Endenergieverbrauch

Aufbau einer Energiebilanz: Vom Primärenergieaufkommen über den Primärenergieverbrauch zum Endenergieverbrauch.

Mit Energieverbrauch wird im Allgemeinen der Verbrauch von Endenergie bezeichnet. Für die Erzeugung von Endenergie wird Primärenergie zunächst unter Verlusten teilweise in leichter nutzbare Energieträger gewandelt. So werden aus Mineralölen Kraftstoffe und aus fossilen und erneuerbaren Energieträgern Strom und Fernwärme erzeugt. Diese gewandelten Energieträger bezeichnet man auch als Sekundärenergie. Der Endenergieverbrauch ist somit geringer als der Primärenergieverbrauch, bei dem die Verluste der Wandlung mitberücksichtigt werden.

Die Energiegewinnung und -nutzung wird in Energiebilanzen erfasst, die mit der Rohstoffgewinnung als Primärenergie beginnen und über Umwandlungsprozesse zur Endenergie führen.[1]

Die Endenergie wird sodann für verschiedene Zwecke genutzt. Das Verhältnis von Dienstleistungs-, Waren- oder Energieertrag (Output) zur zugeführten Energie bezeichnet man als Energieeffizienz.

Die Maßeinheit für Energie ist nach dem Internationalen Einheitensystem 1 Joule (J), auch Wattsekunde genannt: 1 J = 1 N·m = 1 kg·m2·s−2. Durch Einheitenvorsätze, auch Einheitenpräfixe genannt, werden Vielfache oder Teile gebildet, um Zahlen mit vielen Stellen zu vermeiden (Beispiel: 1 Megajoule (MJ) = 1.000.000 Joule, siehe auch Liste von Größenordnungen der Energie).

Weiterhin werden auch die Energieeinheit Kilowattstunde (kWh) als Maßeinheit für elektrische Energie und Erdgas, Liter für Treibstoffe oder Gewichtseinheiten für feste Brennstoffe verwendet. Der Energieverbrauch kann auch auf ein bestimmtes Ergebnis bezogen werden (z. B.: Treibstoffverbrauch pro 100 gefahrene Kilometer oder Stromverbrauch eines Gerätes pro Jahr).

Energieverbrauch in Deutschland

Primär- und Endenergieverbrauch

Endenergieverbrauch und Primärenergieverbrauch 2017[2]

In Deutschland lag der Primärenergieverbrauch im Jahr 2018 bei rd. 13.106 Petajoule (PJ) (entsprechend 3.640 TWh) und der Endenergieverbrauch bei rd. 8.996 Petajoule (PJ) (entsprechend 2.499 TWh). Die Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland wies dabei zwischen Primär- und Endenergieverbrauch Umwandlungsverluste von 31,4 % aus (Bilanzjahr 2018).[3]

Im Jahr 2020 ging der Primärenergieverbrauch nach vorläufigen Zahlen um 8,7 % zurück gegenüber dem Vorjahr, was zu einem großen Teil auf die COVID-19-Pandemie zurückgeht. Der Rückgang betraf alle Energieträger mit Ausnahme der erneuerbaren Energien, die 3 % mehr Energie lieferten. Starke Rückgänge gab es insbesondere bei Flugkraftstoffen sowie Braun- und Steinkohle, wodurch erneuerbare Energien erstmals einen höheren Anteil am Primärenergieverbrauch hatten als Kohle. Aufgrund des Rückgangs des Energieverbrauchs sowie der Verschiebung des Energiemixes hin zu emissionsarmen Energieträgern rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der Kohlenstoffdioxidemissionen um ca. 12 % gegenüber 2019, was in absoluten Zahlen ca. 80 Millionen Tonnen entspricht.[4]

Bei der Umwandlung der Primärenergie in nutzbare Endenergie und schließlich auch bei der Umwandlung in die Nutzenergie fallen Verluste durch den Wirkungsgrad der notwendigen Aufbereitungs- und Umwandlungsprozesse sowie durch Transporte an. Energie lässt sich zwar von der einen in die andere Form umwandeln, dabei setzt jedoch der zweite Hauptsatz der Thermodynamik prinzipielle Grenzen: thermische Energie ist nur eingeschränkt in andere Energieformen umwandelbar und zwischen Systemen übertragbar. Daher treten insbesondere bei der Stromerzeugung Verluste bei der Umwandlung der Primärenergie auf. Beim Einsatz fossiler Brennstoffe liegen sie bei ausschließlicher Stromerzeugung bei 60 bis 70 %; durch Nutzung der entstehenden Wärme als Fernwärme können die Verluste auf rd. 50 % gesenkt werden. Bemerkenswerterweise hat der Energieverbrauch in Deutschland trotz Wirtschaftswachstum seit 1990 nicht zu-, sondern etwas abgenommen. Zwischen 1990 und 2011 nahm das reale Bruttoinlandprodukt um 34 % zu, der Energieverbrauch nahm jedoch um 9 % ab.[5] Grund hierfür sind der technologische Fortschritt in der Energiewirtschaft, die sparsamere und rationellere Energienutzung und die Verlagerung der Produktion ins Ausland (siehe etwa Liste der größten Aluminiumproduzenten#Produktion). Die Schwankungen des Energieverbrauchs in den letzten Jahren haben ihre Ursache vor allem in den Witterungsbedingungen (unterschiedliche Heizungskosten bei kalten/warmen Wintern).


Endenergieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland
Angaben in Petajoule[6][3]
Energieträger1990199520002005201020112012201320142015201620172018201920202018 in %2019 in %2020 in %
Kraftstoff12.5332.7112.8202.5692.4712.4852.4792.5492.5482.5772.6622.7372.6542.6792.22429,729,926,7
Gas1.8712.2602.4102.2792.4392.2312.2672.3702.1332.2332.3052.3272.2942.2902.20025,725,526,4
Strom1.6381.6481.7801.8641.8991.8761.8841.8841.8461.8531.8631.8681.8481.8001.74620,720,120,9
Heizöl1.4461.5931.2461.5968747307718226936756536545536126186,26,87,4
Sonstige Energieträger2531102014776916566556896626927157397357727948,28,69,5
Fernwärme3833662654504724204314353834024104113944033774,44,54,5
Steinkohle5714554323193753873403383483823783663603393044,03,83,6
Braunkohle975178827889949293858487888679771,00,90,9
Gesamt9.4729.3229.2359.1279.3108.8818.9199.1798.6998.8989.0719.1908.9248.9738.341100100100
Bevölkerungsstand in 1000[7]79.75381.81782.26082.43881.75280.32880.52480.76781.19882.17682.52282.79283.01983.04283.157
Gesamt pro Kopf in Gigajoule118,8114,0112,3110,7113,9110,6110,8113,7107,1108,3109,9111,0107,5108,1100,3
1 
inkl. übrige Mineralölprodukte
2 
vorwiegend Brennholz, auch Klärschlamm und Müll

Nutzung der Endenergie

Die Endenergie wird zu 38,9 % in mechanische Energie (Transportaufgaben, Maschinenantrieb usw.) umgewandelt und zu 25,6 % in Raumwärme und zu 22,6 % in sonstige Prozesswärme umgesetzt. Auf diese drei Anwendungsbereiche entfallen somit 87,1 % des Endenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland. Für Warmwasser werden 5,0 %, für Beleuchtung 2,9 % und für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) 2,4 % eingesetzt (Bilanzjahr 2018).[3]

Die umgangssprachlich wenig gebräuchliche Energieeinheit Gigajoule bei der Angabe des Pro-Kopf-Verbrauchs lässt sich durch Umrechnung in kWh oder Ölmengen veranschaulichen: 1 Gigajoule (GJ) = 278 kWh oder Energiemenge bei Verbrennung von 23,9 kg Erdöl.

Endenergieverbrauch nach Bereich in Deutschland[8]
Endenergieverbrauch nach Anwendungsbereichen
in der Bundesrepublik Deutschland[3][1]
AnwendungsbereichAngaben in PetajouleAngaben in Gigajoule
2008200920102011201720182011
Pro-Kopf
2011
in %
2018

in %

mechanische Energie3.3343.2363.2983.3273.5893.50240,738,138,9
Raumwärme2.7702.6112.8132.2562.4432.30227,625,825,6
sonstige Prozesswärme1.8751.7561.9031.9792.0362.03524,222,622,6
Warmwasser042804160379044744145105,505,15,0
Beleuchtung030002970296032125925704,003,72,9
Informations- und Kommunikationstechnik021102000199021921321602,702,52,4
sonst. Prozesskälte012901480143016219019302,001,92,1
Klimakälte00510028002900343940000,400,40,4
Gesamt9.0988.6929.0608.7449.2088.996106,8100100

Pro-Kopf-Verbrauch von Primär- und Endenergie

Pro-Kopf-Verbrauch 2011 in Deutschland – fossile Primärenergie[9]

Der Verbrauch von Primärenergie in Deutschland im Jahr 2018 von insgesamt 13.129 Petajoule (PJ) entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 43.929 kWh pro Einwohner (83,019 Mio. Einwohner[7]). Dazu wurden 2018 pro Kopf der Bevölkerung 1.287 kg Erdöl (Rohöleinheiten, 1 PJ = 0,024 Mio. t RÖE), 1.191 kg Steinkohleeinheiten (Braun-Steinkohle, 1 PJ = 0,034 Mio. t SKE) sowie 1.059 m3 Erdgas eingesetzt (1 m³ entspricht 35,169 MJ Heizwert). Hinzu kommen aus erneuerbaren Energiequellen 6.029 kWh und aus Kernenergie 2.774 kWh pro Kopf.[3]

Dieser Pro-Kopf-Verbrauch von Primärenergie entspricht einer durchgängigen Leistung von rund 5 kW, die pro Einwohner benötigt wurde (Verbrauch auf 8.760 Std. eines Jahres umgerechnet). Zum Vergleich: Ein Mensch ist bei körperlicher Betätigung zu einer Dauerleistung von 0,06 kW im Stande, bei Akkordleistungen von 0,1 kW.[10] Der Verbrauch von Primärenergie in Deutschland liegt um knapp den Faktor 84 höher als die menschliche Dauerleistung.

Der Verbrauch an Endenergie in Deutschland im Jahr 2018 von insgesamt 8.963 Petajoule (PJ) entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 29.990 kWh pro Einwohner. Davon entfallen 9.011 kWh auf Kraftstoffe, 7.676 kWh auf Erdgas, 6.183 kWh auf Strom insgesamt, davon 1.526 kWh für den privaten Verbrauch, 1.850 kWh auf Heizöl und 2.459 kWh auf sonstige Energieträger, darunter Brennholz, Brenntorf, Klärschlamm und Müll.[3]

Entwicklung der Energiepreise in Deutschland

Preisentwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland

2015 = 100 %[11]

Energieträger200520102015201820192020 (nur Mai)
Erdgas76,090,310092,295,897,2
Benzin (Super)87,8101,7100104,7103,086,3
Diesel90,7104,4100110,2108,490,9
Heizöl (leicht)93,8114,6100117,4114,583,4
Flüssiggas-124,2100119,4108,391,4
Strom61,680,2100103,3106,8111,2
Fernwärme69,786,910093,998,198,1
Verbraucherpreisindex
gesamt
[12]
86,293,2100103,8105,3106,0

Mit dem weltweit steigenden Energieverbrauch ist eine deutliche Zunahme der Energiepreise zu verzeichnen. Diese Preisentwicklung wird für die verschiedenen Energiearten anhand von amtlichen Daten erfasst und mit Preisindizes dargestellt. Das Statistische Bundesamt hat für die Bundesrepublik Deutschland eigene Preisstatistiken und zugehörige Angaben des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) zusammengefasst und auf das Basisjahr 2015 bezogen.

Einfuhr-, Erzeuger- und Ausfuhrpreisindizes werden nach dem Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken (GP), Ausgabe 2009 berechnet. Für Verbraucherpreisindizes wird die Klassifikation des privaten Konsums nach Verwendungszwecken (COICOP = Classification of Individual Consumption by Purpose) angewandt.

Steuern und Umlagen werden in der Weise berücksichtigt, wie sie im Endpreis enthalten sind: Einfuhrpreise werden daher ohne Mehrwertsteuer angesetzt, da sie im Zuge des Vorsteuerabzugs gegengerechnet werden. Die Verbraucherpreise enthalten entsprechend die Mehrwertsteuer sowie Abgaben und Umlagen.[1]

Energieverbrauch in Österreich

In Österreich lag der Endenergieverbrauch im Jahr 2020 bei 1.053 PJ. Das ist weniger als in den Vorjahren und auf die Lockdowns während der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Der Höchststand wurde im Jahr 2017 mit 1.142 PJ erreicht.[13]

Energieverbrauch in der Schweiz

Der Endenergieverbrauch der Schweiz betrug 794.720 TJ im Jahr 2021 und 747.400 TJ im Jahr 2020.[14][15]

Kennwerte zum Energieverbrauch

Der Bedarf an Endenergie wird mit Verbrauchskenndaten gekennzeichnet, für Fahrzeuge bspw. mit dem Kraftstoffverbrauch, für Geräte mit der Energieverbrauchskennzeichnung und für Gebäude mit dem Energieausweis.

So verbrauchen Fahrräder pro Personenkilometer 0 kWh, Pedelecs 0,008, U-Bahnen 0,02, Straßenbahnen 0,08, Omnibusse 0,13, Züge 0,19 sowie (Personen)-KFZ 0,56 kWh.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Preise – Daten zur Energiepreisentwicklung Wiesbaden 2012.
  2. Energiedaten: Gesamtausgabe. Abgerufen am 23. September 2018.
  3. a b c d e f Gesamtausgabe der Energiedaten - Datensammlung des BMWK. xlsx Dokument. In: bmwk.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 19. Januar 2022, abgerufen am 20. Dezember 2022.
  4. Energieverbrauch sinkt auf historisches Tief. AG Energiebilanzen. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  5. Entwicklung der Energiemärkte – Energiereferenzprognose Projekt Nr. 57/12. (PDF) Juni 2014, abgerufen am 7. Juli 2015 (Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie).
  6. Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi): Zahlen und Fakten Energiedaten, Stand: 23.09.2018
  7. a b Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht. Statistisches Bundesamt (Destatis), 2022, abgerufen am 20. Dezember 2022.
  8. Gesamtausgabe der Energiedaten - Datensammlung des BMWi. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 22. Juni 2020, abgerufen am 29. Juli 2020.
  9. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB): Auswertungstabellen, Essen Stand Nov. 2012.
  10. Achim Dittmann, Joachim Zschernig (Hrsg.): Energiewirtschaft. Teubner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-519-06361-1.
  11. Daten zur Energiepreisentwicklung - Lange Reihen bis Mai 2020. Statistisches Bundesamt, 26. Juni 2020, abgerufen am 23. Juli 2020.
  12. Verbraucherpreisindex für Deutschland - Lange Reihen ab 1948 - Juni 2020. Statistisches Bundesamt, 14. Juli 2020, abgerufen am 23. Juli 2020.
  13. Energieverbrauch und Energieeffizienz. Umweltbundesamt, abgerufen am 29. April 2023.
  14. Schweizer Energieverbrauch 2021 um 6.3% gestiegen. In: admin.ch. Bundesamt für Energie, 23. Juni 2022, abgerufen am 7. August 2022.
  15. Schweizer Energieverbrauch 2020 wegen Pandemie stark gesunken. In: admin.ch. Bundesamt für Energie, 21. Juni 2021, abgerufen am 17. August 2021.
  16. Zeitschrift fairkehr 8/2017 des Verkehrsclub Deutschland e. V., Infografik s. 22.: fairkehr-magazin.de: „Wo bleiben die E-Autos?“ (11. Februar 2018)

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Prozess: Aufbau einer Energiebilanz