Epididymitis

Klassifikation nach ICD-10
N45Orchitis und Epididymitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Typische Schwellung bei Epididymitis

Epididymitis oder Nebenhodenentzündung wird die Entzündung des Nebenhodens genannt. Sie entsteht meist durch ein Aufsteigen einer Blasen- oder Prostataentzündung (auch nach transurethraler Manipulation oder als Komplikation einer Vasektomie) über den Samenstrang und kann einseitig oder beidseitig auftreten. Es wird zwischen zwei Typen der Krankheit unterschieden, der akuten und der chronischen Epididymitis.

Die häufigsten Erreger sind alle Zystitis-verursachenden Bakterien, aber auch Neisseria gonorrhoeae und Chlamydia trachomatis Vor der Geschlechtsreife sind es meist coliforme Keime. Quelle: Thieme connect, Entzündungen

Symptome

An typischen Symptomen findet man langsam zunehmende Schmerzen, Rötung, Überwärmung, Schwellung des Hodensackes sowie eine druckschmerzhafte Schwellung des Nebenhodens, eventuell Fieber und Schmerzen beim Wasserlassen, ähnlich wie bei einem Harnwegsinfekt. Zudem kann auch Blut in Urin und im Ejakulat auftreten. Begleitend, wie auch einige Tage vorher, kann das Ejakulat gelblich wirken als Zeichen der Eiterbeimengung. Mitunter können die Symptome mit der gefährlichen Hodentorsion verwechselt werden, bei der oft nur ein kurzes Zeitfenster zur Rettung des Hodens bleibt. Bei Schmerzen im Hoden sollte daher immer rasch ein Urologe aufgesucht werden.

Diagnostik

  • Klinische Untersuchung
  • Rektal-digitale Tastuntersuchung (-Begleitprostatitis?)
  • Prehnsches Zeichen
  • Mikrobiologische Untersuchung des Urins
  • Restharnbestimmung
  • Sonografie

Therapie

Kalkulierte Antibiose nach Abnahme einer Urinkultur. Allgemeine Behandlungsmethoden, die zur Schmerzlinderung und zum positiven Verlauf des Heilprozesses beitragen, umfassen strikte Bettruhe, Kühlung und Hochlagern der Hoden, z. B. mit einer Hodenbank. Die Hochlagerung des Hodens ist äußerst wichtig, da sich so die Gefahr einer reaktiven Zystenbildung (Spermatozele) des Nebenhodens verringert. Die Krankheit kann bis zu 10 Tage andauern und sollte alle 3–4 Tage sonografisch untersucht werden. Im Falle einer sonografisch nachweisbaren eitrigen Einschmelzung mit Übergreifen auf den Hoden ist eine operative Entfernung erforderlich. Bis sich der Hodensack wieder normal anfühlt, können bis zu 6 Wochen vergehen.[1] Die meist typische Verhärtung des Nebenhoden-Kopfes kann bis zu drei Monate bestehen bleiben. Ein Spermiogramm, ca. 6 Wochen nach durchgemachter Entzündung, kann Aufschluss darüber geben, ob die Erkrankung die Spermienqualität eingeschränkt oder sogar Unfruchtbarkeit hervorgerufen hat (in ca. 2 von 10 Fällen).

Je nach Krankheitserreger kommen verschiedene Antibiotika zum Einsatz.[2][3]

KrankheitserregerÄtiologieAntibiotikum
Neisseria gonorrhoeaeSexuell übertragenCephalosporine (z. B. einmalig Ceftriaxon intramuskulär, gefolgt von Doxycyclin oral für 10 Tage[4]) oder Gyrasehemmer
Chlamydia trachomatisDoxycyclin
Erreger unbekannt(einmalig) Ceftriaxon und Doxycyclin
Enterobakterien, Pseudomonas, EnterokokkenUrinogenGyrasehemmer (z. B. Levofloxacin, Ofloxacin oder Ciprofloxacin)

Epidemiologie

Epididymitis macht 1 von 144 ambulanten Besuchen (0,69 %) von Männern zwischen 18 und 50 Jahren aus, oder 600.000 Fälle bei Männern von 18 bis 35 in den Vereinigten Staaten. Primär tritt die Krankheit bei Männern von 16 bis 30 und 51 bis 70 Jahren auf.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Colombo: Hoden- und Nebenhodenentzündung (Orchitis u. Epididymitis). In: Krankheiten. NetDoktor.at, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. August 2011; abgerufen am 30. Juni 2010: „Es können bis zu sechs Wochen vergehen, bis sich der Hodensack wieder normal anfühlt.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.netdoktor.at
  2. Jürgen Wehner: Nebenhodenentzündung / Epididymitis. MedizInfo, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juni 2010; abgerufen am 30. Juni 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medizinfo.de
  3. Dieter Hauri, Peter Jaeger: Checkliste Urologie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-572904-4, S. 486.
  4. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 201.
  5. TH Trojian, TS Lishnak, D. Heiman: Epididymitis und Orchitis: ein Überblick. In: Am Fam Physician. Band 79, Nr. 7, 1. April 2009, S. 538–537, PMID 19378875 (amerikanisches Englisch: Epididymitis and orchitis: an overview.).

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