Erich Stammer

Erich Stammer 2010
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Stammer (r.) bei einem Rennen in Berlin-Weißensee
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Erich Stammer (M.) bei der DDR-Stehermeisterschaft 1956, bei der er den zweiten Platz belegte.

Erich Stammer (* 11. September 1925 in Leipzig; † 3. November 2014[1] ebenda) war ein deutscher Radrennfahrer.

Radsport-Laufbahn

Erich Stammer kommt aus einer radsportbegeisterten Familie: Sein Großvater Bruno war als Schrittmacher tätig und sein Vater Arno als Amateur-Rennfahrer aktiv. Schon früh hatte auch Erich Stammer den Wunsch, Radrennfahrer zu werden. Beflügelt wurde seine Begeisterung durch die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Sein Vater, der nach einem schweren Sturz den Radsport aufgegeben hatte, versuchte, ihn davon abzubringen und ihn für Musik zu begeistern. Auf einem alten Rennrad seines Vaters begann Erich Stammer neben seiner Lehre als Maschinenschlosser jedoch heimlich, Rennen zu bestreiten. 1940 startete er erstmals beim "Ersten Schritt" bei einem Radrennen.[2]

1943 wurde Erich Stammer in Erfurt deutscher Jugendmeister im 100-km-Mannschaftszeitfahren. Wenige Tage darauf wurde er als Soldat eingezogen. 1945 kam er nach Hause zurück und schon 1946 fuhr er sein erstes Rennen nach dem Krieg. In den folgenden Jahren bestritt er erfolgreich Rennen auf der Straße sowie in verschiedenen Bahnradsportdisziplinen. 1948 errang er 25 und 1949 33 Siegerschleifen.[2] 1951 beschloss er, sich auf Steherrennen zu konzentrieren. 1952 wurde er Dritter der DDR-Stehermeisterschaft, 1953 Zweiter und 1954 schließlich DDR-Meister, womit er gleichzeitig den 150. Sieg seiner Karriere erzielte.[3] 1956 wurde er nochmals Zweiter und 1957 Dritter. Mehrerfach beendete er Saisons als Punktbester. 1957 beendete er seine aktive Radsport-Karriere.

Tätigkeit als Trainer

1959 nahm Erich Stammer eine Tätigkeit als Trainer beim „ASK Vorwärts Leipzig“ auf und machte eine Ausbildung zum Diplom-Trainer. Im Juni 1967 wurde seine Trainertätigkeit abrupt beendet, nachdem sein Sohn bei dem Versuch, aus der DDR zu fliehen, festgenommen worden war. Stammer wurde gekündigt, und er bekam Berufsverbot.

Stammer fand jedoch eine Anstellung im Kombinat „VEB Polygraph Leipzig“, stieg zum Inspektor für Berufsausbildung auf und erhielt im Herbst 1968 die Möglichkeit, als ehrenamtlicher Trainer mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Zudem wurde er 1976 zum ehrenamtlichen DDR-Obmann für den Stehersport ernannt. Als er 1983 jedoch bei einem Rennen in Brünn entgegen den Anweisungen der DDR-Sportführung seine Fahrer starten ließ, obwohl auch bundesdeutsche Sportler am Start waren, wurde er des Amtes enthoben.[4]

Späte Weltmeister-Ehren

Noch zu Zeiten der DDR hatte Stammer, der weiterhin jährlich mehrere Tausend Kilometer auf dem Rad trainierte, von den Masters-Rad-Weltmeisterschaften und dem Radweltcup für Senioren in St. Johann in Tirol (Österreich), gehört und geträumt, daran teilnehmen zu können. Schon ein Jahr nach der Wende reiste er nach St. Johann in Tirol, wo diese Wettbewerbe jährlich ausgetragen werden. Seither wurde er zweimal Weltmeister in seiner jeweiligen Altersklasse, zweimal Zweiter, dreimal Dritter und errang einmal den Weltpokal. 2002 und 2003 wurde er zudem Internationaler Tschechischer Meister in seiner Altersklasse.

Familiäres

Erich Stammer ist in zweiter Ehe mit der ehemaligen Kanutin und Weltmeisterin Annelies Bauer verheiratet. Auch sein älterer Bruder Arno war als Radrennfahrer aktiv.

Literatur

  • Ann Bauer: Ede startet durch! Das wechselvolle Leben des Leipziger Radsportlers Erich Stammer, Leipzig 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leipziger Volkszeitung: Traueranzeige
  2. a b Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 9/1953. Berlin 1953, S. 12.
  3. Präsidium der Sektion Radsport der DDR (Hrsg.): Radsport-Woche. Nr. 29/1954. Berlin 1954, S. 3.
  4. Wolfgang Taubmann, Johannes Zimoch, Wilfried Schulz (Hrsg.): Aufstehen-immer wieder. Spotless-Verlag (Kooperation), Berlin 2007, ISBN 3-937943-03-X, S. 141.

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Rudi Keil, Erich Stammer, Bruno Zieger Zentralbild Wendorf 29.7.1956 Bey-Ka. DDR-Meisterschaften im Radsport Am Sonnabend, dem 28.7.1956, wurden auf der Radrennbahn in Berlin Weissensee die DDR-Meisterschaften im Bahnfahren fortgesetzt. Den Titel im Dauerfahren holte sich der Favorit Bruno Zieger (Post Berlin) vor Stammer und Keil. Im 1000-m-Malfahren sicherte sich der Titelverteidiger Jürgen Simon (Einheit Berlin) vor Stäber (Dynamo Berlin) erneut die Meisterschaft. UBz:Die drei Erstplazierten im Dauerfahren über 75 km. V:l.n.r. Rudi Keil, (3. Platz) Erich Stammer (2. Platz) und der neue DDR-Meister Bruno Zieger während der Siegerehrung.
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Barandat, Erich Stammer Zentralbild Funck 13.8.1956 Schur siegte in Weissensee Bei der am Montag, dem 13.8.1956, stattfindenden Großveranstaltung der Bahnfahrer der DDR siegte im Verfolgungsrennen über 4000 m der Verdiente Meister des Sports Gustav-Adolf Schur über seinen Klubkammeraden Erich Hagen. UBz: Die Fahrer Barandat (3) und Stammer (5) während des Dauerrennens.
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Erich Stammer, ehemaliger Radrennfahrer aus der DDR