Eric Bachmann
Eric Bachmann (* 3. März 1940 in Zürich; † 20. Februar 2019 in Kaiserstuhl) war ein Schweizer Fotograf. Er arbeitete unter anderem für das Schweizer Fernsehen SRF und realisierte als freier Journalist zahlreiche Reportagen im Ausland.
Leben
Eric Bachmann wurde in Zürich geboren. Seine ersten Schritte mit einem Fotoapparat machte er bereits als zehnjähriges Kind: Mit einer 6x9 Klappkamera fotografiert er im Zürcher Zoo Tiere und entdeckt seine Faszination für dieses Medium. 1956 begann er eine dreijährige Fotografenlehre beim legendären Fotostudio Meiner, das vor allem die gehobene Klientel vom Zürichberg und die Zünfter mit stilvollen Porträts bediente. Während Bachmanns Lehrzeit geriet der Betrieb finanziell ins Schleudern. Der Stift verblieb als einziger Angestellter, am Ende musste er seinen letzten Lehrlingslohn von 60 Franken mit einer Betreibungsdrohung einfordern.[1]
Ab 1959 beteiligte sich Eric Bachmann am Aufbau der Fotoabteilung des Schweizer Fernsehens DRS, verliess aber schon 1962 die feste Anstellung und betätigte sich als freier Fotograf. Er begleitet das Medium Fernsehen während rund 40 Jahren mit seinen Fotos und beliefert zahlreiche Redaktionen mit Bildern von Kurt Felix, Regine Kempf, Sandra Studer, Peter Schellenberg und anderen.
„Eric Bachmann ist vermutlich der Fotograf, der am meisten Fotos in den Studios des Schweizer Fernsehen DRS geschossen hat. Zumeist als freier Fotograf fotografierte er fast 40 Jahre lang die Fernsehmenschen. Darunter waren Dutzende von Covers, aber auch Bilder im Briefmarkenformat für die TV Programmseiten. Mit seinen Fotos bediente er alle Schweizer Printmedien, von der NZZ bis zur 'Glückspost'. Allein das Miniporträt des stets strahlenden Kurt Felix hat er mehr hundertfach an die Redaktion verhökert. Dieser lukrative Mehrfacheffekt ermöglichte es ihm, sich die grossen Reisen leisten zu können, bei denen er sich als Reporter künstlerisch verwirklichen konnte. Aber immer wiederkehrte er zu seinem Brotjob beim Schweizer Fernsehen DRS zurück.“[2]
Von 1963 bis 2001 unternahm Bachmann Reportagereisen in alle fünf Kontinente und Klimazonen. Er publizierte in Magazinen, Zeitungen und Büchern, bestritt Ausstellungen über Shetland, Leningrad, die 68er-Jahre und den Gränicher Wald. Daneben arbeitete Eric Bachmann regelmässig im freien Auftragsverhältnis für das SF DRS.
Muhammad Ali in Zürich
Zu den Höhepunkten der fotografischen Karriere von Eric Bachmann gehört die Dokumentation des Aufenthaltes von Muhammad Ali in Zürich. Hier trat der Box Champion am 26. Dezember 1971 zu einem Show-Kampf gegen seinen westdeutschen Widersacher Jürgen Blin an. Der Kampf endete in der siebten Runde mit einem Sieg durch K.o. Insgesamt blieb Muhammad Ali zehn Tage in Zürich. Eric Bachmann konnte ihn während der gesamten Zeit begleiten: So beim einem winterlichen Jogging-Ausflug auf den nahen Uetliberg, beim Shopping im Zürcher Arbeiterquartier, beim Training im Zürcher Limmathaus und schliesslich beim Kampf im Zürcher Hallenstadion. Bachmann hat später in der Ringier-Zeitschrift Sie und Er eine Reportage darüber veröffentlicht. Organisiert wurde der Show-Kampf vom Eventmanager Hansruedi Jaggi, der zuvor bei Konzerte mit Jimi Hendrix und den Rolling Stones in Zürich organisiert hatte. Der Kampf war für den Organisator ein finanzielles Fiasko.[3] Zur Begegnung mit dem Box-Champion sagte Eric Bachmann im Rückblick in einem Interview 2014:
„Es war ein grosser Spass. Wobei ich bei Ali nie sicher war, was er ernst meinte und was nicht. Er reimte ja auch oft irgendwelche, manchmal unzusammenhängende Dinge zusammen, das sprudelte nur so aus ihm raus. Das alles empfand ich einerseits als sehr amüsant, aber auch als etwas irritierend. Während der ganzen Zeit bekam ich den berühmten Muhammad Ali nie richtig zu greifen.“[4]
Eric Bachmann begleitete den Boxer auch auf den Zürcher Hausberg, den Uetliberg. Hier realisierten die beiden, dass die Schuhe von Muhammad Ali völlig ungeeignet waren:
„Oben auf dem Berg schien die Sonne, und er wurde langsamer, der Schnee hatte seine Füsse völlig durchnässt. Ali starrte auf die perfekten Schuhe und die warmen roten Socken der Zürcher Wanderer. Einen quatschte er an und fragte nach der Marke der Schuhe. Als wir wieder vor dem Hotel standen, erklärte Ali: ‹Und jetzt gehen wir Schuhe kaufen.› Er meinte: sofort. Er war total verschwitzt, und die grosse Limousine war verschwunden. Wir quetschten uns also in meinen kleinen Datsun – Ali, Trainer Angelo Dundee und der Reporter Walter Bretschert – und fuhren an die Langstrasse zum Schuhgeschäft Schönbächler, das der Wandersmann empfohlen hatte. Ali hatte Grösse 47, und es gab nur ein einziges Paar, das ihm passte, Bergschuhe in hellbraunem Kalbsleder. Der Ladenbetrieb brach zusammen, von der Strasse drängten Leute hinein. Jeder wollte ein Autogramm von Ali. Er hatte natürlich kein Geld bei sich, der Trainer auch nicht. Also bezahlte ich die Rechnung und schenkte Ali die Schuhe. Später kauften wir noch eine Pelzmütze und Handschuhe für die Läufe auf den kalten Üetliberg.“[5]
Der Aufenthalt von Muhammad Ali im Jahr 1971 in Zürich und die Dokumentation des Fotografen Eric Bachmann sind auch Gegenstand eines Bildbandes, der 2014 publiziert wurde.[6]
Reportagereisen
Eric Bachmann hat in seinem Leben über 100 zum Teil längere Reportagereisen unternommen.[7] In der Fotozeitschrift Nikon-News wurde seine Reisetätigkeit einmal so charakterisiert:
„Wer ist dieser Eric Bachmann, der in der Schweiz nebenbei friedlich Fische züchtet und im bolivianschen Urwald Fische von Hand fängt, um überleben zu können, - der, obwohl er Blut kaum sehen kann, sich mitten unter rohe uruguayische Seelenschlächter wagt, um blutige Szenen auf Film bannen zu können, die später Tierfreunde der ganzen Welt aufrütteln werden, der - weil gerade Not am Manne ist - seine Kamera beiseite legt und einem jungen Schweizer Arzt in abgelegenen Gegenden Perus beisteht, einheimischen Frauen Geburtshilfe zu leisten, der es mit Pfiff und Witz immer wieder schafft, einer oft pressefeindlichen südamerikanischen Polizei mit aufsehenerregenden, verbotenen Ablichtungen trostloser Armenviertel und politischer Demonstrationen, zu entrinnen. Und der es tatsächlich fertigbringt, bei einer Jagd in den Anden aus schwindelerregender Höhe seine gesamte Nikon-Ausrüstung mehrere hundert Meter in die Tiefe stürzen zu lassen, ohne dass diese nennenswerten Schaden nimmt.“[8]
- 1963–64 6 Monate in Südostasien; Indien, Nepal, Burma, Kambodscha, Malaya, Vietnam, Thailand
- 1965 Gabun: Lambarene
- 1966 Expedition ans Rote Meer für Unterwasserfilm- und Unterwasserfotoaufnahmen
- 1966 Tschechien
- 1967 Jugoslawien, Albanien, Malta, Zypern
- 1968 Tschechien
- 1969 Israel
- 1970 New York, Florida, Karibik
- 1971 Spanien, Marokko, Tunesien
- 1972 Südafrika, Botswana
- 1972–73 18 Monate in Südamerika; Uruguay, Argentinien, Paraguay, Bolivien, Peru, Chile, Brasilien
- 1975 Jugoslawien
- 1977 Indien, Westtibet
- 1979 Java, Bali
- 1980 Sri Lanka
- 1981, 82 Kanada: Quebec, Labrador, Newfoundland
- 1984 Kanada: British Columbia
- 1985 Irland
- 1986 Kanada: British Columbia
- 1987 Mauritius, Thailand
- 1988 Thailand, Burma
- 1989 Indien, Thailand, Nordvietnam, Südvietnam
- 1990 Kalifornien
- 1991–92 3 Monate Ostküste Amerika, Nicaragua, Costa Rica
- 1991–92 Irland
- 1992 Shetland, Russland
- 1993 Chicago, Nicaragua, Rusland
- 1994 Nicaragua, Sibirien, Kenia, Uganda Ruanda, Zaire
- 1995 Nicaragua
- 1997 Malaya, Australien, Amerika
- 1998 Nicaragua, Irland
- 1999 Italien
Eric Bachmann Archiv
Eric Bachmann hat noch zu seinen Lebzeiten mit dem Aufbau eines Archivs begonnen. Nach seinem Tod hat sein Neffe, der Grafiker Dominik Bachmann diese Aufgabe übernommen. Das Archiv umfasst mehr als 200 000 Fotografien, sowie Bücher und Drucksachen. Sämtliche seiner 2075 Portraitsfotografien sind hier aufbewahrt. Das Archiv soll in den nächsten Jahren weiter erschlossen und digitalisiert werden.[9]
Literatur (Auswahl)
- Bachmann, Eric; Schmid, Heidi: So ischs gsi. Geschichten aus Kaiserstuhl, Kaiserstuhl, Parterre Amtshaus 1986, 2002 (Nachdr.).
- Bachmann, Eric: Leutschenbach Karambuli. Perlen aus dem Archiv eines Fernsehfotografen, Zürich, Edition Patrick Frey 2001.
- Bachmann, Eric: Muhammad Ali, Zürich, 26. Dezember 1971, Zürich. Edition Patrick Frey 2014.
- Grobéty, Anne-Lise: Um im Februar zu sterben. Zürich, Edition Pudelundpinscher 2016.
- Bachmann, Eric: Casa Verdi, Zürich, Edition Patrick Frey 2016.
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1978, Kaiserstuhl, Amtshaus, Rhein-Brücken
- 1986, Kaiserstuhl, Amtshaus, So ischs gsi. Geschichten aus Kaiserstuhl
- 1992, Zürich, Globus, Shetland
- 1992, Zürich, Globus, Leningrad im Winter
- 1996, Gränichen, Chornhuus, Gränichen Wald
- 2019, Lugano, Fondazione Diamante, Canvetto Cultura
Gruppenausstellungen
- 2014, Zürich, Lausanne, Gex, Photobastei et al., L'Homme dans le monde – Der Mensch in der Welt (Wanderausstellung)
- 2018, Zürich, Bildhalle, Now You See Me! Muhammad Ali (1942–2016). Fotografien von Thomas Höpker, Gordon Parks, Marvin Newman, Flip Schulke, Steve Schapiro, Carl Fischer und Eric Bachmann
Weblinks
- Eric Bachmann Fotoarchiv ericbachmann.ch
- Albert-Schweitzer-Spital, Lambarene albertschweitzer.ch
- Muhammad Ali, Zürich, 26. Dezember 1971 muhammadali.ch
- Eric Bachmann im Verzeichnis der Fotostiftung Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Nikon News 4/73 S. 10/11
- ↑ Walter Bretschert: Leutschenbach Krambambuli. Perlen aus dem Archiv eines Fernsehfotografen. Edition Patrick Frey, Zürich 2001.
- ↑ Peter Hartmann, Eric Bachmann: Und Muhammad Ali flog über den Uetliberg. Hrsg.: Weltwoche. Nr. 3. Weltwoche Verlags AG, Zürich 2012, S. 42–45.
- ↑ David Sarasin: "Ali wollte sofort trainieren". Sie ist es, mit dem grössten Boxer durch Zürich zu ziehen? Der Fotograf Eric Bachmann hat Muhammad Ali während des Aufenthaltes 1971 begleitet. Hrsg.: Tages-Anzeiger. Tx Media AG, Zürich 13. Dezember 2014, S. 30.
- ↑ Peter Hartmann, Eric Bachmann: Und Muhammad Ali flog über den Uetliberg. Hrsg.: Die Weltwoche. Nr. 3. Die Weltwoche Verlags AG, Zürich 2012, S. 42–45.
- ↑ Dominik Bachmann: Muhammad Ali, Zürich, 26.12.1971. Hrsg.: Edition Patrick Frey. Edition Patrick Frey, Zürich 2014, ISBN 978-3-905929-65-2.
- ↑ Eine vollständige Liste seiner Reisen findet sich im Werkverzeichnis auf seiner Homepage.
- ↑ Nikon News 4/1973 S. 10/11
- ↑ Dominik Bachmann: Eric Bachmann Archiv. Dominik Bachmann, abgerufen am 17. Januar 2022.
Personendaten | |
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NAME | Bachmann, Eric |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Fotograf |
GEBURTSDATUM | 3. März 1940 |
GEBURTSORT | Zürich |
STERBEDATUM | 20. Februar 2019 |
STERBEORT | Kaiserstuhl |
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Autor/Urheber: Eric Bachmann Fotoarchiv, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Eric Bachmann während der dreijährigen Fotografenlehre beim Fotostudio Meiner, das vor allem die gehobene Klientel vom Zürichberg und die Zünfter mit stilvollen Porträts bediente.
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1965 reisten der Fotograf Eric Bachmann und der Journalist und Schauspieler René Magron im Auftrag der Tageszeitung Blick nach Lambarene, um das Lebenswerk Albert Schweitzers festzuhalten.
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Am 26. Dezember 1971 hallt nachts um elf der Gong: Im Zürcher Hallenstadion gibt der Schweizer Ringrichter Sepp Suter den Ring frei zur ersten Runde des Preiskampfs zwischen dem US-amerikanischen Schwergewichtsboxer Muhammad Ali (Cassius Clay) und seinem westdeutschen Widersacher Jürgen Blin. Das Copyright liegt bei Eric Bachmann Fotoarchiv. ericbachmann.ch muhammadali.ch
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In der Sendung "Ein Platz für Tiere" suchte Heidi Abel heimatlosen Vierbeinern ein neues Zuhause.