Engländer (Werkzeug)

Milton Wegner, USA: Verstellbarer Schraubenschlüssel (1899)

Ein Engländer, auch Universalschlüssel oder Universalschraubenschlüssel, ist ein Verstellschlüssel zum Lösen und Anziehen von Sechskant-Schraubverbindungen. Regional werden verstellbare Schraubenschlüssel dieser Art auch „Hesse“ oder anders genannt. Häufig wird der Begriff „Engländer“ auch fälschlicherweise für den Rollgabelschlüssel sowie für andere Werkzeuge verwendet.

Durch Drehen an einer Gewindespindel im Werkzeugschaft kann der Abstand der Spannbacken stufenlos verstellt werden. Er kann wie ein Gabelschlüssel für Vier- und Sechskantmuttern verwendet werden, durch die Verstellbarkeit auch für Befestigungsmittel nach metrischen, zölligen und proprietären (Werk-)Normen.

Einordnung und Geschichtliches

Engländer ist die umgangssprachliche Bezeichnung für alle Arten von verstellbaren Schraubenschlüsseln, insbesondere für solche mit nur einseitig vorhandenem Maul (im Gegensatz zum Franzosen mit Doppelmaul). Im engeren Sinne ist der Engländer ein verstellbarer Schraubenschlüssel, bei dem die Verstellung der Schlüsselweite über eine Gewindespindel im Werkzeugschaft erfolgt. Bei den meisten heute gebräuchlichen verstellbaren Schraubenschlüsseln erfolgt dagegen die Verstellung über ein Schneckengetriebe im Schlüsselkopf (siehe Bild 3). Die richtige Bezeichnung für derartige Werkzeuge ist Rollgabelschlüssel, auch Verstellschlüssel.

Ein ähnliches Einsatzgebiet hat der sogenannte Franzose, bei dem die Änderung der Schlüsselweite über das Zusammenwirken einer Rechts- und einer Linksgewindespindel durch Drehen des Werkzeugschaftes erfolgt.

Da beim Engländer und beim Rollgabelschlüssel das Maul nur einseitig vorhanden ist, bieten diese gegenüber dem Franzosen bei beengten Räumlichkeiten Vorteile. Bezüglich der Haltbarkeit und Qualität über Jahre sind Maulschlüssel und Ringschlüssel dem Engländer überlegen, weil es keine beweglichen Teile gibt. Allerdings lassen sich verstellbare Schraubenschlüssel auch für (Sechskant-)Schrauben verwenden, für die kein passender Schlüssel greifbar ist. Somit stellt der Engländer keine Konkurrenz zu Maul- oder Ringschlüssel dar, sondern eine Vervollständigung der Werkstattausstattung.

Der Ursprung dürfte darin liegen, dass in vorindustrieller Zeit Schrauben wie Muttern gepaarte Schmiedeteile in Einzelfertigung waren und die Schraubenköpfe somit nicht einheitliche Maße aufwiesen. In der frühindustriellen Zeit waren Schrauben und Muttern nicht genormt, viele Manufakturen stellten diese selbst her und somit unterlagen sie proprietären Werkstandards.

Als Herkunft der Bezeichnung „Engländer“ wird vermutet, dass in Werkstätten auf dieses Werkzeug aus Kostengründen für die in Kontinentaleuropa weniger verbreiteten zölligen (sprich englische; siehe auch Joseph Whitworth) Schrauben und Muttern zurückgegriffen wurde, wenn nur metrische Maul- oder Ringschlüssel zur Verfügung standen. Zudem wurden die ersten verstellbaren Schlüssel dieser Art wohl auch in England entwickelt und hergestellt.

Weiterentwickelt und patentiert (am 11. Mai 1892 unter der Patentnummer SE4066) hat ihn der Schwede Johan Petter Johansson in seiner Werkstatt Enköpings Mekaniska in Enköping, die er gründete, nachdem er 1886 die Rohrzange erfunden hatte. B. A. Hjört & Co. (Bahco) produziert und vermarktet das Werkzeug seit 1892 bis heute in der ganzen Welt.

Einen verstellbaren Schraubenschlüssel hat ebenfalls (vor 1899) Milton Wegner aus Neuholland, Pennsylvania, konstruiert.[1]

Handhabung

Unsachgemäße Handhabung des Engländers führt oft zu erhöhtem Verschleiß oder einer Verformung des Werkzeugs. Wenn ein Engländer vom im Bild dargestellten Typ verwendet werden soll, um Schrauben oder Muttern zu lösen oder festzuziehen, ist darauf zu achten, dass der bewegliche Teil des Mauls oder der Gabel immer in Richtung der auszuführenden Drehbewegung zeigt. Andernfalls kann die bewegliche Seite der Gabel oder die Einstellmechanik bleibend verformen und infolgedessen erhöhtes Spiel bis hin zur Unbrauchbarkeit aufweisen.

Während der Schlüssel bereits am Werkstück sitzt, wird der Verstellmechanismus durch leichtes Hin- und Herbewegen nachjustiert. Damit wird ein möglichst enger Sitz erreicht. Wird die Gabelweite nicht eng genug gewählt, kann das zum Abgleiten vom Mehrkant führen. Zum einen kann die Schraube oder Mutter wegen der dann unzulässig hohen Kantenpressung bleibend nachgeben und damit „rundgedreht“ werden; ein Lösen oder Anziehen wird immer schwieriger. Zum anderen ist beim Abrutschen, gerade beim Einsatz hoher Körperkräfte, die Verletzungsgefahr groß und das Werkzeug selbst wird einer zu großen Belastung ausgesetzt.

Ein verstellbarer Schraubenschlüssel, der während des Einsatzes nicht wie eine Zange unter Spannung gehalten werden kann oder sich selbsttätig nachspannt, sollte nur zum Gegenhalten und nicht zur kraftvollen Betätigung von Schrauben oder Muttern verwendet werden, da ein wirklich enger Sitz hier nicht zu erreichen ist.

Bildergalerie

Weblinks

Commons: Engländer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. beschrieben und abgebildet in: Mutter Erde. Technik, Reisen und nützliche Naturbetrachtung in Haus und Familie. Erster Band. W. Spamer, Berlin und Stuttgart 1899, S. 117

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Ein Rollgabelschlüssel, eine Art der verstellbaren Schraubenschlüssel. Fälschlich oft als Engländer bezeichnet. Made in China!
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Milton Wegner, USA: Verstellbarer Schraubenschlüssel (1899)
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