Ernst te Peerdt

Selbstporträt

Ernst Carl Friedrich te Peerdt (* 25. November 1852 in Tecklenburg; † 20. Februar 1932 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler der Düsseldorfer und Münchner Schule.

Leben

Te Peerdt wurde als Sohn eines protestantischen Kreisrichters in Tecklenburg (Provinz Westfalen) geboren. Seine Jugend verbrachte er in Wesel, wo er das Gymnasium besuchte.[1] Ab 1868 besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf, wo ihn Eduard Bendemann und Andreas Müller unterrichteten. 1873 folgte ein Wechsel an die Münchner Akademie.[2] Dort unterwiesen ihn Ferdinand Piloty und Wilhelm von Diez. Ab 1874 erhielt er Unterricht bei Ludwig Knaus an der Berliner Akademie.

Porträt der Ehefrau

Von 1878 bis 1881 bereiste er Italien (Venedig, Ravenna, Rom, Capri, Süditalien). 1881 bis 1884 weilte er in Düsseldorf, wo er Mitglied des Künstlervereins Malkasten war. In den Jahren 1884 bis 1892 wohnte er in München. Dort heiratete er am 17. Dezember 1888 Wilhelmine (Minna) Baumgartner aus Burghausen. 1890 wurde seine Tochter Johanna geboren. 1893 ließ sich te Peerdt erneut in Düsseldorf nieder. In Düsseldorf wohnte te Peerdt 1910 in der Gneisenaustraße 12, Pempelfort.[3] Der Sohn Heinrich wurde 1895 geboren.

1909 trat te Peerdt dem Sonderbund bei und beteiligte sich an dessen Ausstellungen in der Kunsthalle Düsseldorf (1909) und im Kunstpalast Düsseldorf (1910). Zum Ehrenmitglied des Sonderbundes wurde er 1911 ernannt.[4] Seine Mitglieder, die sich vor allem für seine Freilichtstudien und Landschaften interessierten, betrachteten te Peerdt wegen seiner frühen impressionistischen Malerei als ihren Vorläufer.[5] 1914 organisierte Alfred Flechtheim te Peerdts erste Einzelausstellung in seiner Düsseldorfer Galerie. Im gleichen Jahr platzierte Flechtheim te Peerdt auf der Kölner Werkbundausstellung. Im September 1917 folgte eine Einzelausstellung beim Kölnischen Kunstverein. Flechtheim, der te Peerdt als „düsseldorfischen Liebermann“ propagierte,[6][7] stellte ihn erneut 1917, 1919, 1924 und 1930 aus. Am 11. Mai 1918 wurde te Peerdt auf der Großen Kunstausstellung im Kunstpalast Düsseldorf der Titel Professor verliehen.[8] 1919 wurde te Peerdt neben Christian Rohlfs auf Vorschlag von Karl Koetschau Ehrenmitglied der Düsseldorfer Künstlergruppe Das Junge Rheinland. Am 20. Juni 1925 verlieh ihm die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn die Ehrendoktorwürde. Im gleichen Jahr porträtierte ihn der Düsseldorfer Maler Arthur Kaufmann auf seinem Bild Die Zeitgenossen, um te Peerdt als „Ahnherrn“ der modernen rheinischen Malerei zu charakterisieren.[9] Die Kunstakademie Düsseldorf ehrte ihn am 25. November 1927 zu seinem 75. Geburtstag durch eine Morgenfeier und die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft. 1928 nahm te Peerdt an der Ausstellung Deutsche Kunst in Düsseldorf teil.[10] 1932 würdigte ihn Walter Cohen durch einen Nachruf in der Zeitschrift Die Kunst für Alle als einen „Maler-Dichter-Philosoph[en]“ mit einer „trotz vielen Sonderbarkeiten ehrfurchtsgebietende[n] Persönlichkeit“.[11] Im gleichen Jahr zeigte die Ausstellung Düsseldorf-Münchener Kunst in einem eigenen Raum des Kunstpalasts Düsseldorf eine „Gedächtnisausstellung für Ernst te Peerdt“,[12] in der auch das in hohem Alter geschaffene Selbstbildnis te Peerdts präsentiert wurde.[13]

Werk (Auswahl)

Malerei

Gesellschaft im Park (Parkszene), 1873, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Der Kupferdrucker (Der Banknotenfälscher; Ein Heliograph in seinem Atelier), 1876, Museum Kunstpalast
Gewölbekeller, Capri 1878
Gurkenstillleben, Öl auf Leinwand, 1917 erworben durch das Museum Kunstpalast[14]

Te Peerdts vielseitige Malerei wurzelt in der Kunst des 19. Jahrhunderts, besonders in den Traditionen der Düsseldorfer und der Münchner Schule. Seine malerische Ausdrucksweise war im Laufe seines Lebens mehreren Wandlungen unterworfen. Eines seiner Hauptwerke, die Gesellschaft im Park (1873), zeigt die Familie Sohn-Rethel im Park des Malkasten-Hauses.[15] Dieses Frühwerk überrascht durch seine Nähe zum französischen Impressionismus,[16][17] mit dem er in seiner Münchner Studienzeit durch den ungarischen Maler Pál Szinyei Merse in Berührung gekommen sein könnte.[18] Das in Düsseldorfer Tradition sorgfältig durchkomponierte Genrebild Der Kupferdrucker, das einen Banknotenfälscher bei der Arbeit zeigt, erinnert in der bekenntnishaften Direktheit an Johann Peter Hasenclevers Atelierszene.[19]

  • Testamentaufnahme, 1872[20]
  • Gesellschaft im Park (Parkszene), 1873, seit 1909 im Wallraf-Richartz-Museum, Köln[21][22]
  • Familie unter Birken, 1873
  • Der Kupferdrucker (Der Banknotenfälscher; Ein Heliograph in seinem Atelier), 1876, seit 1917 im Museum Kunstpalast, Düsseldorf (vormals Städtische Kunstsammlungen zu Düsseldorf)[23]
  • Der Negermönch, 1877[24]
  • Der Rhein bei Düsseldorf, 1878
  • Garten im Elternhaus, 1878[25]
  • Gewölbekeller, Capri 1878
  • Damenporträt, 1879
  • Ein Märztag, um 1881[26]
  • Um Nichts, um 1883[27][28]
  • Waldinneres bei Burghausen, 1890, seit 1919 Museum Kunstpalast, Düsseldorf[29]
  • Selbstbildnis
  • Gurkenstillleben, seit 1917 im Museum Kunstpalast, Düsseldorf

Schriften

Te Peerdt betätigte sich neben der Malerei als Kunstschriftsteller und Dramatiker. Ferner publizierte er philosophische Erörterungen und Übersetzungen aus dem Indischen.

  • Von dem Wesen der Kunst, 1893 (Digitalisat).
  • Das Problem der Darstellung des Moments der Zeit in den Werken der malenden und zeichenden Kunst, 1899[30] (Digitalisat).
  • Berufung, Drama, 1901.
  • Der Dichter und der Tod, Drama, 1906.
  • Gedanken über das Problem des Selbstbewusstseins bei Lesung der Upanishads, 1914.
  • Das Ding an sich – das Ding als Funktion, 1927.

Nachlass

Te Peerdts Nachlass verwahren das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf (Gemälde, Schriften, Briefe und weitere Dokumente) und das Stadthaus in Erftstadt-Lechenich (135 Zeichnungen, 19 Gemälde).

Literatur

  • Peerdt, Ernst Carl Friedrich te. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Menghin–Pötel, 2. Ausgabe, K. G. Saur Verlag, München 2007, ISBN 978-3-598-25030-9, S. 716.
  • G[eorg] Howe: Ernst te Peerdt. In: Die Kunst für alle: Malerei. Plastik, Graphik, Architektur. August 1922, S. 354 ff. (Digitalisat).
  • Ulrike Middendorf: Ernst te Peerdt (Maler, Philosoph und Schriftsteller, Tecklenburg 1852 – Düsseldorf 1932). In: Tecklenburger Beiträge, Band 3 (1996), S. 11–16.
  • Peerdt, Ernst te. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Dresden 1898, Band 2, S. 233.

Weblinks

Commons: Ernst te Peerdt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Schülerverzeichniss. In: Gymnasium zu Wesel. Jahresbericht über das Schuljahr 1867–1868. Voss & Fincke’sche Buchdruckerei, Wesel 1868, S. 28 (online)
  2. 02891 Friedrich Carl Ernst te Peerdt. Eintrag in der Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 13. Juli 2014
  3. Die Rheinlande. Monatsschrift für deutsche Art und Kunst. Jahrgang 10, Commissions-Verlag bei A. Bagel, Düsseldorf 1910, S. 114 (online)
  4. Ehrenmitglieder des Sonderbundes: Max Lieberman, Berlin; Ernst te Peerdt, Düsseldorf. Vgl. Digitalisat des Ausstellungskatalogs Sonderbund, Köln 1912, S. 12
  5. Nicole Roth: Ernst te Peerdt. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Band 2 (Katalog), Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 485, 486 (Katalognummer 435)
  6. Jan Zier: Spuren der Verfolgung. Artikel vom 16. Oktober 2013 im Portal taz.de, abgerufen am 13. Juli 2014
  7. Der Querschnitt. Band 2–3, 1922–1923, Kraus Reprint, 1970, S. 153
  8. Kunstchronik. Neue Folge, Verlag E. A. Seemann, Leipzig 1918, S. I (online)
  9. Die Zeitgenossen. Webseite im Portal duesseldorf.de (Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf), abgerufen am 13. Juli 2014
  10. Kristina Kratz-Kessemeier: Kunst für die Republik. Die Kunstpolitik des preußischen Kultusministeriums 1918–1932. Akademie Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004371-5, S. 545 (online)
  11. Walter Cohen: Ernst te Peerdt † In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 7, 1932, S. 236 (Digitalisat)
  12. Walter Cohen: Kunst in Düsseldorf 1932. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 11, 1932, S. 322–331, insbesondere S. 328–329 (Digitalisat)
  13. Düsseldorf-Münchener Kunstausstellung, Kunstpalast Düsseldorf, 14. Mai – 31. August 1932, Webseite im Portal eifel-und-kunst.de, abgerufen am 29. August 2014
  14. Inv.-Nr. M 4202
  15. Wieland Koenig (Hrsg.): Düsseldorfer Gartenlust. Katalog des Stadtmuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf zur gleichnamigen Ausstellung, Düsseldorf 1987, S. 170, 171 (Katalognummer 9.1 Parkszene)
  16. Walter Cohen: Hundert Jahre rheinischer Malerei. Verlag von Friedrich Cohen, Bonn 1924, S. 16
  17. Ekkehard Mai: Die deutschen Kunstakademien im 19. Jahrhundert. Künstlerausbildung zwischen Tradition und Avantgarde. Böhlau Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20498-3, S. 205 (online)
  18. Ernst Carl Friedrich te Peerdt. Webseite im Portal alfredflechtheim.com, abgerufen am 12. Juli 2014
  19. Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 417, 418
  20. Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. Verlag B. Volger, 1908, S. 359
  21. Gesellschaft im Park. Webseite mit Abbildungen des Gemäldes im Portal bildindex.de, abgerufen am 13. Juli 2014
  22. Ernst Carl Friedrich te Peerdt; Gesellschaft im Park, Düsseldorf, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, auf kulturelles-erbe-koeln.de, abgerufen am 25. Februar 2016
  23. Der Banknotenfälscher. Webseite mit Abbildung des Gemäldes im Portal alfredflechtheim.com, abgerufen am 13. Juli 2014
  24. Paul Mahlberg: Beiträge zur Kunst des 19. Jahrhunderts und unserer Zeit, herausgegeben von der Galerie Alfred Flechtheim GmbH anlässlich ihrer Eröffnung, Ernst Ohle Verlag, Düsseldorf 1913, Frontispiz (Schwarz-Weiß) sowie S. 47, 48, abgerufen am 13. Juli 2014
  25. Der Cicerone. Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers. Sechster Jahrgang, Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1914, S. 489
  26. Ausstellungen. In: Oesterreichische Kunst-Chronik / Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Literatur, 9. Juni 1881, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okc (Rezension: „Eine Gesellschaft in mittelalterlichem Costüme, welche inmitten kahler Bäume den Vorträgen eines Flötenspielers lauscht. Die Anordnung des Bildes ist eine etwas gesuchte, an den Modellstecher erinnernde. Die Zeichnung hingegen ist untadelhaft und die Farbenstimmung muss als eine gelungene bezeichnet werden.“)
  27. Correspondenzen. In: Salzburger Volksblatt, 9. Jänner 1883, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb (In Hallein am 7. Januar 1883 als Lebendes Bild aufgeführt, was die damalige Bekanntheit Ernst te Peerdts zeigt.)
  28. Zeitungsschau. „Universum“. In: Oesterreichische Kunst-Chronik / Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Literatur, 17. Oktober 1885, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okc (Abdruck des Bildes in der Zeitschrift Universum 2. Jahrgang, Heft 1.)
  29. Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf, 1919 an die Städtische Kunstsammlungen zu Düsseldorf, seit 2001 Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf. (alfredflechtheim.com)
  30. Moshe Barasch: The Language of Art. Studies in Interpretation. New York University Press, New York/ London 1997, ISBN 0-8147-1256-8, p. 247 (online)

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Ernst te Peerdt, Gurkenstillleben, Öl auf Leinwand, 1917 erworben auf der Großen Berliner Kunstausstellung in Düsseldorf durch Museum Kunstpalast, Inv.-Nr. M 4202
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"Capri, 1878" (Blick in einen Gewölbekeller mit zahlreichen Karaffen und Gemüse). Öl auf Holz, 60 x 45 cm
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