Ernst-Jörg von Studnitz

Ernst-Jörg von Studnitz

Ernst-Jörg von Studnitz (* 5. Juni 1937 in Berlin-Steglitz) ist ein deutscher Jurist und Diplomat.

Leben

Ernst-Jörg von Studnitz entstammt altem westmährischen Adel.[1] Nach dem Abitur begann er 1956 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Rechtswissenschaft zu studieren. 1957 wurde er im Corps Vandalo-Guestphalia recipiert.[2] Als Inaktiver wechselte er an die Freie Universität Berlin und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zwischenzeitlich studierte er 1962/63 Internationales Recht an der Indiana University Bloomington. Er legte beide juristischen Examen ab und wurde 1967 in Kiel zum Dr. iur. promoviert.[3]

Studnitz trat 1967 in den höheren Auswärtigen Dienst ein. Er kam 1969–1973 an die Deutsche Botschaft Moskau und 1973–1976 an die Deutsche Botschaft Ankara. Die nächsten vier Jahre war er erneut im Auswärtigen Amt in Bonn angestellt. Es folgte eine dreijährige Tätigkeit an der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York City. Nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten war v. Studnitz 1983–1986 wieder im Bonner Auswärtigen Amt eingesetzt, gefolgt von politischen Aufgaben in Ost-Berlin (1986–1990) und dann wieder beim Auswärtigen Amt in Bonn in der politischen Abteilung für Mittel- und Osteuropa.

Von 1995 bis 2002 war er Botschafter in Moskau. Als solcher gehörte er seinerzeit „zu den Diplomaten, die sehr früh die Visumerleichterungen kritisiert haben, die das Auswärtige Amt im März 2000 mit dem sog. Volmer-Erlass eingeführt hatte – und er kritisierte so sehr, dass in der Berliner Zentrale Moskau als ‚Hort des Widerstands‘ gegen die neue Visumpolitik angesehen wurde“.[4]

Seit 2002 ist Ernst-Jörg von Studnitz Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forums e. V., von 2003 bis März 2014 dessen Vorsitzender und seitdem Ehrenvorsitzender. Außerdem war er Mitglied im Lenkungsausschuss des deutsch-russischen Petersburger Dialogs.

Für seine Verdienste für die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland und Westeuropa wurde er 2005 mit dem Aleksandr-Men-Preis ausgezeichnet. Für sein Engagement zur Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen bekam Ernst-Jörg von Studnitz den Orden der Freundschaft der Russischen Föderation verliehen.[5] Dieser wurde ihm am Rande der Jahrestagung des Deutsch-Russischen Forums am 19. Oktober 2011 von Michail Fedotow überreicht.[6] Diesen Orden gab Ernst-Jörg von Studnitz am 28. Februar 2022, vier Tage nach Beginn des Russischen Überfalls auf die Ukraine zurück. In einem Begleitschreiben zur Rückgabe gab er unter anderem als Grund an: „Ich will mit einem ruchlosen Zerstörer des europäischen Friedens in keiner Weise verbunden sein. … Aber mit Ihrem machtbesessenen Führer, der durch lügenhafte Propaganda Gründe erfindet, um sich Nachbarvölker gefügig zu machen, gibt es nichts, das uns verbindet.“ Verbunden ist der Brief mit der Bitte, aus der Liste der Ordensinhaber gestrichen zu werden, weiter erklärte er: „Mit diesem Orden will ich in keiner Weise mehr identifiziert werden“.[7]

Ehrungen

Siehe auch

Literatur

  • Ernst-Jörg von Studnitz, in: Internationales Biographisches Archiv 04/2003 vom 13. Januar 2003, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte der Familie von Studnitz (Schönwalder Linie). Abgerufen am 7. November 2019.
  2. Kösener Corpslisten 1960, 69/54
  3. Dissertation: Das Recht der Regionalplanung in Schleswig-Holstein, dargestellt am Beispiel des Regionalen Landesplanungsverbandes Kieler Umland
  4. Damir Fras, Sigrid Averesch: Es waren haltlose Zustände. In: Berliner Zeitung, 21. April 2005
  5. Medwedew verleiht deutschem Ex-Botschafter Ernst-Jörg von Studnitz den Freundschaftsorden, RIA Novosti 21. Oktober 2011, abgerufen am 7. November 2019
  6. Deutsch-Russisches Forum e.V. – Gesellschaftliche Initiative zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen. Abgerufen am 7. November 2019.
  7. Miriam Hollstein: Ruchloser Zerstörer – Ex-Botschafter in Moskau schickt Putin-Orden zurück, online auf t-online.de, abgerufen am 28. Februar 2022.
VorgängerAmtNachfolger
Otto von der GablentzDeutscher Botschafter in Russland (Russische Föderation)
1995–2002
Hans-Friedrich von Ploetz

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