Ersa

Ersa (altgriechisch ἜρσαÉrsa) war in der griechischen Mythologie die Göttin des Taues. Sie war wie ihre beiden Schwestern Pandia und Nemea eine Tochter des Zeus und der Selene.

Die Göttin Ersa wird in der antiken Literatur nur von Plutarch in seinen Moralischen Schriften an drei Stellen erwähnt.[1] Dort zitiert er den griechischen Lyriker Alkman (7. Jh. v. Chr.), dessen Werk größtenteils verlorenging und meist nur bruchstückhaft aus Zitaten anderer Schriftsteller bekannt ist.[2]

ἔρσαérsa und ἕρσηhérsē bedeuten beide „Tau“. Es ist jedoch „nicht sicher, ob man sie [Ersa] mit Herse, der Tochter von Kekrops und Aglauros, gleichsetzen kann, obwohl ihre [Herses] Schwester Pandrosos [„Allbetauende“] einen Namen trägt, der auch sie mit Tau in Verbindung bringt.“[3]

Ikonographie

Ersa scheint kunstgeschichtlich ein fast unbeschriebenes Blatt zu sein, außer dem unten beschriebenen, klassizistischen Artemis-Selene-Relief sind keine Kunstwerke mit einer Darstellung der Ersa bekannt.

Ausschnitt: Die Taugöttin Ersa
Artemis-Selene-Relief
LiteraturSeyffer 1831, Seite 30
Jahr1830.
BeschreibungHochrelief in Sandstein, Ausführung nach einem Entwurf des Malers Johann Friedrich Dieterich. Der Bildfries zeigt u. a. Artemis/Selene, die mit der Fackel in der Hand auf einem zweispännigen Streitwagen heranstürmt, und ihre Tochter, die jugendliche Taugöttin Ersa, die hinter ihrer Mutter einherschwebt und aus einer Muschel die Erde mit Tau benetzt.[4]
OrtSchloss Rosenstein, Giebelfeld über dem Haupteingang

Literatur

  • Alcman in: Claude Calame (Hg.): Alcman. Introduction, texte critique, témoignages, traduction et commentaire. Rom 1983.
  • Plutarch: Moralia. London 1965 ff. [griechisch/englisch]
  • Plutarch in: Bähr, Johann Christian Felix (Übs.): Plutarch’s Werke, Moralische Schriften. Stuttgart 1835 ff. [deutsch]
  • Wilhelm Heinrich Roscher (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2: Euxistratos – Hysiris, Leipzig 1897–1909, Sp. 2590–2591 (Artikel „Herse“)[5]
  • Wilhelm Heinrich Roscher (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2: Laas – Myton, Leipzig 1897–1909, Sp. 3172 (Artikel „Mondgöttin (Selene)“)[6]
  • Herbert Jennings Rose: Griechische Mythologie. München 2007, Seite 34.
  • Ernst Eberhard Friedrich von Seyffer: Beschreibung des Königlichen Landhauses Rosenstein. Stuttgart 1831, S. 27–30 [1].

Einzelnachweise

  1. Die Angaben in runden Klammern beziehen sich auf die Zählung der Ausgabe von Stephanus von 1572.
  2. Alkman 118 (Fragment 39 Bergk)
  3. Alkman 485 (aus dem Französischen)
  4. In Seyffer 1831, Seite 30, heißt es: „hinter ihr [Artemis/Selene] schwebt der Thau in weiblicher Jugend“. Es liegt nahe, daß von den beiden Taugöttinnen Ersa und Herse nur Ersa, die Tochter der Selene, gemeint sein kann. Ernst Eberhard Friedrich Seyffer, der Autor von Seyffer 1831, war übrigens Direktor der Königlichen Bau- und Gartendirektion und erhielt seine Informationen über das Relief direkt von Dieterich und Distelbarth.
  5. Das Alkman-Zitat wird richtig angegeben als „Alkm. frg. 48 [Bergk]“ (Spalte 2590) und falsch als „Alkmann fr. 39“ (Spalte 2591).
  6. Das Alkman-Zitat wird falsch angegeben als „Alkman frgm. 39 Bergk“ (Spalte 3172).

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Distelbarth, Friedrich, Artemis-Selene-Relief, mitte.jpg
Friedrich Distelbarth: Artemis-Selene-Relief (1830), mittlerer Teil. Sandstein, nach einem Entwurf des Malers Johann Friedrich Dieterich, Stuttgart, Schloß Rosenstein, Giebelfeld über dem Haupteingang
Distelbarth, Friedrich, Artemis-Selene-Relief, Bildfeld 6.jpg
Friedrich Distelbarth: Artemis-Selene-Relief (1830), Ausschnitt. Die jugendliche Taugöttin Ersa schwebt hinter ihrer Mutter Selene einher und benetzt aus einer Muschel mit Tau die Erde.