Erdbebenschwarm

Als Erdbebenschwarm oder Schwarmbeben wird in der Geophysik eine bestimmte Form von Erdbebenserien bezeichnet. Dabei treten in bestimmten Regionen der Erdkruste mehrere Erdbeben innerhalb eines begrenzten Zeitraums auf. Die Beben haben meist eine ähnliche Stärke und ihre Häufung kann mehrere Tage bis etwa zu einem Jahr andauern.

Charakteristisch ist häufig ein langsames zeitliches An- und Abklingen der seismischen Aktivität, die keiner bekannten Gesetzmäßigkeit unterliegt. Da die Magnituden der Erdbeben eines Erdbebenschwarmes sich nur wenig unterscheiden, kann keine Einteilung der Seismizität in Vor-, Haupt- und Nachbeben vorgenommen werden.[1]

Übersicht über die Schwarmbeben im Mai und Juni 2014 im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Die Farben Rot, Orange und Gelb zeigen die Tiefe des jeweiligen Epizentrums in Kilometern an.

Die Bezeichnung Erdbebenschwarm wurde erstmals 1899 von Josef Knett in einer Abhandlung über eine Anhäufung von mehr als 100 makroseismisch wahrgenommenen Erdbeben in der Region Vogtland / Westböhmen verwendet, die sich im Jahre 1824 innerhalb von fünf Wochen ereigneten. Stärkere Beben in der Region gab es 1897, 1903, 1908, 1936 und 1962, 1985 und 2000. Im Winter 1985/1986 war das bisher stärkste gemessene Erdbeben im Vogtland / Böhmen, das eine Magnitude von 4,6 auf der Richterskala erreichte.[2] Ähnliche Werte wies die Bebenserie im Jahr 2014 auf, für die Magnituden von 4,2 bis 4,6 angegeben werden. Das Epizentrum dieses Bebens war nahe der tschechischen Stadt Nový Kostel in 8,5 Kilometer Tiefe.[3] Die letzte Serie von Schwarmbeben ereignete sich im Januar 2019.[4]

Erdbebenschwärme treten weltweit hauptsächlich in vulkanisch aktiven Regionen auf. Man vermutet deshalb, dass sie durch die Bewegung von Fluiden in der Erdkruste verursacht werden. Auch künstlich verursachte Schwärme von Mikroerdbeben wurden z. B. während der Erdölförderung und bei Druckversuchen in tiefen Bohrlöchern beobachtet.

Vorkommen in Deutschland

In Deutschland gibt es Erdbebenschwärme z. B. im Vogtland, in Hessen bei Groß-Gerau[5] und bei Bad Schwalbach im Taunus[6](Ereignisse in Andernach werden dabei mitbetrachtet[7]) sowie in Bayern am Hochstaufen bei Bad Reichenhall. In letzterem Gebiet hat sich gezeigt, dass es nach Starkregen zu Erdbebenschwärmen kommt.[8]

Einzelnachweise

  1. lexander Hemmann: Relativrelokalisierung von Schwarmbeben in der Saxothuringischen Seismotektonischen Provinz. Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2. Juni 2002, abgerufen am 29. März 2022 (Dissertation PDF).
  2. Bebenschwärme im Gebiet von Novy Kostel (Tschechische Republik), umwelt.sachsen.de, abgerufen am 3. Juni 2014
  3. Stärkstes Erdbeben seit 1985, Mitteldeutsche Zeitung, 1. Juni 2014, abgerufen am 30. Juni 2021.
  4. Schwarmbeben im Vogtland! Mehrere Erdbeben erschüttern Sachsen. In: tag24.de. 23. Januar 2019, abgerufen am 27. Januar 2019.
  5. Erdbeben-Experten erkennen Serie (Memento vom 24. Juli 2018 im Internet Archive) In: Darmstädter Echo vom 31. Oktober 2014.
  6. Homuth: Mikroseismizität in Hessen – Die Erdbebenserie bei Bad Schwalbach im Taunus. HLNUG, abgerufen am 2. Juli 2019.
  7. Jens Skapski: Kleiner Erdbebenschwarm in Andernach. Jens Skapski, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  8. Wenn es in Bayern Erdbeben regnet - Niederschlag kann seismische Instabilität auslösen (Memento desOriginals vom 9. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-muenchen.de, Uni München, 2. November 2006

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Übersicht über die Schwarmbeben im Mai und Juni 2014 im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. (Die Farben rot, orange und gelb zeigen die Tiefe des jeweiligen Epizentrums in Kilometern an). (Grafik: eskp.de/CC BY)