Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe

Bachkantate
Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe
BWV:25
Anlass:14. Sonntag nach Trinitatis
Entstehungsjahr:1723
Entstehungsort:Leipzig
Gattung:Kantate
Solo:S T B
Chor:SATB
Instrumente:Cn 3Tb 3Fl 2Ob 2Vl Va Bc
Text
unbekannt
Liste der Bachkantaten

Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe (BWV 25) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie 1723 in Leipzig für den 14. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 29. August 1723 erstmals auf.

Geschichte und Worte

Bach komponierte die Kantate 1723 in seinem ersten Amtsjahr in Leipzig für den 14. Sonntag nach Trinitatis.

Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren Gal 5,16–24 , Paulus über „die Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes“, und Lk 17,11–19 , die Heilung von zehn Aussätzigen. Laut Christoph Wolff stammt der Kantatentext von Johann Jakob Rambach und erschien in Halle 1720 in „Geistliche Poesien“.[1] Der Dichter bezieht sich auf das Evangelium und vergleicht die Situation des Menschen mit der der Aussätzigen. Die Krankheit erscheint zuerst in Worten aus Psalm 38, Ps 38,4 . Wie Julian Mincham beobachtet, beherrschen Sünde, Verfall, Gottes Zorn und die Verwesung von Knochen die lutherische Theologie allgemein und den Eingangschor im Besonderen.[2] Am Ende von Satz 3 wird Jesus angerufen mit der Bitte um Heilung. Die letzte Arie bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dafür Dank zu singen im Chor der Engel. Die Kantate endet mit der zwölften Strophe von Johann Heermanns Choral Treuer Gott, ich muss dir klagen (1630).[3]

Besetzung und Aufbau

Die Kantate ist besetzt mit drei Solisten, Sopran, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor und einem farbenreichen Orchester: Zink, drei Posaunen, drei Blockflöten, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.

  1. Coro: Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe
  2. Recitativo (Tenor): Die ganze Welt ist nur ein Hospital
  3. Aria (Bass): Ach, wo hol ich Armer Rat?
  4. Recitativo (Sopran): O Jesu, lieber Meister.
  5. Aria (Sopran): Öffne meinen schlechten Liedern
  6. Choral: Ich will alle meine Tage

Musik

Ähnlich wie in der eine Woche zuvor komponierten Kantate Du sollt Gott, deinen Herren, lieben setzt Bach in dieser Kantate das instrumentale Zitat eines vollständigen Chorals im Eingangschor ein.[2] Die Melodie ist bekannt zu den Worten Herzlich tut mich verlangen nach meinem selgen End. Doch wahrscheinlich dachte Bach an den Text Ach Herr, mich armen Sünder, die er später in seiner Choralkantate Ach Herr, mich armen Sünder, BWV 135, benutzte, eine Umdichtung von Psalm 6. Die zweite Strophe beginnt: „Heil du mich, lieber Herre, denn ich bin krank und schwach“. Bach kombiniert in einer komplexen Struktur eine instrumentale Einleitung, in der die Choralmelodie in langen Noten im continuo liegt und von Figuration der Streicher und Oboen überlagert wird, eine vokale Doppelfuge, und schließlich den Choral, gespielt von einem Posaunenchor mit dem Zink als Sopran-Instrument, das von drei Blockflöten eine Oktave höher verstärkt wird.[2] John Eliot Gardiner empfindet den ungewöhnlichen selbständigen Posaunensatz als eine Vorwegnahme des Finales von Beethovens 5. Sinfonie.[4]

Die folgenden drei Sätze sind nur vom continuo begleitet. Eine neue Perspektive eröffnet sich in Satz 5 in einer tänzerischen Musik als Concerto von Streichern und Oboen, von den Flöten als Echo beantwortet. Die Musik bezieht sich auf die Worte „im höhern Chor werde mit den Engeln singen“. Der Schlusschoral ist ein schlichter vierstimmiger Satz.

Einspielungen

Literatur

  • Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02390-8; Carus-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-89948-073-2.
  • Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs. 1947. 5. Auflage. 1984, ISBN 3-7651-0054-4.
  • Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3.
  • Arend Hoyer: Was Musik andächtig macht. Drei Leipziger Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs, liturgiewissenschaftlich unter die Lupe genommen. Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2018, ISBN 978-3-290-18139-0 [BWV 17, 25, 78].
  • Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02127-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christoph Wolff: On the first annual cycle of Boch’s cantatas for the Leipzig liturgy (1723–24). (PDF; 11,2 MB) bach-cantatas.com, 1998, S. 14, abgerufen am 20. September 2011 (englisch).
  2. a b c Julian Mincham: Chapter 17 BWV 25 Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe. jsbachcantatas.com, 2010, archiviert vom Original am 16. Oktober 2011; abgerufen am 20. September 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jsbachcantatas.com
  3. Treuer Gott, ich muss dir klagen / Text and Translation of Chorale. bach-cantatas.com, 2005, abgerufen am 20. September 2011 (englisch).
  4. John Eliot Gardiner: Cantatas for the Fourteenth Sunday after Trinity / Abbaye d’Ambronay. (PDF; 82 kB) bach-cantatas.com, 2008, S. 1, abgerufen am 20. September 2011 (englisch).

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