Erprobungsstelle See
Die Erprobungsstelle See (auch: E-Stelle See) bestand seit 1928 auf der Halbinsel Priwall in Lübeck-Travemünde und diente bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Erprobung von Fluggerät, vor allem Flugzeugen, für die Verwendung auf See.
Geschichte
- Juni 1914 Eintrag der Flugzeugwerft Lübeck-Travemünde ins Handelsregister
- Juni 1914 Erster Flug eines Flugzeuges
- Oktober 1917 Übernahme der Flugzeugwerft durch Fokker
- September 1918 Übergang der Werft an die Caspar-Werke
- April 1926 Aufnahme von Passagierflügen. Der Priwall wurde zum „Reichsflughafen“ mit Flugzeugwerft und europaweiten Flugverbindungen.[1] U. a. gab es im Sommer für das besser betuchte Publikum einen Flugzeug-Pendelverkehr Hamburg–Travemünde und eine Fluglinie Hamburg–Travemünde–Kopenhagen.
- Anfang 1928 Seeflugzeug-Erprobungsstelle. Ihr Leiter wurde der bisherige Chef der Caspar-Werke Hermann Moll. Moll blieb bis zum 30. Juni 1936 Leiter der E-Stelle See.
- 1. April 1928. Chefpilot und Leiter der „Fluggruppe“ wurde Ernst-August Roth.
- Januar 1929 Gründung der Erprobungsstelle des Reichsverbandes der Deutschen Luftfahrtindustrie
- Juni 1934 Einstellung des Passagierluftverkehrs
- Mai 1945 Schließung der Erprobungsstelle zum Kriegsende
Struktur
Als Vorgänger der Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr diente sie der Erprobung von Wehrmaterial der Wehrmacht. Sie bestand aus mehreren Wartungshallen, Landeplatz, Slipanlage sowie einem Flugleitstand. Die günstige Lage mit einer großen Freifläche an Land (ca. 1 km Durchmesser) sowie der Wasserfläche der Pötenitzer Wiek ließen hier die Erprobung von Wasser- und Amphibienflugzeugen zu. Seit 1938 gab es auf dem Gelände der E-Stelle See ein Flugzeugträgerlandedeck mit Seilfanganlage zur Erprobung von Trägerlandungen, Trägerflugzeugen und der Seilfanganlage selbst. In Pötenitz, schon auf dem Mecklenburgischen Ufer der Pötenitzer Wiek, befand sich das Luftzeugamt Pötenitz, von dem umfangreiche, von der Natur überwucherte Ruinen im bewaldeten Uferstreifen erhalten sind. Dazu gehört auch eine ehemalige Mole am mecklenburgischen Ufer.
Die Flugzeugwaffen wurden zunächst von der E-Stelle See selbst getestet und ab 1937 in der Erprobungsstelle für Flugzeugbewaffnung in Tarnewitz auf dem heutigen Gelände der Weißen Wiek.
Erprobungsgruppen 1933
- Gruppe A: Navigation, Funkwesen, Seemännische Ausrüstung, militärische Sondereinbauten
- Gruppe B: Betrieb von Flugzeugen, Schiffen, Docks, Katapulten und Fahrzeugen, Bodendienste
- Gruppe E: Flugdienst, Bereithaltung der Flugzeugführer
- Gruppe F: Flugzeugerprobung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Messungen, Berichte, Beurteilungen
- Gruppe G: Erprobung von Bordgeräten und Flugmessgeräten, Labor, feinmechanische Werkstatt, Fotodienst, Vervielfältigung
- Gruppe M: Motoren, Luftschrauben, Aggregate, Werkstatt und Prüfstände
Im Jahre 1936 bekamen die Gruppen den Kennbuchstaben E für Erprobung und eine Zahl, anhand der der Aufgabenbereich der Gruppe erkennbar war. 1938 wurden diese Kennungen noch einmal geändert. So wurde aus E1 (Flugzeuge) E7 (Flugzeuge und Einbau), während aus E3 (Motoren) E8 (Motoren) wurde und nach der Verlegung der Motorenerprobung in die Erprobungsstelle Rechlin wurde E8 zur Kennung für die Erprobungsgruppe für Flugbetriebstechnik auf Flugzeugträgern und die Erprobung der Flugbetriebsabläufe auf Flugzeugträgern. 1942 wurde die Erprobungsgruppe E 2/3 geschaffen für die Erprobung von See- und Trägerflugzeugen.
Erinnerungsstellen
An der Wiekstraße befindet sich eine Stele aus Mauerziegeln, an der ein Flugzeugpropeller befestigt ist. Dies ist ein „Denkmal für die toten Kameraden der Erprobungsstelle Travemünde 1929–1945“.[2]
Zwischen Strandpromenade und Maritim-Hotel ist ein historischer Propeller aufgestellt, der an die Geschichte des Priwalls als Seeflugerprobungsstätte erinnern soll.
Literatur
- Bodo Dirschauer: Lübecker Luftfahrtgeschichte, Steintor-Verlag, Lübeck
- Christine Vogt-Müller, Ulrich Nieschalk: Fliegerei auf dem Priwall, Bernard & Graefe, 1998, ISBN 978-3000-00321-9
- Heinrich Beauvais, Karl Kössler, Max Mayer, Christoph Regel: Deutsche Luftfahrt – Flugerprobungsstellen bis 1945, Bernard & Graefe, Bonn 1998, ISBN 3-7637-6117-9
- Hans A. Caspari u. a.: E-Stelle See Band 1–3, Luftfahrt-Verlag Walter Zuerl, Steinebach-Wörthsee
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Infotafel Hanseatenweg der Naturfreunde Deutschlands, Landesverband Schleswig-Holstein an der Mecklenburger Landstraße 128 sowie Seebadmuseum des Heimatvereins Travemünde e. V.
- ↑ Gefallenendenkmäler: Kriegs- und Ziviltote der Seeflug-Erprobungsstelle (E-Stelle) auf dem Priwall in Lübeck-Travemünde
Koordinaten: 53° 57′ 4,8″ N, 10° 53′ 8,3″ O
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(c) Bundesarchiv, Bild 102-00712A / CC-BY-SA 3.0
Das Rohrbach-Riesen-Flugboot ist das grösste der Welt. Es wiegt 300 Ctr. Die Flüfelspannweite beträgt 37 m, die Rumpflänge 22,70 m. Es ist mit 3 Motoren von insgesamt 2400 P.S. ausgestattet. Das ganze Boot besteht aus 8 wasserdichten Schoten wie sie die Ozeandampfer haben, welche bei Havarie völlig gegeneinander abgeschlossen und ein Untergehen des Flugbootes verhindern.
Ruinen des Luftzeugamtes See in Pötenitz, Stadt Dassow.
Autor/Urheber: Roland.h.bueb, Lizenz: CC BY 3.0
Auf dem Priwall in Travemünde, Wiekstraße erinnert ein Denkmal (Propeller) an die Toten der Seeflugzeug-Erprobungsstelle Travemünde.
Autor/Urheber: OTFW, Berlin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gedenktafel, Rohrbach Metallflugzeugbau, Sprengelstraße 29, Berlin-Wedding, Deutschland