Eoghan Rua Ó Néill

Eoghan Rua Ó Néill

Eoghan Rua Ó Néill [oːn̪ ɾuːə oː neːl] (ältere irische Orthographie Eoghan Ruadh Ó Néill, anglisiert Owen Roe O’Neill, spanisch Don Eugenio O’Neill; * 1590; † 6. November 1649) war ein irischer Heerführer des 17. Jahrhunderts und eines der berühmtesten Mitglieder der Dynastie der Uí Néill in Ulster.

Geburt

Ó Néill war der Sohn von Art Mac an Bharúin Ó Néill, einem jüngeren Bruder von Aodh Mór Ó Néill, 2. Earl of Tyrone (dem Großen Ó Néill), welcher Land im County Armagh besaß. Eoghan Ruas Mutter war die Tochter von Aodh Conallach Ó Raghallaigh, dem König von Bréifne Ó Raghallaigh im heutigen County Cavan.

In spanischen Diensten

Als junger Mann verließ Eoghan Rua Irland als einer der 99 irischen Adligen, welche während der Flucht der Grafen vor der englischen Eroberung Ulsters im Neunjährigen Krieg flohen. Er wuchs in den Spanischen Niederlanden auf, wurde im Franziskanerkloster in Louvain aufgezogen und diente 40 Jahre im Irischen Regiment der spanischen Armee. Die meisten Kämpfe erlebte er im Achtzigjährigen Krieg gegen die Vereinigten Niederlande in Flandern, insbesondere die Belagerung von Arras, wo er die spanische Garnison befehligte. Er tat sich auch im Französisch-Spanischen Krieg hervor, indem er für 48 Stunden mit 2.000 Männern einer Übermacht von 35.000 französischen Soldaten standhielt.[1]

Ó Néill war, wie viele irische Offiziere in spanischen Diensten, ein erbitterter Gegner der englisch-protestantischen Herrschaft in Irland. 1627 beteiligte er sich an einer Petition an den spanischen Monarchen, eine Invasion Irlands mit Hilfe der Irisch-Spanischen Regimente zu unternehmen. Ó Néill schlug vor, dass Irland eine Republik unter spanischem Schutz werden sollte, um Kämpfe unter irisch-katholischen Adeligen zu vermeiden, wer die Krone Irlands beanspruchen könnte. Dieser Plan war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Dennoch beschloss Ó Néill, 1642 mit 300 Veteranen nach Irland zurückzukehren, um der Irischen Rebellion von 1641 zu Hilfe zu kommen.

Rückkehr nach Irland

Die Grüne Harfenflagge, ein Symbol der irischen Nation spätestens seit der Konföderation Irland von 1642, verwendet von Ó Néills Streitkräften.

Die anschließenden Irischen Konföderationskriege waren ein Teil der Kriege der Drei Königreiche, verflochtenen Konflikten in England, Irland und Schottland zwischen 1639 und 1651. Wegen seiner militärischen Erfahrung wurde Ó Néill bei seiner Landung in Irland bei Caisleán na dTuath (Castledoe) in Donegal Ende Juli 1642 als Anführer der Uí Néill und Oberhaupt der Ulster-Iren anerkannt. Feidhlim Rua Ó Néill (Felim O’Neill) gab das nördliche Kommando der Rebellion an Eoghan Rua ab und eskortierte ihn vom Lough Swilly nach Charlemont im County Armagh.

Aber Eifersucht zwischen den Verwandten wurde noch kompliziert durch Differenzen zwischen Eoghan Rua und der Konföderation Irland, die in Kilkenny im Oktober 1642 gebildet wurde. Eoghan Rua gab vor, im Interesse Karls I. zu handeln; aber sein wirkliches Ziel war die vollständige Unabhängigkeit Irlands als ein katholisches Land, während die anglonormannischen Katholiken, repräsentiert durch den Rat, lediglich religiöse Freiheit und eine irische Staatsverfassung unter der Krone von England wünschten. Noch konkreter wollte Ó Néill die Ulster Plantation rückgängig machen sowie die Wiedererlangung des angestammten Landbesitzes der Uí Néill. Darüber hinaus war er unglücklich darüber, dass die Mehrheit der Konföderations-Militärressourcen an Thomas Prestons Leinster-Armee gingen. Preston war ebenfalls ein Spanien-Veteran, aber er and Ó Néill mochten persönlich einander überhaupt nicht.

Obwohl Eoghan Rua Ó Néill ein kompetenter General war, war die Armee der schottischen Covenanters ihm zahlenmäßig überlegen, die 1642 in Ulster anlandeten. Nach einer Niederlage bei Clones musste Ó Néill das zentrale Ulster aufgeben und Tausende von Flüchtlingen folgten ihm, um der Vergeltung durch die schottischen Truppen für Grausamkeiten gegen Protestanten in der Rebellion zu entgehen. Für Ó Néill erschien die Verwüstung Ulsters „nicht nur wie eine Wüste, sondern wie die Hölle, falls die Hölle auf Erden existieren könne“. Ó Néill tat sein Bestes, um die Tötung protestantischer Zivilisten zu verhindern, wodurch er Dankbarkeit von vielen protestantischen Siedlern erntete. Von 1642 bis 1646 bestand eine Pattsituation in Ulster, welche Ó Néill nutzte, um seine Ulster-Armee zu trainieren und disziplinieren. Dennoch erlangte die schlecht ausgerüstete Truppe einen schlechten Ruf durch Plünderungen und Raubzüge gegenüber freundlich gesinnten Zivilisten rund um ihre Quartiere im nördlichen Leinster und südlichen Ulster.

1646 griff Ó Néill mit einer Anzahl Gallowglass-Kämpfern und ausgerüstet durch den Apostolischen Nuntius Giovanni Battista Rinuccini die Covenanters-Armee unter Generalmajor Robert Monro an, der im April 1642 in Irland gelandet ist. Am 5. Juni 1646 besiegte Ó Néill Monro völlig in der Schlacht von Benburb[1] am Fluss Blackwater (Cluain-Dabhail) im County Armagh. Hier wurden bis zu 3000 Schotten getötet oder gefangen genommen. Jedoch nachdem er durch Rinuccini in den Süden gerufen wurde, gelang es ihm nicht, einen Vorteil aus seinem Sieg zu ziehen, und er erlaubte Monro unbehelligt in Carrickfergus zu bleiben.

Querelen und Ernüchterung

Im März 1646 wurde ein Vertrag zwischen dem Herzog von Ormonde und den Katholiken geschlossen, der die Katholiken verpflichten würde, Truppen zu stellen, um die Seite der Royalisten im Englischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Die Friedensbedingungen wurden jedoch von einer Mehrheit der Militärführer und des Klerus der irischen Katholiken abgelehnt, einschließlich des Nuntius Rinuccini. Ó Néill führte seine Ulster-Armee gemeinsam mit Thomas Prestons Leinster-Armee in einem fehlgeschlagenen Versuch, Dublin von Ormonde einzunehmen. Die irischen Konföderierten erlitten schwere militärische Niederlagen im folgenden Jahr durch Parlamentarische Streitkräfte in den Schlachten von Dungan’s Hill (Cnoc Dhongan) und Knocknanuss (Cnoc na nOs), die zu einer Mäßigung ihrer Forderungen und einem neuen Friedensabkommen mit den Royalisten führte. Dieses Mal war Ó Néill der Einzige unter den irischen Generälen, der das Friedensabkommen ablehnte und sich nach Abreise des apostolischen Nuntius im Februar 1649 in einer isolierten Lage wiederfand.

So befremdet war Ó Néill von den Vertragsbedingungen, welche die Konföderierten mit Ormonde abschlossen, dass er es ablehnte, der Katholisch-Royalistischen Koalition beizutreten. 1648 kämpfte seine Ulster-Armee gegen andere irisch-katholischen Armeen. Er versuchte eine Annäherung zu einer Allianz mit George Monck, der die Parlamentariertruppen im Norden kommandierte, um Nachschub für seine Truppen zu erhalten. Er versuchte gar, einen Separatvertrag mit dem englischen Parlament gegen die Royalisten in Irland zu schließen. Nachdem er darin scheiterte, von diesen bessere Bedingungen zu erhalten, kehrte er zu Ormonde und den katholischen Konföderierten zurück, mit welchen er noch ernsthafter kooperierte, nachdem Oliver Cromwell im August 1649 Irland erreichte, was die katholischen Partei in ernsthafte Gefahr brachte.

Tod und Vermächtnis

(c) Oliver Dixon, CC BY-SA 2.0
Cloch Locha Uachtair, Sterbeort Ó Néills

Noch bevor die Allianz mit Ormonde Wirkung zeigen konnte, starb Eoghan Rua Ó Néill am 6. November 1649 auf der Festung der Uí Raghallaigh Cloughoughter (Cloch Locha Uachtair) auf einer Insel im Lough Oughter (Loch Uachtair) im County Cavan.[1] Es gibt keinen klaren Beweis dafür, woran er starb. Eine Ansicht ist, dass er von einem Priester vergiftet wurde. Andere halten es für wahrscheinlicher, dass er an den Folgen einer früheren Verwundung starb. Im Schutze der Nacht soll er zur Franziskanerabtei in Cavan gebracht worden sein, um dort beerdigt zu werden. Der lokalen Tradition zufolge soll er jedoch in der Abtei auf Trinity Island (Oileán na Trionóide) im Lough Oughter beigesetzt sein, was auch wahrscheinlicher erscheint angesichts der logistischen Möglichkeiten. Sein Tod war ein schwerer Schlag für die Iren von Ulster und wurde solange wie möglich geheim gehalten.[1]

Die katholischen Adeligen trafen sich im März in Ulster, um einen Nachfolger Ó Néills als Kommandeur zu bestellen. Ihre Wahl fiel auf Éimhear Mac Mathúna (Heber MacMahon), dem Bischof von Clogher und engen Vertrauten Ó Néills, dem Hauptorganisator des Treffens des katholischen Klerus in Clonmacnoise zur Unterstützung der Konföderation. Ó Néills Ulster-Armee konnte die Rückeroberung Irlands durch Cromwell trotz der erfolgreichen Verteidigung von Clonmel durch Eoghan Ruas Neffen Aodh Dubh Ó Néill nicht verhindern. Die Armee wurde in der Schlacht von Scarrifholis in Donegal 1650 vernichtet und Mac Mathúna hingerichtet. Ihre Überreste setzten einen Guerilla-Krieg fort und kapitulierten 1653 bei Cloughoughter. Die meisten Überlebenden gingen nach Spanien und dienten in der spanischen Armee.

Gedenken

Der irische Komponist Toirdhealbhach Ó Cearbhalláin (1670–1738) schrieb die Komposition Cumha Eoghain Ruaidh Uí Néill (Klagelied für Eoghan Rua Ó Néill). Im 19. Jahrhundert wurde Ó Néill von der revolutionären nationalistischen Bewegung Junges Irland gefeiert, die Ó Néill als irischen Patrioten sah. Thomas Davis schrieb ebenso ein berühmtes Lied über Ó Néill, „The Lament for Owen Roe“, welches durch die Zeitung der Bewegung The Nation populär gemacht wurde.

Ó Néill wird geehrt durch die Namensgebung vieler Clubs der Gaelic Athletic Association, u. a. Eoghan Ruadh Middletown, County Armagh, CLG Eoghan Rua, Coleraine, St Oliver Plunketts/Eoghan Ruadh GAA, Dublin, Brackaville Owen Roes GFC, Owen Roe O’Neill’s GAC, Leckpatrick, Tyrone, Dungannon Eoghan Ruadh Hurling Club und Benburb Eoghan Ruadh GAC.

Ehe und Kinder

Ó Néill heiratete 1613 Rós Ní Dhochartaigh (Rosa O’Dogherty 1588–1660) aus Inishowen (Inis Eoghain), die Witwe von Cathbharr Ó Domhnaill († 1608), dem jüngeren Bruder von Aodh Rua Ó Domhnaill. Sie hatten einen Sohn, Éinrí Rua Ó Néill (Henry Roe O’Neill), der als Soldat in der Schlacht von Scarrifholis 1650 starb. Rós Ní Dhochartaigh starb in Brüssel 1660.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d Bréifne: A Travel Guide to Bréifne: the Lost Kingdom of Ireland. Hrsg.: Terry Egan. The Stationery Office Ltd, Belfast 2006, ISBN 978-0-337-08747-9, S. 10.
  2. Owen Roe O'Neill, Biographie, abgerufen am 8. März 2014.

Literatur

  • Pádraig Lenihan, Confederate Catholics at War, Cork 2001
  • Thomas Davis, Lament for the Death of Owen Roe O’Neill
  • James Scott Wheeler, Cromwell in Ireland
  • Deana Rankin, Between Spenser and Swift – English Writing in seventeenth century Ireland
  • Tadhg Ó hAnrachaáin, The Catholic Reformation in Ireland

Weblinks

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Clogh Oughter Castle Cavan Ireland geograph 1405851 by Oliver Dixon.jpg
(c) Oliver Dixon, CC BY-SA 2.0
Clogh Oughter Castle is situated on an island on Lough Oughter, County Cavan, Ireland
Owen Roe O'Neill.JPG
Ulster Journal of Archaeology, Volume 4, page 39 "There is every reason to believe that the portrait of Owen Roe O'Neill, from which our lithograph is faithfully copied on a reduced scale, is genuine. It is an oil painting on wood, and measures about 16 in. by 12 in. On the back is written, in characters now much obliterated,—"Owen Roe O'Neill at the court of • • • • by the celebrated Dutch artist, Van Brugens." This writing is older than the memory of the present owner, a lady now far advanced in years. The painting is traditionally known by all the branches of her family as the portrait of Owen Roe, and highly valued as such. The late Roman Catholic Bishop of Derry offered .£30 for it, which was declined. It Is very improbable that a member of an Irish family of moderate circumstance would have had a portrait painted by an expensive foreign artist —The execution of the painting is admirable. The colour of the hair, which gave to Owen O'Neill his distinguishing epithet of Roe (but which could not be shown in our lithograph ) is not decidedly red, but only approaching to it. The tinge of redness, however, is quite sufficient to have distinguished him amongst a number of dark-haired men ; and the complexion is clear and ruddy. It is worthy of remark that the characteristic features of the face may still be traced in various members of the family to whom the portrait belongs.—ED",Further description Page 26 "It was probably in those days of O'Neill's continental fame that the portrait, of which we are enabled' to give a very successful lithographic copy, was painted by some Flemish master, who certainly rivals Vandyke in delicacy of touch and genius for design. In the young and nobly-descended Irishman the limner has presented a beau ideal of patrician manly beauty, and set it off with simple and true graces—exquisitely artistic, whether in the smoothness and strait band of the close tunic under the wavy fur, or in the furry roughness that makes almost as admirable a contrast to the softness and bright colours of the human complexion as nature intended when enduing the fate of man with such curly decorations as those Owen Roe did not deprive himself of,—or in the plain dark blue bonnet, with its jewel, giving O'Neill the air of a chieftain, and crowning the picture. Ilia features in this portrait agree in most respects with his characteristics; —the width between his eye• brows and his broad forehead, tho seat of his large intellect and comprehensive forethought his eloquent and passionate eyes, haughty upper lip, and prominent finely-chiselled nose, indicative of his aristocratic spirit and love of glory. But that sensitive mouth has not the masculine severity and compression we should have expected from the character of General O'Neill."
Green harp flag of Ireland 17th century.svg
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The green harp flag of Ireland adopted in the 17th century by Irish nationalists