Ernst Morgenthaler

Ernst Morgenthaler (* 11. Dezember 1887 in Kleindietwil; † 7. September 1962 in Zürich) war ein Schweizer Maler und Grafiker.

Leben

Ernst Morgenthaler wurde als Sohn eines Ingenieurs und Direktor der lokalen Eisenbahnen 1887 in Kleindietwil geboren. 1897 zog die Familie nach Bern um, wo er das Gymnasium besuchte. Danach absolvierte er in einer Seidenspinnerei in Bern eine Lehre und nahm Unterricht in einer «Seidenwebschule» in Zürich. In Thalwil arbeitete Morgenthaler vier Jahre als Kaufmann. Diese Tätigkeit füllte ihn jedoch nicht aus. Nach längerem Schwanken zwischen Musik und bildender Kunst fiel seine Entscheidung zugunsten einer Malerlaufbahn. In Zürich nahm Morgenthaler bei Eduard Stiefel und anschliessend bei Fritz Burger in Berlin Malunterricht.

Von 1914 bis 1915 war Morgenthaler auf der Oschwand bei Cuno Amiet und liess sich in der Ölmalerei ausbilden. Dort lernte er auch seine Frau Sasha von Sinner kennen, die er 1916 heiratete. Im gleichen Jahr hielt sich Morgenthaler für seine Ausbildung in München auf und profitierte von dem dort lebenden Paul Klee.

Fresko Erdbeeri-Mareili, 1941
Fresko Erdbeeri-Mareili

Seit 1920 führte seine zunehmende Bekanntheit zu einer Vielzahl von Ausstellungen. 1922 zeichnete Morgenthaler das erste Titelbild für den Nebelspalter[1].

Nach seiner Rückkehr aus München lebte Morgenthaler mit seiner Frau für kurze Zeit in Hellsau und von 1918 bis 1920 in Oberhofen am Thunersee wo auch Hermann Hubacher und Fritz Brun wohnten. Ab 1920 lebte er in Wollishofen und ab 1923 schliesslich in Küsnacht. Weitere Anregungen erhielt der Maler durch den Umzug seiner Familie in die Nähe von Paris (1928) sowie durch mehrere Reisen, besonders nach Nordafrika. 1931 zog die Familie wieder in die Schweiz (nach Zürich-Höngg)[2].

Unter Morgenthalers freundschaftlichen Beziehungen zu Malerkollegen, Musikern und Schriftstellern ist besonders die zu Hermann Hesse hervorzuheben. Im März 1922 war der Schriftsteller Robert Walser acht Tage Gast der Familie Morgenthaler in Wollishofen.[3]

Von 1951 bis 1953 fungierte er als Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission. Auf Morgenthalers Vorschlag wurde Hans Stocker sein Nachfolger. 1957 setzte wieder eine rege Reisetätigkeit ein. In Sardinien erwarb er für seine Familie einen Wohnsitz.

Neben Ölbildern, Aquarellen, Wandmalereien und Zeichnungen gehört zu seinem Werk auch eine Reihe eigener Schriften.

Eines seiner Kinder wurde als der Arzt, Maler, Jongleur, Psychoanalytiker und Autor Fritz Morgenthaler (1919–1984) international bekannt. Sein zweiter Sohn, Niklaus Morgenthaler, wurde Architekt. Dieser war Partner im international bekannten Architekturbüro Atelier 5, lehrte an verschiedenen Universitäten in den USA und war Direktor der Kunstgewerbeschule Basel.

Ernst Morgenthaler starb 1962 in Zürich. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Zürcher Friedhof Hönggerberg.

Sammlungen

Bilder Ernst Morgenthalers befinden sich in den wichtigsten schweizerischen Museen: Aargauer Kunsthaus Aarau; Kunstmuseum Bern, Bündner Kunstmuseum Chur, Kunsthaus Glarus, Kunstmuseum Olten, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Kunstmuseum Solothurn, Kunstmuseum Thun, Kunstmuseum Winterthur, Museum Oskar Reinhart Winterthur, Kunsthaus Zürich.

Literatur

  • Künstler in der Werkstatt-Ernst Morgenthaler. In: Architektur und Kunst, Bd. 31, Heft 12, 1944, doi:10.5169/seals-25019#441, S. 385–388.
  • Hermann Hesse: Ernst Morgenthaler. Max Niehans, Zürich/Leipzig 1936.
  • René Wehrli: Ernst Morgenthaler. Editions du Griffon, Neuchâtel 1953.
  • Steffan Biffiger: Ernst Morgenthaler 1887–1962, Leben und Werk. Benteli, Bern 1994,[4]
  • Ernst Morgenthaler: Zum 70. Geburtstag des Künstlers mit einem Geleitwort von Hermann Hesse. Alfred Scherz Verlag, Bern, 1957
  • Dorothea Peters: Morgenthaler, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 116 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Ernst Morgenthaler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nebelspalter, 1922: Titelbild von Morgenthaler, S. 31. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  2. Zürcher Illustrierte, 1933: Warum ich in Zürich lebe. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  3. Vgl. Walser-Biografie, nachzulesen u. a. in «Geschichten», Bd. 2 der Walser-Gesamtausgabe im Suhrkamp-Verlag
  4. Buchbeschrieb, abgerufen am 7. August 2012.

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Fresko Erdbeeri-Mareili (Ernst Morgenthaler 1931)