Erdbeben von Iquique 1877

Erdbeben von Iquique
Datum9. Mai 1877
IntensitätXI  auf der MM-Skala
Magnitude8.8 MW
Epizentrum19° 36′ 0″ S, 70° 12′ 0″ W
Landdamals Peru, heute Chile
Tsunamija
Tote2541

Das Erdbeben von Iquique 1877 war ein schweres Erdbeben am 9. Mai 1877 um 21:16 Uhr Ortszeit (0:59 Uhr am 10. Mai UTC). Es hatte eine Magnitude von 8,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala[1] und eine maximal gefühlte Intensität von XI (Extrem) auf der Mercalliskala.[2] Es löste einen verwüstenden Tsunami aus. Insgesamt wurden durch die Auswirkungen des Erdbebens 2541 Menschen getötet, vor allem in Peru und im Norden von Chile, doch auch Hawaii und Japan, die vom Tsunami erreicht wurden, meldeten Opfer.

Tektonischer Überblick

Die Küstenregionen von Peru und Chile liegen oberhalb der Subduktionszone, an der sich die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte schiebt, entlang des Atacamagrabens. Die Rate der Konvergenz beträgt etwa acht Zentimeter pro Jahr. Diese Plattengrenze war Ort zahlreicher großer Megathrust-Erdbeben; weitere Erdbebenereignisse in der Region werden durch Verwerfungen innerhalb sowohl der subduzierenden als auch der überschiebenden Platte hervorgerufen.[1]

Schäden

Die Erdstöße führten zu wesentlichen Schäden entlang der Küstenbereiche der Regionen Tarapacá (damals Peru) und Antofagasta (damals Bolivien). Der Tsunami erreichte auf einer Länge von 500 Kilometern – von Arica im Norden bis nach Mejillones im Süden eine Wellenhöhe von zehn Metern.[3] In Arica erreichte die Flutwelle die Kathedrale. Das Wrack der USS Wateree, das von der letzten Flutwelle des durch das Erdbebens von Arica ausgelösten Tsunamis von 1868 mehrere hundert Meter weit ins Landesinnere gespült worden war, wurde durch den Tsunami mehrere Kilometer weiter nach Norden und näher zurück an die eigentliche Uferlinie verfrachtet.[4] Durch den Tsunami wurden in Hilo, Hawaii fünf Personen getötet und 37 Häuser zerstört. In Japan starben durch den Tsunami auf der Bōsō-Halbinsel zahlreiche Bewohner.[5]

Erdbeben und Tsunami

Die Erdstöße dauerten in Caleta Pabellón de Pica, einer Küstenstadt etwa 70 km südlich von Iquique, etwa fünf Minuten an. Das Gebiet mit einer gefühlten Intensität von VIII oder mehr auf der Mercalliskala reichte von etwa 50 km südlich von Arica bis südlich von Cobija. Daraus lässt sich ein Reißen der Erdkruste auf einer Länge von etwa 420 km ableiten.[6]

Der Tsunami wirkte sich auf die Küste Perus, Boliviens (das vor dem Salpeterkrieg noch Zugang zum Meer hatte) und den Norden Chiles aus. Er erreichte auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans auch Australien, Neuseeland, Samoa, Tonga und Fidschi sowie nördlich des Äquators auch Hawaii, Mexiko, Kalifornien und Japan.[5] In Arica wurden insgesamt acht einzelne Tsunamiwellen beobachtet.[7] Die Höhe des Tsunami erreichte auf den Hawaii-Inseln in Hilo 5 m und in Kahului 6,6 m sowie auf den japanischen Inseln Honshū in Kamaishi 3 m und auf Hokkaidō in Hakodate eine Höhe von 2,4 m. In Nagasaki im Süden der Insel Kyūshū betrug die Wellenhöhe 3 m und im neuseeländischen Wellington 1,5 m.[3]

Erdbebengefahr in der Zukunft

Das Gebiet, in dem 1877 die Erdkruste riss, wurde als eine der großen seismischen Lücken anerkannt. Das Tocopilla-Erdbeben von 2007 mit der Magnitude Mw = 7,7 ereignete sich am südlichen Rand dieser Lücke. Das Risiko eines großen Megathrust-Erdbebens innerhalb dieses Gebietes wurde dadurch nur unwesentlich verringert.[1] In diesem Gebiet wurde eine Wiederholzeit von 135 Jahren für große Erdbeben geschätzt, sodass ein großes Erdbeben mit ähnlichem Ablauf wie 1877 in der näheren Zukunft bevorstehen dürfte.[8]

Literatur

Belege

  1. a b c Bertrand Delouis, Pardo Mario; Legrand, Denis und Monfret, Tony: The Mw 7.7 Tocopill,a Earthquake of 14 November 2007 at the Southern Edge of the Northern Chile Seismic Gap: Rupture in the Deep Part of the Coupled Plate Interface Archiviert vom Original am 24. Juli 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saferproject.net (PDF) In: Bulletin of the Seismological Society of America. 99, Nr. 1, 2009, S. 87–94. doi:10.1785/0120080192.
  2. NGDC: Comments for the Significant Earthquake (Englisch) Abgerufen am 26. Januar 2011.
  3. a b Tokutaro Hatori: Study on distant tsunamis along the Coast of Japan. Part 2, tsunamis of South American origin Archiviert vom Original am 7. August 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/repository.dl.itc.u-tokyo.ac.jp (PDF) In: Bulletin of the Earthquake Research Institute. 46, 1968, S. 345–359. Abgerufen am 26. Januar 2011.
  4. Robert Louis Kovach: Early earthquakes of the Americas. Cambridge University Press, 2004, ISBN 9780521824897, S. 138.
  5. a b NGDC: Tsunami Runups. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  6. Diana Comte, Pardo, Mario: Reappraisal of Great Historical Earthquakes in the Northern Chile and Southern Peru Seismic Gaps. In: Natural Hazards. 4, 1991, S. 23–44. doi:10.1007/BF00126557.
  7. NGDC: Comments for the Tsunami Runup - Arica (Englisch) Abgerufen am 26. Januar 2011.
  8. Yolanda Zamudio, Berrocal, Jesus und Fernandes, Celia: Seismic hazard assessment in the Peru-Chile border region (Englisch, PDF; 138 kB) In: 6th International Symposium on Andean Geodynamics (ISAG 2005, Barcelona), Extended Abstracts. S. 813–816. 2005. Abgerufen am 26. Januar 2011.

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