Ernst Stahl (Dirigent)

Eduard Friedrich Ernst Stahl (* 1. Januar 1846 in Schmiedeberg;[1]29. Oktober 1924 in Landshut[2]) war ein deutscher Musiker, Komponist, Kantor und Dirigent.

Leben

Stahl wurde 1864 in das Konservatorium Leipzig aufgenommen.[3] Er hatte in den 1870er[4] und Anfang der 1880er Jahre im erzgebirgischen Annaberg zunächst ein Privatorchester geführt. Er galt als talentierter Musiker, der selbst komponierte und arrangierte. Geschäftstüchtig vertrieb er nebenbei Pianos. Im Jahre 1882 wurde ihm in Annaberg der Titel eines städtischen Stadtmusikdirektors verliehen.[5]

1886 wechselte er nach Dresden, wo er als Chefdirigent die Gewerbehaus-Kapelle (heutige Dresdner Philharmonie) übernahm. Das Orchester, das sich einer großen Konkurrenz durch andere Kapellen in Dresden ausgesetzt sah, geriet in finanzielle Schwierigkeiten, sodass der die Kapelle betreibende Gewerbeverein seine vorläufige Auflösung beschloss. In der Folge wurde das gesamte Orchester im April 1890 aufgelöst und die Musiker samt Dirigenten entlassen.[6]

Ernst Stahl wurde im Folgejahr Kantor und Stadtmusikdirektor in Meißen, wo er die Nachfolge von Gottfried Hartmann übernahm, der dieses Amt seit 1840 innegehabt hatte.[7] Außerdem machte er sich als Komponist einen Namen.[6] In Meißen erwarb er sich große Verdienste um das musikalische Leben der Stadt.[2] 1892 wurde er außerdem in den Vorstand des Landeskirchenchorverbandes gewählt, wo er Nachfolger des am 18. August 1891[8] verstorbenen Dresdner Hofkantors Bernhard Klinger wurde.[9]

Privat hatten er und seine Familie im April 1897 einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, als sein unter Krämpfen leidender 18-jähriger Sohn in die Elbe fiel und ertrank.[10] Ernst Stahl trat im Jahre 1914 in den Ruhestand. Zum Nachfolger in seinem Amt in Meißen wurde Hans Fuchs gewählt, welcher zuvor Operettenkapellmeister am Chemnitzer Stadttheater war.[11] Seinen Ruhestand verbrachte Stahl im bayerischen Landshut bei Verwandten, wo er im Oktober 1924 auch verstarb.[2]

Werk (Auswahl)

Ernst Stahl galt lange als Urheber des Annaberger Bergmannsmarsches, schuf aber vermutlich nur Bearbeitungen dieses Werks für Klavier sowie für Orchester.[12]

  • 1887: Sinfonien, Nr. 5 (Sinfonie, E-Dur)[13]
  • 1890: Kriegerleben, op. 19 (Marschmusik)[14]
  • 1890: Liebst du mich?, Polka[15]
  • 1890: Penelopes Klage, Odysseus Rückkehr, Ouvertüre[16]
  • Serenaden, Harfe, op. 42, Serenade[17]
  • 1894: An der Quelle, op. 50 (Instrumentalstück, Des-Dur)[18]
  • 1896: Nocturnes, Flöte, Violine, Violoncello, Harfe, op. 66 (D-Dur)[19]
  • um 1900: Romanzen, Violine, Harfe, op. 69 (F-Dur)[20]
  • 1901: Les adieux (Der Abschied), op. 41, (Instrumentalstück, B-Dur)[21]
  • Herzensfrage, Polka[22]
  • Josepha-Gavotte, Gavotte[23]
  • O Herz, was willst du traurig sein, Chormusik[24]
  • Ohne Sorge!, Quartett[25]
  • Zum 90. Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers, Hymne[26]

Einzelnachweise

  1. Reinhard Vollhardt: Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen. Issleib, Berlin 1899, S. 220; urn:nbn:de:bsz:14-db-id3935049488.
  2. a b c Aus Sachsen. In: Sächsische Volkszeitung, 6. Oktober 1924, S. 7
  3. Emil Kneschke: Das Conservatorium der Musik in Leipzig. Seine Geschichte, seine Lehrer und Zöglinge. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1868, S. 61 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  4. „Provinzialnachrichten.“ In: Dresdner Journal, 4. Dezember 1877, S. 3
  5. Werner Kaden: 120 Jahre Erzgebirgische Philharmonie Aue: Festschrift. 2008
  6. a b Zänsler, Anneliese: Die Dresdner Stadtmusik, Militärmusikkorps und Zivilkapellen im 19. Jahrhundert. Laaber-Verlag, Laaber 1996, ISBN 3-89007-319-0, S. 181 ff.
  7. Günther Kaltofen (Hrsg.), Kurt Nichterlein: 100 Jahre Stadttheater im tausendjährigen Meissen. Meißen 1951, S. 49 (Digitalisat)
  8. Todesanzeige des Dresdner Hofkantors Bernhard Klinger In: Dresdner Journal, 20. August 1891, S. 4
  9. „Örtliches und Sächsisches.“ In: Dresdner Nachrichten, 18. Mai 1892, S. 1
  10. „Örtliches und Sächsisches.“ In: Riesaer Tageblatt und Anzeiger, 5. April 1897, S. 1
  11. Aus Stadt und Land. In: Sächsische Volkszeitung, 18. April 1914, S. 7
  12. Annaberger Bergmannsmarsch auf der Homepage des Bergmusikkorps Frisch Glück Annaberg-Buchholz/Frohnau e. V., abgerufen am 16. Januar 2022
  13. DNB 1181358787, abgerufen am 16. Januar 2022
  14. DNB 1186293977, abgerufen am 16. Januar 2022
  15. DNB 1185417176, abgerufen am 16. Januar 2022
  16. DNB 1187855561, abgerufen am 16. Januar 2022
  17. DNB 1182434592, abgerufen am 16. Januar 2022
  18. DNB 1182434266, abgerufen am 16. Januar 2022
  19. DNB 1182434487, abgerufen am 16. Januar 2022
  20. DNB 1182434541, abgerufen am 16. Januar 2022
  21. DNB 1182433901, abgerufen am 16. Januar 2022
  22. DNB 1179300149, abgerufen am 16. Januar 2022
  23. DNB 1179276280, abgerufen am 16. Januar 2022
  24. DNB 118786191X, abgerufen am 16. Januar 2022
  25. DNB 1179297814, abgerufen am 16. Januar 2022
  26. DNB 1179300726, abgerufen am 16. Januar 2022

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