenbau in Deutschland von 1945 bis 1950. (PDF) Dissertation, Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen der Universität Stuttgart, 2003.
  9. Eugen Blanck: Gedanken zum Wiederaufbau Frankfurts, 15. Oktober 1947. Zitiert in: Werner Durth; Niels Gutschow: Träume in Trümmern: Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940–1950. Braunschweig/Wiesbaden, 1988, S. 522 ff.
  10. Anka Ghise-Beer: Das Werk des Architekten Peter Neufert. (Memento desOriginals vom 9. August 2017 im Internet Archive; PDF)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/elpub.bib.uni-wuppertal.de Dissertation, Fachbereich 5 der Bergischen Universität / Gesamthochschule Wuppertal, 2001.
  11. Siedlung Westhausen. ernst-may-gesellschaft, abgerufen am 7. Juni 2022.
  12. 4. In: Das neue Frankfurt. 1930, doi:10.11588/DIGLIT.17292 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 7. Juni 2022]).
  13. Pavillon Huthpark. Kulturportal der Frankfurt am Main; abgerufen am 22. Mai 2014.
  14. architecture. (Nicht mehr online verfügbar.) In: maison-heinrich-heine.fr. Archiviert vom Original am 21. Mai 2014; abgerufen am 7. Juni 2022.
  15. Jan Lubitz: Johannes Krahn 1908–1974. In: architekten-portrait.de. Abgerufen am 7. Juni 2022.
  16. mehrere Quellen lt. Architekturdatenbank der TU Dortmund.
  17. Fritz Jaspert: Wohnungsbau der Bundesregierung Deutschland in Bonn. In: Bauwelt–Architektururteil, 5. Jg., Heft 49, 1950, S. 251–258.
  18. Fritz Jaspert: Wohnungsbau der Bundesregierung in Bonn. In: Bauwelt, 5. Jg., Heft 49, 1950, S. 201.
  19. Fritz Jaspert: Wohnungsbau der Bundesregierung in Bonn. In: Bauwelt–Architekturteil, 5. Jg., Heft 49, 1950, S. 197–199.
  20. Werner Keyl: Hotel „Godesberger Hof“, Bonn-Bad Godesberg. (Memento desOriginals vom 21. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nrw-architekturdatenbank.tu-dortmund.de In: Bauen und Wohnen, 6. Jg., Heft 2, Otto-Maier-Verlag Ravensburg, 1951, 73–80.
  21. Werner Keyl: Siedlung „Klufter Hof“ in Bad Godesberg. In: Bauen und Wohnen, 6. Jg., Heft 5, Otto-Maier-Verlag Ravensburg, 1951, 73–80.
  22. Fritz Jaspert: Städtebau. Architektur, 1957, S. 58–59.
  23. Christian Welzbacher: Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik. Lukas Verlag, 2006, S. 308.
  24. Jenseits der Geltung: Konkurrierende Transzendenzbehauptungen von der Antike bis zur Gegenwart. S. 254.
  25. Ernst Hopmann: Der Wettbewerb für die Bebauung des Wohngeländes der Firma W. Krefft A. G. in Gevelsberg. In: Bauwelt, 3. Jg., Heft 44, 1948, S. 694–697.
  26. Amtsblatt für Frankfurt am Main, 144. Jg., Nr. 17, Stadt Frankfurt am Main, 23. April 2013.

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