Erlanger Burschenschaft Frankonia

Erlanger Burschenschaft Frankonia
Basisdaten
Hochschulort:Erlangen
Hochschule/n:Universität Erlangen-Nürnberg
Gründung:12. Juni 1884
Korporationsverband:Deutsche Burschenschaft
Kartell / Kreis / AG:Schwarz-Weiß-Rotes Kartell, BG
Farbenstatus:farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze:schwarze Tellermütze
Art des Bundes:Männerbund
Stellung zur Mensur:pflichtschlagend
Wahlspruch:Ehre, Freiheit, Vaterland!
Website:frankonia-erlangen.de

Die Erlanger Burschenschaft Frankonia ist eine Studentenverbindung in Erlangen. Sie vereint Studenten und Ehemalige der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Verbindungsmitglieder werden Franken genannt.

Geschichte

Gründung

Die Frankonia wurde am 12. Juni 1884[1] von auswärtigen Burschenschaftern als Burschenschaft gegründet und sofort in den Allgemeinen Deputierten-Convent (ADC), die spätere Deutsche Burschenschaft (DB) aufgenommen. Grund war der Austritt der Burschenschaft der Bubenreuther aus dem ADC, weil sie die Bestimmungsmensur abgeschafft hatte. Damit die Erlanger Burschenschaft Germania weiterhin ein stabiles Paukverhältnis unterhalten konnte, musste mit der Frankonia eine weitere ADC-Burschenschaft gegründet werden.[2] Acht damals in Erlangen studierende auswärtige Burschenschafter fassten mit Unterstützung des ADC den Entschluss, die neue Burschenschaft zu gründen. Hermann Dietz (Germania Berlin, Cimbria Würzburg), Georg Krebs (Arminia München), Erich Liedke (Cimbria Würzburg), Paul Lorenz (Arminia Breslau), Amandus Lorenzen (Arminia München), Julius Pieper (Franconia Freiburg), Elimar Schendell (Germania Berlin) und Friedrich Speyer (Germania Leipzig) bildeten den ersten Stamm an Aktiven. Die beiden Münchener Arminen traten nach kurzer Zeit wieder aus, weil Frankonia sich zur germanistischen Richtung bekannte, Arminia München aber seit 1885 zum arministischen Prinzip. Die angelegten Farben Weiß-Schwarz-Rot-Weiß setzen sich aus den Farben Frankens (Rot-Weiß) und den Farben der Markgrafschaft Brandenburg (Schwarz-Weiß) zusammen. Im ersten Semester traten noch fünf Füchse ein, im darauffolgenden Wintersemester sieben und im Sommersemester 1885 noch einmal zehn Füchse. Als daher beim Wiedereintritt der Bubenruthia in den ADC die Auflösung der Frankonia erörtert wurde, wurde dies aufgrund des Mitgliederzuwachs und des festen Zusammenhalts der Franken verworfen.[3]

1885 wählten die Franken die zwei Jahre zuvor eröffnete Schlossgaststätte im Schloss Marloffstein als Exkneipe aus.[4]

Am 16. März 1895 schlossen sich die Alten Herren in Nürnberg zu einem Philisterverein zusammen.

Zum Ende des Sommersemesters 1908 wurde sie wegen eines Streites mit einem Universitätsassistenten von der Universität aufgelöst. Stattdessen gründeten die Aktiven zusammen mit anderen Burschenschaftern (zwei Berliner Germanen, ein Hallenser Germane und zwei Füchse, die eigentlich bei Frankonia aktiv werden wollten) zum Wintersemester 1908/09 die vom 28. März 1848 bis zum Wintersemester 1856/57 bestehende Burschenschaft Markomannia Erlangen neu, nachdem man erfahren hatte, dass es noch einige Alte Herren dieses Bundes gab. Im Sommersemester 1909 wurde die Auflösung der Frankonia nach erfolgreichen Einspruch aufgehoben, so dass Markomannia am 16. Juli 1909 vertagte und endgültig in der Frankonia aufging. Die vormaligen Markomannen erhielten das Recht, ihr blau-gold-rotes Band neben dem Frankonias zu tragen.[5] Seit 1919 wird das Band der Markomannia alle fünf Jahre als Ehrenband an verdiente Erlanger Franken verliehen.

Die Frankonia als Mitglied der Deutschen Burschenschaft (1915)

Am Ersten Weltkrieg nahmen 142 Mitglieder teil, von denen 21 starben.

Weimarer Republik

Am 29. April 1919 schloss Frankonia ein Kartell mit der Burschenschaft Germania Halle ab. Schon seit der Gründungs Frankonias hatten gute Beziehungen zur Germania Halle bestanden und im SS 1888 stellte Frankonia ihr einen Stützburschen ab. Das Kartell erhielt den Namen Schwarz-Weiß-Rotes Kartell und laut Satzung die Bestimmung der „Verbreitung des nationalen Gedankens in weitesten Kreisen“.[6]

1927 bezog sie ihr heutiges Verbindungshaus in der Loewenichstraße, nachdem sie ihr 1914 erworbenes Haus in der Goethestraße wieder verkauft hatte.

Nationalsozialismus

Im Sommersemester 1935 nahm Frankonia noch einen Teil der Mitglieder der Wehrschaft Franko-Bavaria Erlangen auf. Diese war am 19. Juni 1921 in Nürnberg durch die Landsmannschaft Hansea gegründet worden, um ein Paukverhältnis zu begründen, verlegte aber bald nach Erlangen. Franko-Bavaria Erlangen trug die Farben schwarz-weiß-blutrot mit weißer (Sommersemester) und schwarzer (Wintersemester) Tuchmütze.[7]

Als letzte Erlanger Burschenschaft vertagte sich die Frankonia in Folge des Heß-Erlasses und der Auflösung der DB zu Beginn des Wintersemester 1935/36. In den folgenden Jahren konnte die Frankonia gemeinsam mit der Turnerschaft Palatia, der Landsmannschaft Saxo-Guestphalia und der ATV Teutonia als Kameradschaft Hesselberg im NSD-Studentenbund fortexistieren.[8] Im Zweiten Weltkrieg starben 28 Mitglieder.

Die Zeit nach 1945

Frankonia begründete sich 1948 zunächst als Literarischer Club wieder und nahm ein Jahr später den Aktivenbetrieb als Burschenschaft wieder auf. Am 15. Juni 1950 beteiligte sich Frankonia an der Rekonstitution der DB.[9] Im Geschäftsjahr 1962/63 übernahm Frankonia den Vorsitz der Deutschen Burschenschaft.[10] 1993 stifteten Mitglieder der Frankonia und der Hamburger Germania in Halle/Saale die Burschenschaft Franco-Germania, die nach beiden Bünden benannt wurde und 1999 mit der Alten Leobener Burschenschaft Germania zu Clausthal zur heutigen Halle-Leobener Burschenschaft Germania fusionierte.[11] Zu dieser Burschenschaft unterhält die Frankonia ein Freundschaftsverhältnis.[12]

Mitgliedschaften

Die Erlanger Burschenschaft Frankonia ist Mitglied des Korporationsverbandes Deutsche Burschenschaft (DB). Innerhalb der DB ist sie Mitglied im Schwarz-Weiß-Roten Kartell, dem außer ihr noch die Burschenschaften Germania Halle zu Mainz und Germania Hamburg angehören, sowie der Burschenschaftlichen Gemeinschaft.

Prinzipien

Die Verbindung ist pflichtschlagend und farbentragend (Burschenband: Weiß-schwarz-rot-weiß von unten, mit silberner Perkussion)[13]. Als Kopfcouleur wird eine schwarze Tellermütze getragen. Es handelt sich um einen reinen Männerbund, der den Wahlspruch Ehre, Freiheit, Vaterland! führt.

Politische Einordnung

Anfang Juli 2014 fand die rechte Messe „Zwischentag“ in den Räumen der Frankonia statt.[14] Dabei handelte es sich um ein Netzwerktreffen unterschiedlicher Gruppen, Verlage und Zeitschriften der „Neuen Rechten“, an dem auch der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann, der Gründer der 1980 verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann, teilnahm.[15] Das Vorhaben, die Messe auch 2016 wieder im Verbindungshaus zu beherbergen, wurde nach der Medienberichterstattung abgesagt.[16]

Die Burschenschaft Frankonia wurde bereits 2001 vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet.[17] Seit dem 3. September 2015 ist die Frankonia Beobachtungsobjekt des Bayerischen Verfassungsschutzes.[17] Überdies wurde für dasselbe Jahr die Aktivitas der Erlanger Burschenschaft Frankonia aufgrund der Nähe zu rechtsextremistischen Gruppen verorteten Aktivitäten im bayerischen Verfassungsschutzbericht aufgeführt.[15] Laut Verfassungsschutzbericht sind Veranstaltungen bei der Frankonia wiederholt von Rechtsextremisten beworben und besucht worden.[18] Der Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, Florian Janik, empfand die Beobachtung als „begründet“.[14] Im bayerischen Verfassungsschutzbericht der Folgejahre wurde die Burschenschaft nicht mehr erwähnt. Die Burschenschaft wurde für 2016 und für 2018 im Verfassungsschutzbericht des Hamburger Landesamts für Verfassungsschutz erwähnt.[19] In der Aussprache zum bayerischen Verfassungsschutzbericht 2017 im Innenausschuss am betonte Burkhard Körner, Präsident des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz, dass die Frankonia weiterhin beobachtet werde; allerdings habe es im letzten Jahr keine berichtswürdigen Ereignisse gegeben.[20] 2018 wurde die Klage der Burschenschafter gegen die Erwähnung Im Verfassungsschutzbericht 2015 abgewiesen.[21] Der Bundesverfassungsschutz bezeichnete in seinem geleakten Gutachten zur AfD vom 15. Januar 2019 die Frankonia Erlangen als „rechtsextremistisch eingeordnete[] Burschenschaft[]“.[22]

Der Autor Akif Pirinçci referierte auf Einladung bei der Frankonia.[15]

2015 verschickten Mitglieder der Frankonia eine Couleurkarte der Verbindung, versehen mit Schmähparolen, an die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf.[15]

Als gezielte Provokation organisierte die Burschenschaft 2019 am Volkstrauertag eine Kranzniederlegung im universitären Schloßgarten.[23]

Bekannte Mitglieder

  • Christian Baeumler (1836–1933), Markomannia, Arzt, Professor und Direktor der Medizinischen Klinik in Freiburg im Breisgau
  • Hans-Georg Ballarin (1906–1986), Jurist und Hochschullehrer
  • Hans-Herbert Dengler (1905–1982), Verwaltungsjurist
  • Georg Fleischmann (1906–1970), Jurist, Kriminalpolizist, SD-Führer
  • Ludwig Franz Gengler (1902–1946), nationalsozialistischer Publizist und Politiker
  • Wilhelm Hartnack (1893–1963), Geograph, Hochschullehrer und Heimatforscher
  • Otto Hohls (1862–1899), südafrikanischer Generalarzt
  • Georg Kilian (1903–1973), Naturwissenschaftler und Manager
  • Hans Liermann (1893–1976), Staats- und Kirchenrechtler
  • Erwin Meyer (1888–1970), Vizepräsident des Bundesrechnungshofs
  • Max Pohlenz (1872–1962), klassischer Philologe, Professor für Klassische Philologie an der Universität Göttingen
  • Kurt Heinold (1930–2023), Gründungsmitglied des bayrischen Volleyballverbandes, Oberstudienrat, Oberster Wegewart des „Oberpfälzer Wald Verein“

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Meyers Konversationslexikon. 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel Studentenverbindungen.
  2. Franz Egon Rode: Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich. In: Christian Oppermann (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Bd. 23, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-8253-4727-7, S. 254
  3. K. Martin: Fünfzig Jahre Frankonia-Erlangen!, In: Burschenschaftliche Blätter, 49. Jahrgang (Okt. 1934), H. 1, S. 11.
  4. Heinrich Wilhelm: Schloß Marloffstein. Ein Beitrag zu fränkischen Geschichte. Selbstverlag des Altherrenverbandes der ehemaligen Burschenschaft Frankonia in Erlangen, 1938
  5. K. Martin: Fünfzig Jahre Frankonia-Erlangen!, In: Burschenschaftliche Blätter, 49. Jahrgang (Okt. 1934), H. 1, S. 12.
  6. K. Martin: Fünfzig Jahre Frankonia-Erlangen!, In: Burschenschaftliche Blätter, 49. Jahrgang (Okt. 1934), H. 1, S. 13.
  7. Ralph Bukowski: Frankonia Erlangen sucht Unterlagen für ihr Archiv. In: Burschenschaftliche Blätter, 113. Jg. (1998), H. 2, S. 101–102.
  8. Bernhard Grün: Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang - Studententum und Kameradschaftswesen im Nationalsozialismus (Historia academica - Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents Bd. 57), Würzburg 2019, S. 86
  9. Paulgerhard Gladen: Die deutschsprachigen Korporationsverbände. WJK, Hilden 2014. ISBN 3-933892-28-7. S. 132–146.
  10. Dietrich Heither, Michael Gehler, Alexandra Kurth, Gerhard Schäfer: Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Burschenschaften. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13378-5, S. 292.
  11. Unsere Geschichte – HLB! Germania. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. August 2021; abgerufen am 16. August 2021 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hlb.torsten-goerke.de
  12. Netzwerk & Mitgliedschaften – HLB! Germania. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. August 2021; abgerufen am 16. August 2021 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hlb.torsten-goerke.de
  13. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 35.
  14. a b Pressebericht Augsburger Allgemeine
  15. a b c d Pressebericht Nordbayern.de; Verfassungsschutz beobachtet "Frankonia" in Erlangen
  16. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 6. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verfassungsschutz.bayern.de Bayerischer Verfassungsschutzbericht 2015
  17. a b Antwort des Innenministeriums vom 8. April 2016 auf die Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Rinderspacher SPD vom 17. Dezember 2015: Burschenschaft Frankonia unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, LT-Drs. 17/10166 (PDF)
  18. Verfassungsschutzbericht Bayern 2015. (Memento desOriginals vom 6. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verfassungsschutz.bayern.de S. 138.
  19. Verfassungsschutzbericht 2016 des Hamburger Landesamts für Verfassungsschutz, S. 177 (PDF); Verfassungsschutzbericht 2018 des Hamburger Landesamts für Verfassungsschutz, S. 159.
  20. Bayerischer Landtag, Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport, 91. Sitzung, 11. April 2018, S. 12 ([1])
  21. Johann Osel: Burschenschaft Frankonia unterliegt Freistaat, Süddeutsche Zeitung vom 20. April 2018
  22. Wir veröffentlichen das Verfassungsschutz-Gutachten zur AfD“, netzpolitik.org vom 28. Januar 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  23. Nürnberger Nachrichten: "Erlanger Burschenschaft: Gezielte Provokation am Volkstrauertag", vom 20. November 2019, geladen am 18. August 2020

Literatur

  • Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – ihre Darstellungen in Einzelchroniken. WJK, Hilden 2005, ISBN 3-933892-97-X, S. 131–132.

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