Erdfunkstelle Raisting

Koordinaten: 47° 54′ 0″ N, 11° 6′ 46″ O

Karte: Bayern
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Erdfunkstelle Raisting
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Bayern
Antennen der Erdfunkstelle Raisting
Erdfunkstelle Raisting mit Kirche – Panorama
Parabolantenne der Erdfunkstelle Raisting, Satellitenfunk
Radom, 2011
50-Pf-Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen Bundespost (15. Mai 1975)

Die Erdfunkstelle Raisting ist eine Erdfunkstelle für die Kommunikation mit Nachrichtensatelliten. Mit ihren weithin sichtbaren Parabolantennen stellt sie ein Wahrzeichen des Weilheimer Landes am Südende des Ammersees dar.

Geschichte

Nach der Prüfung mehrerer Standorte in Deutschland entschied man sich für den 1963 begonnenen Bau südlich von Raisting, da durch die topographischen Verhältnisse in der „Raistinger Wanne“ mit Hügelketten im Osten und Westen sowie den Alpen im Süden terrestrische Funksignale weitgehend abgeschirmt werden.[1]

Die Erdfunkstelle (auch „Erdefunkstelle“) bei Raisting wurde 1964 von der Deutschen Bundespost in Betrieb genommen. Sie gehörte zuletzt zur Unternehmenssparte T-Systems der Deutschen Telekom AG.

Am 12. Januar 2006 wurde die Erdfunkstelle von der T-Systems an das US-Telekommunikations-Unternehmen Emerging Markets Communications Inc. (EMC) verkauft. EMC stellt insbesondere im Auftrag von Hilfsorganisationen und verschiedenen Agenturen der Vereinten Nationen weltweit satellitengestützte Telekommunikationslösungen bereit.

Die Parabolantenne diente als Vorlage für die 50-Pfennig-Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen Bundespost.

Antenne 1

Die Antenne 1 befindet sich in einer strebenlosen, kugelförmigen Traglufthalle, einem Radom. Der Bau wurde 1963/64 nach Plänen von Hans Maurer errichtet. Die Antenne ist inzwischen nicht mehr offiziell in Betrieb, allerdings arbeiten Studenten der Technischen Universität München zurzeit daran, die Antenne wieder in Betrieb zu nehmen.[2] Sie sollte ursprünglich im Rahmen der ESMO-Mission (European Student Moon Orbiter) der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) als Bodenstation dienen.[3] Das ESMO-Projekt wurde jedoch von der ESA eingestellt.[4] Stattdessen werden nun andere Projekte im Radom verfolgt.[5]

Das Radom mit der darin befindlichen Parabolantenne mit 25 m Durchmesser sollte abgerissen werden, wurde aber 1999 unter Denkmalschutz gestellt. Es handelt sich um ein technisches Denkmal. 2009 wurde vom Kreistag die Erhaltung als technisches Museum beschlossen. Die gesamte Sende- und Empfangsanlage und der Drehmechanismus werden derzeit saniert.

Ende September 2010 wurde die Hülle im Auftrag der Radom Raisting GmbH ausgetauscht.

Am 28. Februar 2020 riss ein Sturm die Hülle des Radom herunter; sie lag danach unten auf dem Sockel des Bauwerks.[6][7] Wasser drang in die Betriebsräume und zerstörte die Elektrik.[8]

Die Anlage soll genutzt werden für

  • Radioastronomie
  • Beobachtung interplanetarischer Missionen
  • Amateurfunk (interkontinentale Kommunikation mit dem Mond als Reflektor sowie über Amateurfunk-Satelliten)

Einige Daten:[9]

  • Antennengewinn: bei 4170 MHz 58 dBi, bei 6390 MHz 61,5 dBi
  • Halbwertsbreite der Sende- und Empfangskeule: bei 4170 MHz 0,2 Grad
  • Drehgeschwindigkeit: max. 1,8 Grad/s
  • Einstellgenauigkeit: 0,02 Grad

Weitere Erdfunkstellen

Ebenfalls von der Deutschen Bundespost errichtet wurden die Erdfunkstelle Fuchsstadt und die Erdfunkstelle Usingen.

Einzelbelege

  1. Gerhard Ongyerth: Topographie und Kulturlandschaft. In: Georg Paula, Stefanie Berg-Hobohm (Hrsg.): Denkmäler in Bayern - Landkreis Weilheim-Schongau. I.23 Halbband 1. Karl M. Lipp Verlag, München 2003, ISBN 3-87490-585-3, S. XXV.
  2. Student Satellite Initiative Munich e.V.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ssimuc.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. ESA-Homepage des ESMO-Teams der Technischen Universität München
  4. ESA concludes student ESMO Moon orbiter project. Archiviert vom Original am 3. Juni 2012; abgerufen am 3. Juni 2012 (englisch).
  5. Das Radom als Labor. Abgerufen am 6. Oktober 2012.
  6. Orkan-Böen: Zugausfälle, umgewehte Bäume und herumfliegende Dixi-Klos. Augsburger Allgemeine, 28. Februar 2020.
  7. Radomhülle in Raisting zerstört. Kreisbote Weilheim-Schongau, 28. Februar 2020.
  8. Nachrichten: Sturmschaden am Radom in Raisting, In: Monumente, Ausgabe 2/2020, S. 35
  9. Clemens Marcuse DF4YM: Raistinger Radom vor Abriss gerettet. In: Deutscher Amateur-Radio-Club (Hrsg.): CQ DL Das Amateurfunkmagazin. Nr. 4-2010. DARC Verlag GmbH, April 2010, ISSN 0178-269X, ZDB-ID 124446-2, S. 239.

Weblinks

Commons: Erdfunkstelle Raisting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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In Reisting, in der Nähe des Ammersees (Bayern), befindet sich deutschlandweit die größte Erdfunkstelle für Funkanwendungen Satellitenfunk. Die Parabolantennen zur Funkkommunikation mit den Weltraumfunkstellen sind als Wahrzeichen weithin sichtbar.
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Die größte Erdfunkstelle der Welt bei Raisting (in der Nähe des Ammersees) ist eine Bodenstation für die Kommunikation mit Nachrichtensatelliten und ist mit ihren großen Parabolantennen weithin sichtbar.
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Rundbau mit neuer, strebenloser, kugelförmiger Kuppel aus Kunststoff (Radom)