Ernst Cohn-Wiener

Ernst Cohn-Wiener (geboren als Ernst Cohn 25. Dezember 1882 in Tilsit; gestorben 13. April 1941 in New York) war ein deutscher Kunsthistoriker.

Leben

Ernst Cohn ging in Bromberg zur Schule und machte dort 1902 Abitur. Sein Studium der Kunstgeschichte absolvierte er in Berlin und Heidelberg. Cohn-Wiener promovierte 1907 an der Universität Heidelberg und lehrte anschließend bis 1933 als Dozent der Erwachsenenbildung an der Humboldt-Akademie, der größten Volkshochschule Berlins. 1921 heiratet er Eva Margarete Brasch (* 1891).[1]

Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde er nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 aus seiner Position entlassen und emigrierte zusammen mit seiner Frau 1933 nach England und 1934 weiter nach Indien, wo er am Kunstmuseum in Vadodara arbeitete und einen Katalog der dort vorhandenen europäischen Bilder publizierte.[2] Aus gesundheitlichen Gründen übersiedelte er 1939 in die Vereinigten Staaten. Er starb 1941 im Alter von 59 Jahren in New York.

Cohn-Wieners Hauptwerke, die vornehmlich die Künste Zentral- und Ostasiens, des Islam und des Judentums zum Thema hatten, entstanden in der Zeit zwischen 1921 und 1930. Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der universitären Kunstgeschichte war sein Werk zur Entwicklungsgeschichte der Stile in der bildenden Kunst, das im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts mehrere Auflagen erlebte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Anschließend machten das „Dritte Reich“ und die weitere Entwicklung der Kunstgeschichte zu einem hauptsächlich der Ikonologie – in den Augen ihres Begründers Erwin Panofsky eine historische Hilfswissenschaft – verpflichteten Fach die Stilgeschichte als zentrale kunsthistorische Arbeitsmethode obsolet.

Die von Cohn-Wiener zusammengestellte Sammlung von Fotografien west-turkestanischer Kunstwerke liegt heute im British Museum.[3] Sein Briefwechsel mit Maurice Laserson wird in der Wiener Library (London) aufbewahrt.[4]

Schriften (Auswahl)

  • Die Entwicklungsgeschichte der Stile in der bildenden Kunst 2 Bände. Teubner, Leipzig 1910.
  • Die jüdische Kunst: Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wasservogel, Berlin 1929 (grundlegende Zusammenfassung, bes. für Altertum und Mittelalter).

Literatur

  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 1: A–K. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0, S. 101–104 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Gierlichs, Joachim (2023) Ernst Cohn-Wiener (1882–1941) and his contribution on Islamic Art and Architecture in Central Asia. Journal of Art Historiography (28). ISSN 2042-4752 https://doi.org/10.48352/uobxjah.00004272
  • Cohn-Wiener, Ernst. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 5: Carmo–Donat. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1997, ISBN 3-598-22685-3, S. 257–263.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage zur Familie Brasch
  2. http://www.aggarwaloverseas.com/booksDetail.aspx?productID=80981&catId=AGO009&detail=t@1@2Vorlage:Toter Link/www.aggarwaloverseas.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Ernst Cohn-Wiener | Archnet. Abgerufen am 3. Mai 2018.
  4. http://www.aim25.ac.uk/cats/104/8472.htm