Wasmuth & Zohlen Verlag

Wasmuth & Zohlen Verlag UG
RechtsformUG
Gründung21. April 2019
SitzBerlin, Deutschland
LeitungBernhard Elias
BrancheMedien
Websitewww.wasmuth-verlag.de
Stand: 6. Juli 2020

Der Wasmuth & Zohlen Verlag UG (bis 2018 Ernst Wasmuth Verlag GmbH & Co.) ist ein 1872 gegründeter Verlag mit Sitz in Berlin und Tübingen. Zu den Schwerpunktthemen des Verlags gehören Architektur, Archäologie, Kunst und Design. Am 4. Mai 2018 wurde bekannt, dass der Verlag aufgrund eines Betrugsfalls Insolvenz anmelden musste.[1][2] Am 1. Mai 2019 übernahm die neugegründete Wasmuth & Zohlen Verlag UG den Verlag aus der Insolvenz.[3]

Geschichte

Auktionskatalog 1924

Am 1. Mai 1872 eröffnete Ernst Wasmuth (Regenthin 1845–1897) in Berlin eine Architekturbuchhandlung, die er schon bald um einen Fachverlag erweitern konnte. Der Architektur- und Kunstverlag Wasmuth veröffentlichte in der Folge einige Standardwerke, so unter anderem von Hermann Muthesius oder Frank Lloyd Wright. In dieser Zeit erschienen auch zwei Zeitschriften im Wasmuth Verlag, Der Städtebau und die Zeitschrift Architektur des XX. Jahrhunderts. 1875 trat Ernsts jüngerer Bruder Emil († 1894) in das Unternehmen ein.

Von 1905 bis 1928 wurde der Dehio, das Handbuch deutscher Kunstdenkmäler, herausgegeben. 1913 bis 1943 leitete Emil Wasmuths Sohn Günther den Verlag in Berlin. Günther Wasmuth gründete 1914 Wasmuths Monatshefte für Baukunst. In den Jahren 1919 bis 1926 arbeitete Günthers Bruder Ewald Wasmuth im Verlag mit. Dieser beendete die Verlagsarbeit zugunsten der eigenen Tätigkeiten als Philosoph und Übersetzer (u. a. Blaise Pascal). 1943 wurde der Verlag völlig zerstört.

Nach 1945 gründete Günther Wasmuth († 1974) den Verlag in Tübingen neu, während Buchhandlung und Antiquariat Wasmuth in Berlin neu eröffnet wurden. In der Folge konzentrierte sich der Verlag wieder auf die Bereiche Architektur, Kunst und Archäologie, wobei nun neben wissenschaftlichen Arbeiten auch Bildbände hinzukamen.

2018 musste der Verlag Insolvenz anmelden. Ein Jahr später entschloss sich der Unternehmer Bernhard Elias, den Verlag aus der Insolvenz zu übernehmen und das traditionsreiche Verlagsprogramm fortzusetzen. Mit dem in Berlin neu gegründeten Wasmuth & Zohlen Verlag kehrten der Verlag und sein Nachkriegsarchiv an den verlagsgeschichtlich alten Standort zurück. Mitgesellschafter wurden der Berliner Architekturpublizist Gerwin Zohlen und der seit 1990 bis zur Insolvenz als Geschäftsführer des Wasmuth Verlags tätige Ernst J. Wasmuth als beratender Senior Publisher. Themenschwerpunkte sind weiterhin Architektur und Städtebau sowie Berlin.[2][4]

Fretz & Wasmuth

Eine Nebenlinie des Verlags existierte ab 1928[5] in Zürich unter dem Firmennamen „Fretz & Wasmuth“. Der Verlag produzierte in der Nachkriegsära u. a. Bücher, die zu dieser Zeit in den Besatzungszonen bzw. in der BRD keine Verleger fanden, weil ihre Autoren (noch) diskreditiert waren. Dazu gehört z. B. die Autobiographie des Deutschnationalen Hans Bernd Gisevius, eines eifrigen Steigbügelhalters des NS-Unrechtsstaats, der nach eigenen Angaben später zum Widerstandsangehörigen wurde. Beides versprach nach 1945 keinen verlegerischen Erfolg in Westdeutschland; erst überarbeitete Neuauflagen ab 1961 schufen auch hier größere Leserkreise. Fretz & Wasmuth gehörte später zur NZZ und ging dann 1997 als Imprint im Scherz Verlag in Bern auf (2000 eingestellt, nach der Übernahme durch den S. Fischer Verlag 2003 gelöscht).[6]

Literatur

Die höchsten Bauwerke und Denkmäler der Welt. Nach einem im Verlag Ernst Wasmuth erschienenen photographischen Druck, in: Die Gartenlaube, 1882, Heft 40, S. 664.
  • Sabine Graichen: Interview mit Bernhard Elias zur Zukunft eines 150jährigen Traditionsverlages, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 47/48, 2022, S. 20–21.
  • Eva-Maria Neubert: 100 Jahre Verlag Ernst Wasmuth, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Bd. 28, 1972, S. 819f.; mit 1 Faksimile
  • N.N.: 125 Jahre Wasmuth. Katalog 9798 (= Teil der Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.), darin: Firmenchronik, S. III-XIV, sowie Die wichtigsten Wasmuth-Publikationen von 1872 bis 1997, S. XV-XXVIII, Tübingen: Wasmuth, 1997.
  • Roland Jaeger: Die Länder der Erde im Bild. Die Reihe Orbis Terrarum im Verlag Ernst Wasmuth, Berlin, und im Atlantis-Verlag, Berlin/Zürich. In: Manfred Heiting, Roland Jaeger (Hrsg.): Autopsie. Deutschsprachige Fotobücher 1918 bis 1945. Band 1. Steidl, Göttingen 2012, S. 98–131.
  • Roland Jaeger: Architektur, Kunst, Fotografie. 150 Jahre Verlag Ernst Wasmuth. In: Aus dem Antiquariat. NF, Nr. 20, 2012, ISSN 0343-186X, ZDB-ID 517761-3, S. 90–99.
  • Roland Jaeger (Hrsg.): Soeben erschienen. Anzeigen des Verlags Ernst Wasmuth im „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ 1872 bis 1943. Wasmuth & Zohlen, Berlin, 2022, ISBN 978-3-8030-3424-3.

Weblinks

Commons: Ernst Wasmuth Verlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst Wasmuth Verlag meldet Insolvenz an, boersenblatt.net, erschienen und abgerufen am 4. Mai 2018
  2. a b Gerhard Lehrke: Retter der schönen Bücher: Berliner holen Pleite-Verlag ins Leben zurück. 5. Mai 2019, abgerufen am 25. November 2019 (deutsch).
  3. Insolventer Ernst Wasmuth Verlag gerettet / Wasmuth & Zohlen führt Verlag fort. Abgerufen am 25. November 2019.
  4. Jaeger, Roland: Architektur, Kunst, Fotografie. 150 Jahre Verlag Ernst Wasmuth. In: Aus dem Antiquariat. Neue Folge 20. 2022. 3. S. 99.
  5. Ein in Swisscovery gelisteter Verlagsprospekt wird irrtümlich auf 1924–1938 datiert.
  6. Günther Fetzer: Verlagsgeschichte Droemer-Knaur. Droemer, 2017 (E-Book)

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Die Gartenlaube (1882) b 664.jpg
Bildunterschrift: „Die höchsten Bauerwerke und Denkmäler der Welt.
Nach einem im Verlage von Ernst Wasmuth in Berlin erschienen photographischen Druck.
1. Britanniabrücke b. Bangor, 63 M. – 2. Fig. d. „Freiheit“ New York (Proj.) 86 M. – 3. Hermann-Denkmal b. Detmold, 56 M. – 4. Dom z. Mailand, 109 M. – 5. Rathhaus z. Berlin, 88 M. – 6. Sphinx b. Gizeh, 12,5 M. – 7. Kutab Minar b. Delhi, 75 M. – 8. Kathedral z. Antwerpen, 123 M. – 9. Triumphbog. z. Paris, 47,7 M. – 10. Bavaria z. München, 30,5 M. – 11. Pagode z. Dschaggernath, 100 M. – 12. Feuersäule z. London, 59 M. – 13. Kathedrale z. Chartres, 115 M. – 14. Siegessäule z. Berlin, 61,12 M. – 15. East-River-Brücke in New-York, 90 M. – 16. Aquäduct b. Segovia, 33 M. – 17. Petrikirche z. Rostock, 126 M. – 18 Aquäd. b. Alcantara, 69 M. – 19. Trajanssäule z. Rom, 46 M. – 20. Elisabethkirche z. Breslau, 108,03 M. – 21. Nation.-Denkm. a. d. Niederw. 39,7 M. – 22. Kathedr. z. Salisbury, 122 M. – 23. Rotunde d. Wien. Weltausst. 85,3 M. – 24. Münster z. Straßburg, 143 M. – 25. Pauliskirche z. London, 111,3 M. – 26. Dom z. Lübeck, 120,5 M. – 27. Nicolaikirche z. Hamburg, 144,2 M. – 28. Kathedrale z. Amiens, 134 M. – 29. Pyrmamide z. Chefren, 133 M. – 30.Kathedrale z. Rouen, 149 M. – 31. Dom z. Cöln, 156 M. – 32. Pyramide d. Cheops, 137 M. – 33. Michaeliskirche z. Hamburg, 136,5 M. – 34. Stephansdom z. Wien, 137 M. – 35. Martinskirche z. Landshut, 132,5 M. – 36. Petersdom z. Rom, 138,7 M. – 37. Giraldakirche z. Sevilla, 111,5 M. – 38. Marienkirche z. Lübeck, 123,4 M. – 39. Münster z. Freiburg i. B., 125 M. – 40. Kirche S. Maria d. Fiorez. Florenz, 108,2 M. – 41. Dom z. Magdeburg, 103,6 M. – 42. Münster z. Ulm, 82,2 M. – 43. Brandenb. Thor z. Berlin, 26 M. – 44. Alexanderf. z. Petersburg, 50,2 M. – 45. Invalidendom z. Paris, 105 M. – 46. Obelisk v. Luxor z. Paris, 22, 5 M. – 47. Thurm z. Pisa, 57 M. – 48. Rathh. z. Brüssel, 108 M. – 49. Julisäule i. Paris, 44 M. – 50. Pantheon z. Rom, Kuppeldurchm. 40,8 M. – 51. Herculesfig. b. Kassel, 98,8 M. – 52. Bendôme i. Paris, 50,2 M. – 53. Notredamekirche i. Paris, 65 M. – 54. Garisendathurm z. Bologna, 83 M. – 55. Götzschthal-Viaduct i Sachs., 87,2 M. – 56. Obelisk v. Laterau-Pl. z. Rom, 29 M.