Ernst Naumann (Musiker)

Bronze-Porträt

Karl Ernst Naumann (* 15. August 1832 in Freiberg; † 15. Dezember 1910 in Jena) war ein deutscher Organist, Komponist, Dirigent, Arrangeur und Musikwissenschaftler. Er ist vor allem durch seine Arrangements und Bearbeitungen der Musik von J.S. Bach, Mozart und Mendelssohn bekannt. Mit Schumann und Brahms war er persönlich befreundet, er dirigierte 1870 die Uraufführung der Alt-Rhapsodie.

Leben und Wirken

Karl (auch Carl) Ernst Naumann wurde 1832 in Freiberg[1] als Sohn des Geologen Carl Friedrich Naumann geboren.[2] Er war ein Cousin Emil Naumanns und ein Enkel von Johann Gottlieb Naumann, beide ebenfalls Dirigenten.

Ernst Naumann studierte Orgel bei Johann Gottlob Schneider (Sohn; 1789–1864) und Komposition bei Moritz Hauptmann und Ernst Friedrich Richter.[1] 1858 veröffentlichte er in Leipzig einen Aufsatz Über die verschiedenen Bestimmungen der Tonverhältnisse und die Bedeutung des pythagoräischen oder reinen Quinten-Systems für unsere heutige Musik.

Von 1860 bis zu seinem Tod war er Organist und Kapellmeister in Jena, ab 1877 auch Professor an der Friedrich-Schiller-Universität.[2]

Er arrangierte Werke von Bach, Beethoven, Mendelssohn, Mozart, Schumann und veröffentlichte Bearbeitungen von Bach, Händel und Vivaldi. Er bereitete 6 Bände mit Kantaten und Keyboard-Stücken von Bach und eine 9-bändige Bearbeitung seiner Orgel-Arbeiten zur Veröffentlichung vor. Eine Bearbeitung von Haydns Streich-Quartetten konnte er nicht mehr vollenden.[3]

Naumann war mit Brahms und Schumann befreundet. Die Ähnlichkeiten von Brahms Musik zu späten Werken Beethovens wurden zuerst in einem Brief von Albert Dietrich an Ernst Naumann vom 5. November 1853 erwähnt.[4][5] Naumann war eine der Personen, denen Dietrich im März 1858 kurz nach Schumanns Suizidversuch schrieb.[6]

Am 3. März 1870 dirigierte Naumann den Akademischen Gesangverein Jena zur Uraufführung von Brahms Alt-Rhapsodie mit Pauline Viardot-Garcia als Solistin.[7]

Ernst Naumann starb am 15. Dezember 1910 in Jena im Alter von 78 Jahren. Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Jenaer Nordfriedhof. 1946 wurde die Naumannstraße in Jena-West nach ihm benannt.

Kompositionen

Statt großen Sinfonien oder Opern beschränkte sich Naumann auf Kammermusik und Gesangsstücke. Er komponierte unter anderem folgende Werke:

  • Sonate in G-Moll für Bratsche und Klavier, Op. 1 (1854)[8]
  • 4 Stücke für Geige und Klavier, Op. 2 (komponiert 1859)
  • 5 Lieder von Joseph von Eichendorff für Gesang und Klavier, Op. 3 (komponiert 1860); Text von Joseph von Eichendorff[9]
  1. Morgen: „Fliegt der erste Morgenstrahl“
  2. Nachtwanderer: „Ich wand're durch die stille Nacht“
  3. Erinnerung: „Die fernen Heimathöhen“
  4. Wehmut: „Ich irr' in Tal und Hainen“
  5. „Grün war die Weide, der Himmel blau“
  • Drei Fantasiestücke für Cello (oder Bratsche) und Klavier, Op. 4 (1861)[10]
  • Drei Fantasiestücke für Bratsche (oder Geige) und Klavier, Op. 5 (1861)[10]
  • Streichquartett Nr. 1 in C-Dur für 2 Geigen, 2 Bratschen und Cello, Op. 6 (1862)
  • Trio in F-Moll für Geige, Bratsche und Klavier, Op. 7 (1863)
  • 5 Impromptus für 4-händiges Klavier, Op. 8 (1865)
  • Streichquartett in B-Dur [G-Moll?], Op. 9[1][10]
  • Serenade in A-Dur, Nonett für Flöte, Oboe, Fagott, Horn, 2 Geigen, Bratsche, Cello und Kontrabass, Op. 10 (1872)
  • Romanze aus dem Nonett für Geige und Klavier, Op. 10 (1874)
  • 4 Lieder für vierstimmigen Männerchor a cappella, Op. 11 (1873)[9]
  1. Im Frühling: „Lerchen singen in der Luft“
  2. An den Vollmond: „Vollmond, schaust so klar hernieder“
  3. Die Perle des Jahres: „Blau ist der Himmel, klar ist die Luft“
  4. Freundschaft und Gesang: „Was in der Töne Weihestunden“
  • Streichtrio in D-Dur, Op. 12 (veröffentlicht 1883; Geige, Bratsche und Cello)[11]
  • Streichquintett Nr. 2 in E-Dur für 2 Geigen, 2 Bratschen und Cello, Op. 13 (veröffentlicht 1880)
  • Salvum fac regem für Männerchor a cappella, Op. 14
  • 3 Lieder für Gesang und Klavier, Op. 15 (1879); Text von Julius Altmann
  1. Abendwolke: „Gold'ne Wolk' in stiller Höh'“
  2. Trauer: „Ich kann kein Lied jetzt singen“
  3. Strandlied: „Fahr' ich hin mit leichtem Kahn“
  • Pastorale für Kammerorchester, Op. 16 (Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten in B-Dur, 2 Fagotte, 2 Hörner in F, 2 Geigen, Bratsche, Cello, Kontrabass)[11]
  • Ehre sei Gott in der Höhe für gemischten Chor a cappella
  • Streichquartett in D-Moll

Aufnahmen

Ernst Naumanns Musik wurde auf diesen CDs aufgenommen:

  • Drei Fantasiestücke für Bratsche und Klavier, Op. 5; Ilya Hoffman (Bratsche), Sergey Koudriakov (Klavier)[12]
  • Streichtrio in D-Dur, Op. 12; Dresdner Streichtrio[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Edition Silvertrust
  2. a b Grove's Dictionary of Music and Musicians, 5th ed, 1954, Vol. VI, p. 35, Ernst Naumann
  3. CaroMitis
  4. Constantin Florios, Ernest Bernhardt-Kabisch, Johannes Brahms, Free But Alone: A Life for a Poetic Music
  5. Albert Dietrich, J V Widman, Dora Hecht, Recollections of Johannes Brahms
  6. Recollections of Johannes Brahms
  7. Peter Clive, Brahms and His World, A Biographical Dictionary@1@2Vorlage:Toter Link/chapters.scarecrowpress.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 375 kB)
  8. free-scores.com
  9. a b auf IMSLP
  10. a b c Klassika
  11. a b scorser
  12. ArkivMusic
  13. CD Universe

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Naumann, Ernst Nordfriedhof Portrait.jpg

Ein Bronze-Portrait von Ernst Naumann an seinem Grabstein auf dem Jenaer Nordfriedhof.