Ernst Julius Marx

Orgelprospekt der Sophienkirche Berlin, 1790

Ernst Julius Marx (oft Ernst Marx; * 28. November 1728 in Ballenstedt, Fürstentum Anhalt-Bernburg; † 25. März 1799 in Berlin, Königreich Preußen) war ein bedeutender deutscher Orgelbauer in Berlin. Er wirkte in der Tradition von Joachim Wagner.

Leben

Der Vater George Christoph Marx war Tischler-Obermeister in Ballenstedt. Ernst Marx war spätestens seit 1753/55 in der Werkstatt von Johann Peter Migendt in Berlin beschäftigt. Ob er noch Joachim Wagner erlebte, der 1749 gestorben war, ist fraglich. Marx arbeitete mit Migendt gemeinsam (in Companie) und heiratete 1756 eine Schwester von dessen Frau, Maria Louisa Balke.

Nach dem Tod von Peter Migendt 1767 führte er die Werkstatt allein weiter. Schüler waren unter anderen Johann Simon Buchholz, der Schwiegersohn Johann Friedrich Falckenhagen, sowie der Sohn Friedrich Emanuel Marx, der die Werkstatt nach dem Tod des Vaters 1799 übernahm.

Ernst Julius Marx war der jüngste der Orgelbauer, die die Tradition von Joachim Wagner fortführten (auch wenn er ihn persönlich nicht mehr kennengelernt haben sollte) und der sie an seine Schüler weitergab.

Werkliste (Auswahl)

Ernst Julius Marx baute Orgeln in der Mark Brandenburg, einzelne auch in Pommern und Mecklenburg, und führte Umbauten und Reparaturen durch. Erhalten sind die Werke in Vielitz (fast vollständig), Falkenwalde (vorher Boitzenburg), Brunne und Plötzin (zugeschrieben), größere Teile in Białogard (Belgard) und Eberswalde und Rostock, sowie Prospekte in Altenkirchen (vorher Berlin Kattunfabrik), in der Sophienkirche Berlin und in Strausberg. Nicht mehr vorhandene oder nur in kleinen Teilen erhaltene Orgeln sind kursiv gesetzt.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1753–1755BerlinBalkonzimmer im Berliner Schloss
II/P22Orgel für Amalie von Preußen, gemeinsam mit Peter Migendt, 1767 in das Palais Unter den Linden 7, 1788 in die Schlosskirche Buch, seit 1956 in Pfarrkirche Zur Frohen Botschaft in Berlin-KarlshorstOrgel
1761StettinSt.-Nikolai-KircheII/P26Vertragsabschluss gemeinsam mit Peter Migendt, 1811 mit Kirche verbrannt[1]
1761PlötzinDorfkircheI/P13Urheberschaft vermutet, möglich wäre auch Gottlieb Scholtze, erhalten[2]
1766AltwriezenDorfkircheI/P19mit Teilen der Wagner-Orgel von 1735, einige Transmissionsregister, spätestens 1973 bei Abbruch der Kirche entfernt[3][4]
1769–1770BoitzenburgPfarrkirche St. Marien auf dem Berge1851 umgesetzt nach Falkenwalde durch Buchholz, erhalten[5]
1773BerlinSt.-Hedwigs-KathedraleII/P16 (10)1801 ersetzt[6]
1773–1774StrausbergSt. MarienkircheII/P28für 1430 Taler, mit 1451 Pfeifen, 1929 ersetzt durch Sauer-Orgel im bisherigen Prospekt, 2015 Restaurierung durch Scheffler → Heutige Orgel[7][8]
1775Belgard, heute Białogard, PommernMarienkirche1912 erweitert von Felix Grüneberg auf III/P, 43, erhalten[9]
1775Berlin-FriedrichstadtDreifaltigkeitskircheII/P28umgebaut, 1806 durch Truppen beschädigt, Innenwerk 1896 durch W. Sauer erneuert (III/P/37), 1943 zerstört[10]
1776Berlin-FriedrichstadtVernezobresches Palais, später Prinz-Albrecht-PalaisII/P31für Amalie von Preußen, danach in Reformierte Kirche Frankfurt (Oder), zerstört
(um 1773/1777?)BerlinKattunfabrik von Christian ErmelerII/PErbauungsjahr unbekannt; 1798 nach Altenkirchen umgesetzt durch Christian Erdmann Kindten, 1875 ersetzt, Prospekt und Register Quintaton 8' erhalten → Heutige Orgel[11]
1777Frankfurt (Oder)FriedenskircheII/P281881 ersetzt[12]
1777Friedrichsfelde bei BerlinDorfkirche1890 nach Eggersdorf umgesetzt, 1937 dort ersetzt[13]
1781–1783EberswaldeMaria-Magdalenen-Kirchemehrmals umgebaut und erweitert auf II/P, 27, neuer Prospekt, Teile erhalten[14][15]
1787PotsdamFranzösisch Reformierte Kirchenicht erhalten
1789VielitzDorfkircheI/p61917 Abgabe der Prospektpfeifen, 2011 umfassende Restaurierung durch Rühle mit rekonstruierten Prospektpfeifen und historischer Stimmung, fast vollständig erhalten.[16][17]
1790BerlinSophienkirche
Prospekt teilweise erhalten[18]
1791–1793RostockMarienkirche
(c) Photo by PtrQs, CC BY-SA 4.0
IV/P61größte Orgel von Marx, in Prospekt von Paul Schmidt von 1770, mehrmals ausgebessert, 1938 durch Sauer auf IV/P, 83 erweitert, 5 Register ganz oder teilweise von Marx und die Windladen erhalten → Geschichte der Orgel[19]
1796BrunneDorfkirche
(c) Tjalling Roosjen, CC BY-SA 4.0
I/P91865 repariert von Lütkemüller, 1893 von Hollenbach, 1917 Prospektpfeifen abgegeben, 1924/1925 neue Prospektpfeifen durch Schuke, 1997 restauriert durch Karl Schuke[20][21]Orgel

Orgel

1799CottbusOberkircheletzte bekannte Orgel, nicht mehr vorhanden[22]

Weitere Arbeiten

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1767Belgard, heute Białogard, PommernKircheUmbauten und Reparaturen
1775–1778StralsundSt.-Marien-Kirche
III/P51Reparatur und Umbau der Stellwagen-Orgel → Reparaturen
1778–1779StralsundSt.-Jakobi-Kirche
III/P45Umbau der Orgel von Christian Gottlieb Richter (1741) → Orgel
1791Golzow, UckermarkDorfkircheUmsetzung der Arp-Schnitger-Orgel von 1714 aus Sophienkirche Berlin (nach dortigem Marx-Neubau)[23]
1796HavelbergDomReparaturen
1796HavelbergSt. LaurentiusUmbau und Erweiterung

Literatur

  • Wolf Bergelt: Wagner-Geist im Orgelbau der Schüler. Band 2: Stettin – St. Nikolai. Freimut & Selbst, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0245-0.
  • Wolf Bergelt: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg. Freimut & Selbst, Berlin 2005, ISBN 3-7431-5217-7. S. 146 (ähnlicher Text im Weblink)
  • Ernst Julius Marx. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 356.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolf Bergelt: Wagner-Geist im Orgelbau der Schüler. Band 2. Stettin - St. Nikolai. Freimut & Selbst, Berlin 2014; Kontraktabschluss
  2. Orgel in Plötzin, Orgeldatabase (niederländisch).
  3. Einleitung Märkisch Oderland Institut für Orgelforschung, 4. Bild, mit Dispositionsentwurf von Marx
  4. Historisches Foto Orgellandschaft Brandenburg
  5. Kirche Falkenwalde Uckermark Kirchen, mit Geschichte der Orgel
  6. Orgel von St. Hedwig, Berlin, Orgeldatabase, mit Disposition (niederländisch)
  7. Geschichte der Orgel St. Marien Strausberg.
  8. Geschichte der Orgel in Strausberg, Institut für Orgelforschung, mit historischer Marx-Disposition.
  9. Orgel in Belgard@1@2Vorlage:Toter Link/www.organy.pro (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2023. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Wirtualne Centrum Organowe, mit falscher Schreibweise Marr (polnisch).
  10. Orgel der Dreifaltigkeitskirche Berlin, Orgeldatabase, mit Foto und Disposition (niederländisch)
  11. Die Orgel der evangelischen Kirche in Altenkirchen von Stefan Warmsiedler (PDF; 242 kB)
  12. Orgel in Frankfurt/Oder, Orgeldatabase, mit Disposition (niederländisch)
  13. Geschichte der Orgel in Eggersdorf Institut für Orgelforschung Brandenburg
  14. Orgel in Eberswalde, Institut für Orgelforschung
  15. Orgel in Eberswalde, Orgeldatabase.
  16. Neue alte Pfeifen Märkische Oderzeitung vom 5. Dezember 2011 (Pressespiegel), über Restaurierung
  17. Orgel in Vielitz, Orgeldatabase.
  18. Orgel der Sophienkirche, Berlin. Abgerufen am 31. August 2019.
  19. Die Marx-Orgel von 1793, Die Orgel der St.-Marien-Kirche zu Rostock; abgerufen am 25. Juni 2022.
  20. Orgel in Brunne, Orgeldatabase, mit Foto und Disposition (niederländisch).
  21. Ulrike Schwarz, Matthias Metzler, u. a. (Hrsg.): Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Teil 2: Gemeinde Fehrbellin, Amt Lindow (Mark) und Stadt (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein, 2003, ISBN 3-88462-191-2, S. 195.
  22. Acten, die Orgel betreffend Institut für Orgelforschung, historische Unterlagen
  23. Geschichte der Orgel Institut für Orgelforschung Brandenburg

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Orgel von Ernst Julius Marx (I/P/9, 1796; restauriert 1997) der evangelishen Dorfkirche Brunne, Gemeinde Fehrbellin, Brandenburg, Deutschland
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Blick zur Orgel der Marienkirche, Rostock
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Orgel der Sophienkirche in der Sophienstraße in Berlin