Erich Sanders

Erich Sanders, geboren als Erich Samerski (* 8. Juli 1908 in Töpchin; † 1979/1980), war ein deutscher SS-Funktionär, Nachrichtendienstler und Gestapo­beamter. Sanders war unter anderem Referatsleiter im Reichssicherheitshauptamt während des Zweiten Weltkriegs.

Leben und Tätigkeit

Samerski wandte sich bereits in jungen Jahren der völkisch-rechtsradikalen Bewegung zu. Um 1928 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 89.917).[1] Etwa zur selben Zeit trat er in die SA, den Straßenkampfverband der NSDAP, ein. In der Spätphase der Weimarer Republik gehörte Samerski dem wegen seiner Wildheit als „Mördersturm“ bekannt gewordenen Berliner SA-Sturm 33 an.

Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Samerski in das neugebildete Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa) in Berlin berufen und als Kriminalangestellter in den Staatsdienst übernommen. In den folgenden Jahren wurde er zum Kriminalkommissar und schließlich zum Kriminalrat befördert.

Nach der Übernahme der Geheimpolizei in Preußen durch die SS im April 1934 wurde Samerski weiterhin im Dienst des, nun von Reinhard Heydrich geleiteten, Gestapa belassen. Im Geschäftsverteilungsplan für die Gestapozentrale vom 25. Oktober 1934 ist er als Sachbearbeiter für „Parteiangelegenheiten“ mit dem Rang eines Kriminalassistenten in dem von Josef Meisinger geleiteten Dezernat II 1 H 1 (Partei-, HJ-, BDM-Angelegenheiten) nachweisbar.

Im Zuge der graduellen Verschmelzung von Polizei und SS in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre unter der Ägide von Heinrich Himmler wurde Samerski auch Mitglied der SS (Mitgliedsnummer 308.167), in der er jeweils gemäß dem von Himmler ausgegebenen Grundsatz der Dienstgradangleichung seinem Polizeidienstrang entsprechende SS-Dienstränge erhielt. Zum 30. Januar 1939 erreichte er den SS-Rang eines Sturmbannführers. Bis zum Jahr 1939 hatte Samerski im Polizeidienst den Rang eines Kriminalkommissars erreicht: Laut dem Geschäftsverteilungsplan des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 1. Juli 1939 war er inzwischen stellvertretender Leiter des Sachgebiets II H 2 (Angelegenheiten von SA, SS; NSKK, NSFK, HJ, BDM und angeschlossenen Verbänden – Bündische Jugend) im Referat II H (Angelegenheiten der Partei. ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände, ausländische Nationalsozialisten und Faschismus).

Während des Zweiten Weltkriegs änderte Samerski seinen vom rassistisch-völkischen Standpunkt aus gesehen zu slawisch klingenden Familiennamen in den vermeintlich germanischer klingenden Namen Sanders und nannte sich nun Erich Sanders. Im letzten Geschäftsverteilungsplan der Gestapo vom 1. Dezember 1944 erscheint Sanders als direkter Untergebener des Gestapochefs Heinrich Müller in der Amtsgruppe IV A, in der er als SS-Sturmbannführer und Kriminalrat das Referat IV A5b (Partei und Presseangelegenheiten) leitete. Er war damit als Referatsleiter ein gleichrangiger Kollege wie Adolf Eichmann, der das Referat IV A4 („Judenreferat“) leitete.

Nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 führte Sanders die Festnahme des ehemaligen Gestapochefs der Jahre 1933/1934, Rudolf Diels, durch.[2]

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Sanders nachrichtendienstlich in der Organisation Gehlen bzw. dem Bundesnachrichtendienst tätig. Zudem trat er gelegentlich mit Veröffentlichungen an die Öffentlichkeit. So erschien in der Neuen Zeitung vom 10. November 1949 ein Beitrag von ihm über die bündische Jugend, den Fritz Schmidt als „zwar kenntnisreich, jedoch von NS-Geist getränkt“ gekennzeichnet hat.[3]

Literatur

  • Stephen Tyras: RSHA Reich Security Main Office. Organisation, Activities, Personnel. 2022, ISBN 978-1-78155-867-6.

Einzelnachweise

  1. Numery członków SS od 308 000 do 308 999. Abgerufen am 20. April 2022 (SS- und NSDAP-Mitgliedsnummernliste für den SS-Mitgliedsnummerzahlenrahmen 308.000 bis 308.999, erarbeitet aus den offiziellen SS-Dienstalterlisten).
  2. Rudolf Diels: Lucifer ante Portas, 1950, S. 244.
  3. Fritz Schmidt: Ein Mann zwischen zwei Welten. Eberhard Koebels politische Entwicklung, seine ersten Jahre in der Emigration und seine Wirkung auf illegale dj. 1.11. 1997, ISBN 3-932435-28-1, S. 98.