Englisberg
Englisberg | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Bern (BE) | |
Verwaltungskreis: | Bern-Mittelland | |
Einwohnergemeinde: | Wald BE | |
Postleitzahl: | 3086 | |
frühere BFS-Nr.: | 0864 | |
Koordinaten: | 602292 / 194050 | |
Höhe: | 815 m ü. M. | |
Fläche: | 4,35 km² | |
Einwohner: | 377 (2000) | |
Einwohnerdichte: | 87 Einw. pro km² | |
Website: | www.wald-be.ch | |
Südwestliche Blickrichtung | ||
Karte | ||
Englisberg ist eine ehemalige politische Gemeinde in der Gemeinde Wald BE im Verwaltungskreis Bern-Mittelland des Kantons Bern.
Geschichte
Das Dorf Englisberg gehörte ursprünglich wohl dem gleichnamigen, in Bern und Freiburg ansässigen Adelsgeschlecht von Englisberg, welches seit Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1166 Endlisperc) urkundlich nachweisbar ist. Seit dem 13. Jahrhundert ist auch eine Burg urkundlich nachweisbar, die aber bereits im angehenden 14. Jahrhundert aufgegeben wurde und allmählich zerfiel. Deren Reste sollen laut zeitgenössischen Augenzeugenberichten noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts existiert haben, bevor diese gänzlich von den ortsansässigen Bauern zum Zweck der Beschaffung von Baumaterial abgetragen wurden. Im 14. Jahrhundert sind Johannes Bröwo[1] und Peter ab der Furen[2] als Landbesitzer in Englisberg nachgewiesen. Englisberg gehörte kirchenrechtlich ursprünglich zu Belp. Seit dem Bau der Kirche Zimmerwald 1699 bildete Englisberg zusammen mit Obermuhlern und Niedermuhlern das neue Kirchspiel Zimmerwald. Im 16. Jahrhundert erwarben einheimische Bauern die Herrschaftsrechte von Englisberg und damit eine gewisse Autonomie. Aus ihren Reihen wurde auch der jeweilige Gerichtsherr gewählt. Die Graffenried von Kehrsatz besassen 1773 einen Viertel der Herrschaft. Diese gingen 1774 käuflich an Beat Emanuel von Tscharner (Lohn). Wirtschaftlich sicherten sich die Englisberger bereits im Jahre 1649 mit dem Loskauf der Zehntpflicht ihre Unabhängigkeit, welche das Aufblühen mehrerer begüteter Bauerndynastien erzeugte. Hochgerichtlich gehörte Englisberg bis 1798 zum Landgericht Seftigen. Englisberg zählte 1764: 223 Einwohner, 1850: 275, 1900: 567, 1950: 564 und 2000: noch 214. Die relativ hohe Bevölkerungszahl ab 1900 ist auf die Miteinbeziehung der Heiminsassen des 1890 bis 1892 in Kühlewil erbauten stadtbernischen Alters- und Pflegeheimes zurückzuführen. Seit 1996 zählen diese jedoch steuerrechtlich als Einwohner der Stadt Bern. Die alteingesessenen, landbesitzenden Geschlechter von Englisberg sind die Familien Balsiger, Guggisberg,[3] Hosmann, Hossmann, Streit und Zimmermann, zum Teil bis zurück ins 15. Jahrhundert dokumentierbar. Verkehrsmässig ist Englisberg mit der Postautolinie Bern-Riggisberg erschlossen. Am 1. Januar 2004 fusionierte Englisberg mit der Nachbargemeinde Zimmerwald zur neubenannten Gemeinde Wald BE.
Wirtschaft
Trotz des überproportionalen Dienstleistungssektors (Alters- und Pflegeheim Kühlewil als grösster Arbeitgeber der Gemeinde) spielt die Landwirtschaft mit 11 aktiven Betrieben unter Teilnahme von über 40 % der Bevölkerung nach wie vor eine grosse Rolle in Englisberg. 253 ha oder 58,8 % der Gesamtfläche stehen unter landwirtschaftlicher Nutzung. Im Jahre 1890 begann der Neubau des stadtbernischen Alters- und Pflegeheimes Kühlewil, mit eigenem landwirtschaftlichen Gutsbetrieb. Von 1982 bis 1988 wurde der Altbau saniert und ein Neubau errichtet. Das Alters- und Pflegeheim Kühlewil stellt den grössten Arbeitgeber der Gegend und bewirkt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Zupendlern. Im Industrie- und Gewerbebereich ist Englisberg stark mit dem Nachbarort Zimmerwald verbunden. Es bestehen diverse Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, wie Holzbau, Käserei, Karateschule, Lebensmittelgeschäft, Metallbau/Schlosserei, Podologie-Praxis usw. Zusätzlich werden Ferien auf dem Bauernhof angeboten.
Personen
- Rudolf Joder (* 1950), Nationalrat
- Mark Streit (* 1977), Eishockeyspieler
Sehenswürdigkeiten
Bilder
- Englisberg, Luftaufnahme, westliche Blickrichtung mit Gurten im Hintergrund
- Ansicht Englisberg und Zimmerwald mit Blickrichtung auf den Gantrisch
- Ortsweiler Kühlewil bei Englisberg
- Die Bauern von Englisberg kaufen sich von der Steuerpflicht los, Urkunde datiert 1649, Gemeindearchiv Englisberg
- Gemaltes Dorfwappen auf Holz, im Foyer der Kirche Zimmerwald, gestiftet von Hans Zimmermann von Niderhäusern, Herrschaftsverwalter von Englisberg, datiert 1770
- Älteste Landkartenerwähnung von Englisberg, grosse Wandkarte des bernischen Staatsgebiets von Thomas Schöpf, Stadtarzt in Bern, datiert 1578 (Original im Staatsarchiv des Kantons Bern)
- Luftbild der Armenanstalt Kühlewil von Walter Mittelholzer (1925)
Quellen
Herrschaft Englisberg:
- Gerichtsordnung der Herrschaft Kühlewil, Englisberg und Haulistal (1549), Staatsarchiv des Kantons Bern, A I 167
- Ämterbesatzungsverzeichnisse der Herrschaft Englisberg (1609–1615), Staatsarchiv des Kantons Bern, Urkunden Fach Seftigen 30.01.1609
- Bussenrodel (1685–1730), Staatsarchiv des Kantons Bern, HA Varia 16
- Vogtsrodel (1766–1797), Staatsarchiv des Kantons Bern, Bez Seftigen A 428
Literatur
- Daniel Guggisberg: Gebäudeinschriften. Bestandsaufnahme von Englisberg, 2002 (Manuskript).
- Heinrich Albert Jahn: Der Kanton Bern. Bern 1783.
- Heimatkunde des Amtes Seftigen. Bern 1906.
- Anonymus: Fontes Rerum Bernensium. Bern’s Geschichtsquellen. Hrsg.: Kanton Bern. Band 1–10. Bern (1883–1956).
- Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 3. Neuchâtel 1927.
- Gottlieb Rellstab: Aus Belps Vergangenheit. Belp 1898, doi:10.3931/e-rara-28860.
- Fritz Brönnimann-Glaser: Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Längenberges, Wie entstand unsere Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Zimmerwald. 1 u. 2, 1988.
- Gottlieb Gruner: Versuch einer physisch-statistisch-ökonomischen Beschreibung der Gemeinde Wiegewohnt. Bern 1823 (Manuskript).
- Ludwig F. König: Historische, geographische und physikalische Beschreybung des Schweizerlandes. Band 2. Bern 1853.
- Heinz Weilenmann: Die Herrschaft Englisberg. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Bern 1961 (e-periodica.ch).
- Johann Jacob Leu: Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, Oder Schweitzerisches Lexicon. Zürich (1746–1765).
- Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 25 f., Stichwort Englisberg (Scan der Lexikon-Seite).
- Daniel Guggisberg: Feuerstättenzählung 1558 in der Kirchgemeinde Belp. In: Mitteilungen der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Bern. Band 19, 2000, S. 14–27.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ query.sta.be.ch
- ↑ query.sta.be.ch
- ↑ D. A. Guggisberg, 'Guggisberg Genealogien' Redondo Beach, Calif. c1999
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Positionskarte der Schweiz (Confoederatio Helvetica)
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Familie Zimmermann von Englisberg, gemaltes Ortswappenschild datiert 1770
Englisberg
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Zehntloskaufsurkunde 1649 Englisberg
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Englisberg, Luftaufnahme, westliche Blickrichtung mit dem Gurten im Hintergrund
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Englisberg - südwestliche Blickrichtung
Autor/Urheber: Daniel Guggisberg, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dorf Englisberg, Blickrichtung zum Gantrischgebirge
map of Bern of Doctor Thomas Schöpf dated 1580
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Municipality Englisberg