Erzbistum Vaduz

Erzbistum Vaduz
Karte Erzbistum Vaduz
Basisdaten
StaatLiechtenstein
KirchenprovinzImmediat
DiözesanbischofSedisvakanz
Apostolischer AdministratorBenno Elbs
Emeritierter DiözesanbischofWolfgang Haas
Gründung2. Dezember 1997
Fläche160 km²
Pfarreien10 (2020 / AP 2021)
Einwohner38.378 (2020 / AP 2021)
Katholiken28.153 (2020 / AP 2021)
Anteil73,4 %
Diözesanpriester23 (2020 / AP 2021)
Ordenspriester10 (2020 / AP 2021)
Katholiken je Priester853
Ordensbrüder10 (2020 / AP 2021)
Ordensschwestern53 (2020 / AP 2021)
RitusRömischer Ritus
LiturgiespracheLatein, Deutsch
KathedraleSt. Florin
AnschriftErzbischöfliche Kanzlei
Im Dorf 56
9488 Schellenberg
Liechtenstein
Websitewww.erzbistum-vaduz.li
Kathedrale St. Florin

Das Erzbistum Vaduz (lateinisch Archidioecesis Vadutiensis) erstreckt sich geografisch auf das Staatsgebiet des Fürstentums Liechtenstein, es ist damit eines der kleinsten Erzbistümer der römisch-katholischen Kirche.

Geschichte

Das Erzbistum Vaduz wurde am 2. Dezember 1997 von Papst Johannes Paul II. mit der apostolischen Konstitution Ad satius consulendum errichtet.[1] Zuvor war das Gebiet als Dekanat Liechtenstein ein Teil des Bistums Chur. Der öffentliche und feierliche Vollzug fand am 21. Dezember 1997 in der zur Kathedrale erhobenen Pfarrkirche St. Florin von Vaduz statt. Die Erzdiözese ist direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt und gehört keiner Bischofskonferenz an. Die Gründung des Erzbistums ermöglichte es, den aus Liechtenstein stammenden Bischof des Bistums Chur, Wolfgang Haas, der wegen seiner konservativen Ansichten in seinem Bistum umstritten war, in das nahegelegene Vaduz zu versetzen. In der Bevölkerung Liechtensteins rief die Erhebung zum Bischofssitz erhebliche Kritik hervor, es wurde mit einer Kirchenbesetzung und einer Störung der Amtseinführung gedroht. Die Regierung, fast der gesamte Liechtensteiner Landtag und der Kirchenchor boykottierten die Feier. Fürst Hans Adam II. hingegen stellte sich hinter Bischof Haas und das neue Erzbistum.[2]

Als Papst Franziskus zur Vorbereitung der Weltbischofssynode 2023 in allen Diözesen einen Synodalen Prozess initiierte, bei dem aus jedem Bistum eine Stellungnahme erwartet wird, um die Meinungen in der gesamten Breite der Weltkirche zu dokumentieren, verweigerten Erzbischof Wolfgang Haas und die katholischen Priester im Erzbistum Vaduz die Mitwirkung. Der Verein für eine offene Kirche führte daraufhin eine Umfrage und Diskussionsveranstaltungen durch, deren Ergebnisse im Juni 2022 vorgestellt wurden und an die Kirchenleitung weitergeleitet werden sollen. Der Verein beklagte die Verweigerung einer ernsthaften Beteiligung der Laien und äußerte die Hoffnung, dass bei einem Bischofswechsel das Bistum Vaduz wieder mit einem Nachbarbistum und einer Bischofskonferenz verbunden werde.[3] Im Dezember 2022 startete der Verein für eine offene Kirche eine Kampagne namens «Wir sind Ohr», inspiriert vom Bistum Basel.[4] Im gleichen Monat teilte der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) mit, dass Liechtenstein durch die Schweizer Bischofskonferenz beim europäischen Synodentreffen in Prag vertreten werde. Einige Tage später zog der CCEE dies als Missverständnis zurück und betonte, dass Liechtenstein beim europäischen Synodentreffen nicht dabei sein werde, da es als einziges europäische Land nicht Mitglied im CCEE ist. Der für Liechtenstein zuständige Nuntius Martin Krebs wies jedoch darauf hin, dass auch liechtensteinische Einzelpersonen und Gruppen trotz der Verweigerung des Erzbischofes Haas sich am synodalen Prozess einbringen können.[5][6]

Anfang 2023 konstatierte die Süddeutsche Zeitung, dass sich das Erzbistum Vaduz zu einem Sammelbecken erzreaktionärer Priester sowie zu einem Zentrum kirchlich, politisch und anderweitig auffälliger Priester im deutschsprachigen Raum entwickelt habe.[7]

Nach im Mai 2023 veröffentlichten Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat Diözesanbischof Wolfgang Haas im Erzbistum Vaduz in den vergangenen Jahren ein in Teilen reaktionäres Kirchensystem etabliert. So habe Haas gezielt erzkonservative Männer zum Beispiel aus Deutschland nach Liechtenstein geholt, um sie in seinem Erzbistum zu Priestern zu weihen.[8] In den Recherchen werden Haas und anderen Verantwortlichen im Bistum systematische Intransparenz, Demokratiefeindlichkeit und Verachtung gegenüber den weltlichen Strukturen des Fürstentums vorgeworfen.

Gegen einen ehemaligen Pfarrer des Erzbistums, der bis 2020 die Gemeinde Ruggell seelsorgerisch betreute, wurden im Januar 2023 vom Obergericht Liechtenstein die Untersuchungen wegen sexuellen Missbrauchs eines achtjährigen Mädchens wieder aufgenommen, die Anfang 2020 mangels Beweisen eingestellt worden waren. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler selbstgedrehte Sex-Videos, Kinderpornografie sowie Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung. Im Browser-Verlauf des Mobiltelefons des Geistlichen wurden 196 Internetseiten mit pornografischem Inhalt mit Kindern und Jugendlichen gefunden.[9] Das Bistum Limburg hatte 2006 die Priesterweihe des Geistlichen wegen erheblicher Zweifel an seiner Eignung abgelehnt. Nach seinem Wechsel ins Erzbistum Vaduz wurde er von Erzbischof Wolfgang Haas ohne Einwände zum Priester ordiniert.[9]

Am 20. September 2023 nahm Papst Franziskus den Rücktritt von Erzbischof Haas an und berief den Feldkircher Bischof Benno Elbs zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Vaduz.[10] Unter der Leitung von Benno Elbs bekam das Erzbistum eine Ombudsstelle gegen sexuellen Missbrauch.[11]

Patrone und Diözesankalender

Die Hauptpatronin des Erzbistums ist die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria, und zwar unter dem Titel Mariä Geburt (8. September). Nebenpatrone sind der heilige Märtyrer Luzius und der heilige Florinus.

Im Erzbistum Vaduz wird der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet um die folgenden Eigenfeiern ergänzt (dahinter jeweils der Rang):

Abkürzungen: H = Hochfest, F = Fest, G = gebotener Gedenktag, g = nicht gebotener Gedenktag, RK = Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet

Struktur

Bistumsgliederung

Das Erzbistum Vaduz besteht aus zehn Pfarreien:

Die Residenz in Schellenberg

Infrastruktur

Der Wohnsitz des Erzbischofs, die Erzbischöfliche Kanzlei und das Sekretariat befinden sich im Frauenkloster der Schwestern vom Kostbaren Blut (SPPS) in Schellenberg. Das Erzbischöfliche Generalvikariat hingegen befindet sich in Vaduz.[7]

Siehe auch

Commons: Erzbistum Vaduz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ioannes Paulus II: Const. Apost. Ad satius consulendum, AAS 90 (1998), n. 1, S. 8f.
  2. Alexander Brüggemann: Eine Mini-Diözese, um einen Skandal-Bischof loszuwerden: Seit 25 Jahren gibt’s das Erzbistum Vaduz. In: kath.ch. 27. November 2022, abgerufen am 1. Februar 2023.
  3. Synodaler Prozess ohne den Erzbischof. Reformkatholiken in Liechtenstein fehlt die Unterstützung. In: domradio.de. 6. Juni 2022, abgerufen am 6. Juni 2022.
  4. Zur Not auch ohne Erzbischof Wolfgang Haas: Liechtensteiner starten synodalen Prozess. In: kath.ch. 19. Dezember 2022, abgerufen am 24. Februar 2023.
  5. Die Schweiz vertritt Liechtenstein beim synodalen Prozess in Prag. In: kath.ch. 14. Dezember 2022, abgerufen am 24. Februar 2023.
  6. CCEE korrigiert Aussage: Die Schweiz ist doch nicht für Liechtenstein zuständig. In: kath.ch. 16. Dezember 2022, abgerufen am 24. Februar 2023.
  7. a b Uwe Ritzer: Schwurbler, Missbrauchsvorwürfe und „Mein Kampf“: Das Erzbistum Vaduz. In: Süddeutsche Zeitung. 28. Januar 2023, abgerufen am 28. Januar 2023.
  8. Walter Mayr: Das seltsame Paralleluniversum von Erzbischof Haas. In: Der Spiegel. 5. Mai 2023, abgerufen am 15. April 2024.
  9. a b Enrico Kampmann: Pfarrer von Ruggell soll Kind Missbraucht haben. In: tagblatt.ch. 30. Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  10. Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Vaduzer Erzbischof Haas an. In: katholisch.de. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  11. Erzbistum Vaduz erhält Ombudsstelle gegen sexuellen Missbrauch. In: Liechtensteiner Vaterland. 18. Dezember 2023, abgerufen am 29. Dezember 2023.

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Der Eingang zum Schwesternfriedhof und zur Residenz des Erzbischofs der römisch-katholischen Erzdiözese Vaduz im Kloster Schellenberg im Fürstentum Liechtenstein. Links die 1993 erbaute Fatima-Kapelle Maria Rast.
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Kathedrale St. Florin in Vaduz, Liechtenstein
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