Erich Dombrowski

Erich Dombrowski (* 23. Dezember 1882 in Danzig; † 29. Oktober 1972 in Wiesbaden) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er gehörte 1949 zu den Mitbegründern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Leben

Von 1916 bis 1926 schrieb Dombrowski Leitartikel für das Berliner Tageblatt, leitete dort das innenpolitische Ressort und fungierte als stellvertretender Chefredakteur. Von 1918 bis 1926 war er ebenfalls Mitarbeiter der Berliner Zeitschrift Die Weltbühne. Unter dem Pseudonym Johannes Fischart, das an den elsässischen Satiriker Johann Fischart (1546–1590) erinnerte, veröffentlichte er dort mehr als 100 Porträts über zeitgenössische Personen aus Politik und Publizistik. Die Porträts wurden von 1919 bis 1925 in einer vierteiligen Schriftenreihe Das alte und das neue System auch in Buchform publiziert und erzielten mehrere Auflagen. Von 1926 bis 1936 war Dombrowski Chefredakteur des Frankfurter General-Anzeigers, bis er auf Druck des NS-Regimes aus dieser Funktion entfernt wurde.

1945 gründete er zusammen mit dem Verleger Adolf Fraund den Neuen Mainzer Anzeiger, der am 26. Oktober 1945 zum ersten Mal erschien. Am 29. November 1946 gründete er mit französischer Lizenz in Mainz die Allgemeine Zeitung. Bei der Allgemeinen Zeitung Mainz sammelten sich einige der ehemaligen Redaktionsmitglieder der Frankfurter Zeitung. Als Nachfolgerin lässt sie sich deshalb noch nicht bezeichnen; erst die Frankfurter Allgemeine Zeitung durfte nach jahrelangen Verhandlungen den Titel Frankfurter Zeitung in ihr Impressum übernehmen. Dombrowski gehörte neben Hans Baumgarten, Karl Korn, Paul Sethe und Erich Welter im November 1949 zu den Gründungsherausgebern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zum Jahresende 1962 schied er aus dieser Position aus, schrieb jedoch noch bis 1972 für das Blatt. Zugleich war er bis 1957 Chefredakteur des Wiesbadener Tagblatts, der Mainzer Allgemeinen Zeitung und des Darmstädter Tagblatts.

Positionen

1955 veröffentlichte Dombrowski einen Kommentar zum 10. Jahrestag der Niederlage Hitlerdeutschlands. Darin wies er die angeblich von den Siegermächten vertretene These einer deutschen Kollektivschuld zurück. Hitler habe dem deutschen Volk den Krieg aufgezwungen, gegen den Willen aller „einsichtigen Militärs“. Nach einem „verzweifelten Ringen mit einer Koalition der ganzen Welt“, so bedauerte er, sei mit der Niederlage „Schmach und Schande“ gekommen, als die Sieger das deutsche Volk „mit einer Kollektivschuld belasten wollten, um es für alle Zeit zu ächten.“ Die Siegermächte seien von „geistiger Verwirrung“, „Hass“ und „Vergeltungssucht“ getrieben worden. Der 8. Mai 1945 sei ein „düsterer Tag der tiefsten Erniedrigung“ gewesen.[1] Dieser Kommentar war typisch für einen in der Ära Adenauer weit verbreiteten Standpunkt, der jedoch schon kurz nach Kriegsende auch von Autoren wie Gottfried Benn, Werner Bergengruen und Walter von Molo vertreten wurde.

Ehrungen

Sonstiges Engagement

Dombrowski gehörte von 1961 bis 1969 dem Beirat der Friedrich-Naumann-Stiftung an.

Werke

  • Erich Dombrowski: Zehn Jahre deutscher Kulturentwicklung vor dem Kriege 1914/15, Leipzig 1915.
  • Johannes Fischart: Das alte und das neue System, Berlin 1919.
  • Johannes Fischart: Köpfe der Gegenwart, Berlin 1920.
  • Johannes Fischart: Neue Köpfe, Berlin 1925.
  • Erich Dombrowski, Emil Kraus, Karl Schramm: Wie es war. Mainzer Schicksalsjahre 1945–48. Berichte und Dokumente, Mainz 1965.

Literatur

  • Carolin Dorothée Lange: Genies im Reichstag. Führerbilder des republikanischen Bürgertums in der Weimarer Republik. Hannover 2012, S. 118–123.
  • Ralf Haber: Mainzer Presse 1945–1950. Eine Modellstudie zur frühen Nachkriegszeit. Köln 1997.
  • Herbert Müller-Werth: Zur Geschichte der Wiesbadener Presse seit der Weimarer Zeit. In: Nassauische Annalen, 84. Band, 1973. S. 224–228.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dombrowski in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 7. Mai 1955. Hier zitiert nach Peter Hurrelbrink: Befreiung als Prozess. Die kollektiv-offizielle Erinnerung an den 8. Mai 1945 in der Bundesrepublik, der DDR und im vereinten Deutschland. In: Gesine Schwan, Jerzy Holzer, Marie-Claire Lavabre, Birgit Schwelling (Hrsg.): Demokratische politische Identität. Deutschland, Polen und Frankreich im Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14555-X, S. 71–119, hier S. 79.