Erich Saling
Erich Saling (* 21. Juli 1925 in Stanislau, Polen, heute Iwano-Frankiwsk, Ukraine; † 6. November 2021[1]) war ein deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer. Er gilt als Vater der Perinatalmedizin.
Leben
Erich Saling wurde 1925 als Sohn des Revierförsters Heinrich Saling und seiner Ehefrau Emma, geb. Hoffmann, geboren. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg 1943 zum Wehrdienst eingezogen, den er bis 1945 leistete. Von 1946 bis 1952 studierte Saling Medizin an den Universitäten Jena und Berlin. In Berlin wurde erhielt er 1952 die Approbation und wurde promoviert.
Von 1954 bis 1958 war er als Assistenzarzt an der Frauenklinik Berlin-Neukölln tätig. 1958 erhielt Saling die Anerkennung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Gleichzeitig begann er seine wissenschaftliche Tätigkeit über das Kind im Bereich der Geburtshilfe. 1963 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin für Gynäkologie und Geburtshilfe und wurde 1968 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 1976 wurde Erich Saling Leiter des Instituts für Perinatale Medizin der FU Berlin und zum Chefarzt der Abteilung für Geburtsmedizin an der Städtischen Frauenklinik Berlin-Neukölln.
1987 wurde Saling zum C4-Universitäts-Professor der Freien Universität Berlin berufen. Nach der Deutschen Wiedervereinigung und der Umstrukturierung der universitären Medizin in Berlin war er Universitätsprofessor für Perinatale Medizin der Charité. Erich Saling wurde 1991 emeritiert. Klaus Vetter wurde sein Nachfolger. 1993 gründete er das Erich Saling-Institut für Perinatale Medizin e.V. in Berlin.
1952 heiratete Erich Saling die Ärztin Hella Weymann. Aus der Ehe gingen zwei Söhne, sechs Enkel und vier Urenkel hervor.
Erich Saling starb am 6. November 2021 im Alter von 96 Jahren in Berlin. Die Beisetzung erfolgte am 3. Dezember 2021 auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend neben seiner 2006 verstorbenen Gattin Hella.
Medizinische Leistungen
Erich Saling entwickelte immer wieder Früherkennungsmethoden und Behandlungsverfahren, die zur Verringerung der Säuglingssterblichkeit und Frühgeburtlichkeit beitrugen. So katheterisierte er 1958 erstmals die Aorta des Neugeborenen sofort nach der Geburt und entwickelte eine neue Methode zur schnelleren Plazentabluttransfusion bei Frühabnabelung. 1960 nutzte er erstmalige Blutgasanalysen zur Ermittlung der Wirksamkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen beim Neugeborenen und entwickelte 1961 mit K. Damaschke eine Mikroschnellmethode zur Messung der Blut-O2-Sättigung, sowie die Fetalblutanalyse. Damit stand erstmals ein direkter diagnostischer Zugang zum menschlichen Feten im Mutterleib zu Verfügung. 1962 entwickelte Saling die Fruchtwasserspiegelung (Amnioskopie).
1965 führte Saling die klinisch-biochemische Zustandsdiagnostik beim Neugeborenen sofort nach der Geburt ein. 1972 gelang ihm erstmals die Speiseröhren- und Magenspiegelung beim Neugeborenen kurz nach der Geburt. 1978 führte Saling kontinuierliche scheidendesinfizierende Maßnahmen zur Vermeidung aufsteigender Infektionen bei Schwangeren und Kreißenden nach Blasensprung ein und entwickelte eine Apparatur zur telefonischen Übertragung vorzeitiger Wehen von der Wohnung der Patientin zur Klinik. 1981 entwickelte er den operativen Frühen Totalen Muttermund-Verschlusses (FTMV), eine neue Methode zur Vermeidung sich wiederholender später Fehlgeburten und Frühgeburten.
1984 erstellte Saling mit U. Blücher und J. Rothe Mikrofonaufnahmen des akustischen Milieus in der Gebärmutter während des Geburtsvorgangs. 1989 entwickelte er ein für die Routine geeignetes Frühgeburten-Vermeidungs-Programm und organisierte 1993 eine Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere zur Vermeidung von Spätaborten und Frühgeburten. 1999 entwickelte er eine neue Methode zur Selbstbestimmung des pH-Wertes des Scheidensekretes mittels indikatorbeschichteter Slip-Einlagen.
Schriften (Auswahl)
- Lues als Abort- und Frühgeburtsursache. Dissertation, Freie Universität Berlin 1952
- Neues Vorgehen zur Untersuchung des Kindes unter der Geburt: Einführung, Technik und Grundlagen. Gynäkol. 197 (1962), 108
- Die Blutgasverhältnisse und der Säure-Basenhaushalt des Feten bei ungestörtem Geburtsablauf. Habilitationsschrift, Freie Universität Berlin 1963
- Das Kind im Bereich der Geburtshilfe. Eine Einführung in ausgewählte aktuelle Fragen. Thieme Verlag, Stuttgart 1966
- mit F. E. Loeffler: Foetal and neonatal Hypoxia in relation to clinical obstetric practice. Arnold, London 1968
- Prävention von Frühgeburten. Giatrós: Gynäkologie 7 (1991)
Ehrungen und Auszeichnungen
- Prix Quadriénnal Fondation International de Gynécologie et d’Obstétrique (Belgien 1966)
- Maternité-Preis der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (1974)
- Michaelis-Plakette in Gold der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Maternité-Preis der European Association of Perinatal Medicine (1982)
- Aufnahme in den Stammbaum der Medizin als Begründer der Perinatologie (1986)
- Fellowship ad eundem of the Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (FRCOG) (1987)
- Ernst-Reuter-Plakette des Senats von Berlin (1988)
- Goldmedaille der Haackert-Stiftung (1991)
- Orden der Jugoslawischen Fahne mit goldenem Stern am Halsband (1991)
- Albert William Liley-Preis der International Society "The Fetus as a Patient" (1997)
- Orden des kroatischen Sterns (2001)
- Ehrendoktorwürde der Demokrit-Universität Thrakien in Alexandroupoli/Griechenland (2001)
- Bundesverdienstkreuz I. Klasse (2001)
- Carl-Kaufmann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (2006)
Erich Saling ist außerdem von zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften zum Ehren- oder korrespondierenden Mitglied ernannt worden.
Die World Association of Perinatal Medicine schuf 2000 den Erich Saling Perinatal Prize, der zu jedem Weltkongress verliehen wird.
Literatur
- Wolfgang Künzel: Grußworte anläßlich des 70jährigen Geburtstages von Professor Dr. Erich Saling. PerinatalMedizin 8 (1996), 7–8, doi:10.1007/s001520050004
Weblinks
- Prof. Erich Saling, Berlin, der "Vater der Perinatalmedizin", feiert 80. Geburtstag
- Curriculum vitae
- Literatur von und über Erich Saling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Berlin Der Regierende Bürgermeister Senatskanzlei Pressemitteilung vom 11/09/21 [Dieses Datum ist offensichtlich falsch!: Müller zum Tod von Prof. Dr. Erich Saling. Trauer um Inhaber der Ernst-Reuter-Plakette], abgerufen am 10. November 2021
Personendaten | |
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NAME | Saling, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer |
GEBURTSDATUM | 21. Juli 1925 |
GEBURTSORT | Stanislau, Polen |
STERBEDATUM | 6. November 2021 |
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Gynäkologe und Perinatalmediziner Prof. Dr. Erich Saling während eines Vortrags im Klinikum Links der Weser in Bremen
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Grabstätte, Erich Saling, Trakehner Allee 1, Berlin-Westend, Deutschland