Etha Richter
Etha Irmgard Christine Richter (* 4. Februar 1883 in Dresden; † 12. März 1977 ebenda) war eine deutsche Bildhauerin und Zeichnerin. Sie gilt als erste Tierbildhauerin Deutschlands.
Leben
Richter kam als älteste von fünf Töchtern eines Pianisten in Dresden zur Welt, zu ihren Schwestern gehörte die Fotografin Ursula Richter. Sie besuchte in Radebeul und Dresden die Schule; schon früh begann sie zu zeichnen. Besonderes Interesse hatte sie dabei an Tieren, die sie unter anderem im Zoo Dresden studierte. Als Frau wurde sie nicht für ein Studium an der Dresdner Kunstakademie zugelassen. Stattdessen ging sie für drei Jahre auf die Tierärztliche Hochschule Dresden, wo sie die erste weibliche Hörerin war. Um 1900 nahm sie zudem als Gasthörerin an Vorlesungen Georg Treus an der TH Dresden teil, der über die Geschichte der Plastik referierte. Treu, der sie seit einiger Zeit förderte und zum Modellieren angeregt hatte, empfahl sie Robert Diez, der sie privat unterrichtete und später ihre Aufnahme in den Sächsischen Künstlerverband unterstützte. Erste Ankäufe ihrer Tierskulpturen durch den Staat datieren auf das Jahr 1903.
Neben ihrer Arbeit als Tierbildhauerin gab Richter von 1920 bis 1929 Unterricht im Zeichnen an der Kunstschule Der Weg, die von Edmund Kesting geleitet wurde. Im Jahr 1927 heiratete sie Hans Richter (1880–1946), der als Veterinär und Tieranatom tätig war. Aufgrund wissenschaftlicher Posten ihres Mannes ging Richter mit ihm 1933 nach Dorpat und im folgenden Jahr nach Ankara, wo sie an der Landwirtschaftlichen Hochschule „Yüksek Ziraat Enstitüsüdür“ YZE das Zeichnen von Tieren lehrte. Das Ehepaar blieb bis 1940 in Ankara und kehrte anschließend nach Dresden zurück. Nach 1941 stellte Richter ihre Werke bei zahlreichen großen Ausstellungen aus, unter anderem in Berlin, Dresden und München – so etwa in den Jahren 1940 bis 1944 alljährlich auf der Großen Deutschen Kunstausstellung.[1] Bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde ihr Atelier zerstört und Richter verlor dabei nahezu 500 ihrer Werke. Nach dem Krieg arbeitete sie von 1946 bis 1963 als Dozentin für Zeichnen und Plastik an der Volkshochschule Dresden und gab auch Privatunterricht. Zu ihren Schülern zählten Inge Thiess-Böttner, Eberhard Wolf und Rolf Winkler. Neben zahlreichen Tierskulpturen, unter anderem in Porzellan (u. a. für die Unterweißbacher Werkstätten für Porzellankunst), Bronze, Gips und Metall, entwarf Richter 1947 ein Portraitmedaillon von Käthe Kollwitz für den Käthe-Kollwitz-Gedenkstein in Moritzburg, das durch den Dresdner Bildhauer Rudolf Kreische ausgeführt wurde.
Etha Richter war in Dresden u. a. 1946 auf der „Kunstausstellung Sächsische Künstler“ und der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung, 1947 auf der "Ersten Ausstellung Dresdner Künstler" und 1953 auf der Deutschen Kunstausstellung vertreten.
Im Jahr 1968 wurde Richter zum Ehrenmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR ernannt. Sie lebte – seit 1946 verwitwet – zuletzt auf der Borsbergstraße 11 in Dresden und verstarb am 12. März 1977 im Alter von 94 Jahren. Sie wurde auf dem Urnenhain Tolkewitz neben ihrem Mann beigesetzt.
In Dresden-Striesen wurde 2015 eine Straße nach ihr benannt.
Werke (Auswahl)
- Elefant (Bronze; ausgestellt 1941 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München)[2]
- Antilopengruppe (Metall; ausgestellt 1943 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München)[3]
- Entengruppe (Metall; ausgestellt 1940 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München)[4]
- Elefant (Bronze; ausgestellt 1947 auf der Ersten Ausstellung Dresdner Künstler)[5]
- Junge Katze (Bronze; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)[6]
- Kater (Gips, getönt, 1952; ausgestellt 1953 auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung)[6]
Literatur
- Richter, Etha. In: Robert Thoms: Große Deutsche Kunstausstellung München 1937–1944. Verzeichnis der Künstler in zwei Bänden, Band II: Bildhauer. Neuhaus Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-937294-02-5, S. 58.
- Richter, Etha. In: Ernst-Günter Knüppel: Robert Diez. Bildhauerkunst zwischen Romantik und Jugendstil. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, S. 185–187.
Weblinks
- Werke und Porträts Etha Richters in der Deutschen Fotothek
- Nachlass von Etha Richter in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- Anne Spitzer: Richter, Etha Irmgard Christine. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- https://www.bildindex.de/ete?action=queryupdate&desc=%22Etha%20Richter%22&index=obj-all
- Biografien Dresdner Personen (PDF-Datei; 184 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Robert Thoms: Große Deutsche Kunstausstellung München 1937–1944. Verzeichnis der Künstler in zwei Bänden, Band II: Bildhauer Berlin 2011, S. 58.
- ↑ http://www.gdk-research.de/de/obj19364467.html
- ↑ Antilopengruppe — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 24. Juni 2021.
- ↑ http://www.gdk-research.de/de/obj19404820.html
- ↑ https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/399500/37
- ↑ a b Bildindex der Kunst & Architektur
Personendaten | |
---|---|
NAME | Richter, Etha |
ALTERNATIVNAMEN | Richter, Etha Irmgard Christine |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bildhauerin und Zeichnerin |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1883 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 12. März 1977 |
STERBEORT | Dresden |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Paulae, Lizenz: CC BY 3.0
Grab von Anatom Hans Richter und Tierbildhauerin Etha Richter auf dem Urnenhain in Dresden-Tolkewitz
Autor/Urheber: adornix, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Mietshaus Borsbergstraße 11 in Dresden
Dresden. Passfoto der Bildhauerin Etha Richter. Positiv (Papier, 8,6 x 6,6 cm, schwarzweiß). Standort: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.