Erasmus Pretschlaiffer

Ausschnitt mit Erasmus Pretschlaiffer als Stifter des Gemäldes Gnadenstuhl über dem inneren Nordportal der Berchtesgadener Stiftskirche

Erasmus Pretschlaiffer (oder auch: Pretschlaifer, Pretschlaipfer, Pretstorfer; † 4. September 1486[1]) war erst Stiftsdekan und anschließend von 1473 bis 1486 Reichsprälat und Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.

Leben und Wirken

Wappentafel bzw. -scheibe von Erasmus Pretschlaiffer in der Berchtesgadener Stiftskirche bzw. in deren Pfarrhaus
Wappentafel bzw. -scheibe von Erasmus Pretschlaiffer in der Berchtesgadener Stiftskirche bzw. in deren Pfarrhaus
Wappentafel bzw. -scheibe von Erasmus Pretschlaiffer in der Berchtesgadener Stiftskirche bzw. in deren Pfarrhaus

Die Familie der Pretschlaiffer hatte ihren Sitz in Tuntenhausen. Die Wahl von Erasmus zum Propst scheint nicht einhellig gewesen zu sein, da deren Bestätigung „mittels Aufgebot an den Pforten des Münsters (per edicta ad valvas ecclesiae) unter Widerspruch“ erfolgte. Doch hinsichtlich der inneren Verfassung und der Ökonomie des Stifts sahen sich die Kapitularen mit dem neuen Propst offenbar einig, so dass sie gemeinsam Papst Sixtus IV. baten, die Verfassung zu bestätigen. Der Papst ordnete zwar erst eine Untersuchung des Stifts durch den Salzburger Dompropst Kaspar von Stubenberg an, der jedoch offenbar „nicht tiefer blicken wollte“ und deshalb die Verfassung auch bestätigte.[2]

1294 hatte sich bereits die weltliche Eigenständigkeit der um 1100 gegründeten Stiftspropstei durch die Erlangung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen manifestiert. Ab 1380 zum Zepterlehen erhoben und auch im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten, war der Machteinfluss der Stiftspröpste noch weiter gestiegen und ihr Status mit Pretschlaiffers Vorgänger Bernhard Leoprechtinger dem eines Reichsprälaten gleichgestellt[3] und seit 1455 von der „Metropolitangewalt“ des Fürsterzbistums Salzburg befreit – somit war Erasmus Pretschlaiffer auch in geistlichen Dingen (Spiritualien) nur noch dem Papst unterstellt.[4][5]

1473 war ein Jahr großer Trockenheit im Berchtesgadener Land, so dass auf dem Untersberg „Wald und Heide“ brannten. Nachdem 1474 die Türken in Kärnten eingefallen waren und Salzburgische Stiftsgüter verheerten, wurde eine „Türkensteuer“ erhoben, die in kleinen Reichsgebieten wie das von Berchtesgaden zu einer „der drückendsten Lasten der Untertanen“ wurde. Nichtsdestotrotz feierte der baierische Herzog Ludwig IX. (Bayern) 1475 in Landshut mit „beyspielloser Pracht“ die Vermählung seines Georg mit Hedwig von Polen (siehe auch: Landshuter Hochzeit) – auch Erasmus war dazu eingeladen und attestierte dem Erzbischof von Salzburg bei der Trauungszeremonie.[2]

Pretschlaiffer musste wie seine Vorgänger nach wie vor die Verpfändung Schellenbergs samt seiner Saline an Salzburg hinnehmen, um die immensen Schulden des Klosterstifts an das Fürsterzbistum zu tilgen.[6] Da die Verpfändung nicht ausreichte, verkaufte er auch auswärtige Stiftsgüter und erhob von den Berchtesgadener Bauern hohe Steuern. Dennoch sollten die Schulden an Salzburg erst 1556 vollends entrichtet sein.[7] Ferner musste ab dem März 1485 eine Steuer für jedes aus Berchtesgaden über die Salzach verbrachte Fuder Salz an das Erzstift Salzburg entrichtet werden – woraufhin die bayerischen Herzöge ebenfalls Zoll auf das aus Bayern nach Salzburg eingeführte Salz und Getreide erhob.[2]

Nichtsdestotrotz ist von dem Propst u. a. die Stiftung eines Triptychons (das so genannte Pretschlaipfer-Triptychon, siehe auch Meister von Großgmain) für die ehemalige Kapelle des Berchtesgadener Hofes in Salzburg bekannt.[8] Und nach Leoprechtinger war auch Pretschlaiffer an der gotischen Ausgestaltung der Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer in Berchtesgaden beteiligt und hatte die Wände der Seitenschiffe erhöhen und mit größeren Fenstern versehen lassen[9][10] sowie darüber hinaus das Gemälde Gnadenstuhl über dem inneren Nordportal und deren komplette Vorhalle[11] gestiftet.

Über die Umstände seines Todes am 4. September 1486 wie auch von dem Ort der Grabstätte Erasmus Pretschlaiffers ist nichts bekannt.

Literatur

  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973. S. 100, 106–111, 261–262.
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986, ISBN 3-925647-00-7, S. 50–51, 79–81.
  • Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2. Joseph Lindauer, Salzburg 1815 (Volltext in der Google-Buchsuche); S. 83–88.

Einzelnachweise

  1. Theodor Wiedemann (1823–1901): Die Nekrologien des Domstiftes Salzburg : nach Handschriften der k. k. Hofbibliothek in Wien, Gerold in Komm. [Verlag], Wien 1861; S. 192, online durch Münchener Digitalisierungszentrum unter digitale-sammlungen.de
  2. a b c Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2. Joseph Lindauer, Salzburg 1815 (Volltext in der Google-Buchsuche); S. 83–88.
  3. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 108–109
  4. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50–51
  5. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  6. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79
  7. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79–81
  8. 15.2. Das Triptychon des Propstes Erasmus Pretschlaipfer, Kapitel der Dissertation Studien zu Mair von Landshut von Marianne Gammel M.A. aus Landshut, Fakultät I – Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin, Berlin 2011; S. 293 f.
  9. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 106 bis 111, S. 107–108.
  10. Die Stiftskirche „St. Peter und Johannes der Täufer“ (Memento vom 22. Januar 2017 im Internet Archive), ehemalige Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden, online unter stiftskirche-berchtesgaden.de.
  11. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Stichwort: Stiftskirche S. 338 f.

Weblinks

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