Emolliens

Vaseline

Emollientia bzw. Emollientien (Singular: das Emolliens) sind in der Pharmazie Mittel, die die Haut weich und geschmeidig machen (erweichen) sollen.[1] Der Begriff stammt von lateinisch emollire, „weich machen“.[2] Solcherlei Stoffe waren schon im alten Ägypten bekannt, der Begriff Emolliens selbst wurde schon im 19. Jahrhundert verwendet,[3][4] der der Emollientia für „erweichende Mittel“ auch schon im 18. Jahrhundert (1791).[5]

Substanzen und Eigenschaften

Bei den Emollientien handelt es sich um Substanzen, die die Hautrauigkeit reduzieren und die Haut so weicher und glatter erscheinen lassen. Sie wirken durch „Auffüllen“ der Räume zwischen den sich abschilfernden Korneozyten, erhöhen die Kohäsion zwischen den Hornzellen und „glätten“ die aufgeworfenen Ecken der einzelnen Korneozyten. Dadurch erhöht sich auch die Brechung des Lichtes auf der Haut und die Haut erscheint glatter. Beispiele häufig eingesetzter Emollientien, die meist auch gleichzeitig als Okklusiva und/oder Feuchthaltemittel wirken, sind Lanolin, Mineralöl und Vaseline.[6] Beispiele sind weiterhin z. B. Leinsamen-Umschläge, Fette, Wachse, Stearylalkohol, Cetearylisononanoat,[7][8] Dioctylether,[9] 2-Hydroxyethylstearat,[10] Isocetylstearat, Zinkstearat, Borsäure und ähnliche.[2]

Risiken

Der Einsatz bei Kleinkindern zur Vorbeugung von trockener Haut muss gegen eine erhöhte Infektionsrate abgewogen werden.[11]

Emollienzien können die Brandgefahr von Textilien (Kleidung, Bettwäsche) erhöhen, mit denen sie in Kontakt gekommen sind. Beim Waschen werden sie nicht unbedingt vollständig entfernt, reichern sich im Lauf der Zeit bei wiederholtem Tragen und erneuter Anwendung von Emollienzien im Stoff an und können dann wie Brandbeschleuniger wirken. Konsekutive Todesfälle sind dokumentiert. Rauchen, die Anwendung von medizinischem Sauerstoff, Verwendung von Emollienzien auf großen Hautflächen, mit der die Kleidung wiederholt in Kontakt kommt, erhöhen das Risiko von Brandverletzungen, insbesondere, wenn sich die betroffene Person nur eingeschränkt selbst helfen kann (Kinder, Demenzpatienten).[12]

Einzelnachweise

  1. Duden Rechtschreibung
  2. a b Eintrag zu Emollientien. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Januar 2017.
  3. Ronald Marks: Emollients. CRC Press, 1997, ISBN 978-1-85317-439-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Paul Gutmann: Graevell's Notizen für praktische Ärzte über die neuesten Beobachtungen in der Medicin mit besonderer Berücksichtigung der Kranken-Behandlung. 1873, S. 85 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Vgl. Franz Georg Nonner: Der redliche Dorfbader oder Medicinisch-chirurgisches Handbuch zum schnellen und sichern Gebrauch in Krankheiten und Nothfaellen auf dem Lande. Johann Michael Daisenberger, Stadtamhof 1799, S. 238–242 („Emollientia simplicia: […] dienlich […], wo die Fasern der festen Theile sollen erweichet werden, damit die den Säften nachgeben, und nicht zu stark widerstehen können, als in Entzündungen, Verstopfungen, Schmerzen und Geschwüren“).
  6. Martina Kerscher: Dermatokosmetik. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-11456-8, S. 81 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Marina Bährle-Rapp: Springer Lexikon Kosmetik und Körperpflege. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-642-24688-3, S. 102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik Ein Lehrbuch für die PTA-Ausbildung und die Beratung in der Apothekenpraxis. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-08181-5, S. 143 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. K. Y. Heng, T. Y Kei, K. J Singh, Li Hairui, Poh Ai-Ling, K. Lifeng: Handbook of Cosmeceutical Excipients and their Safeties. Elsevier, 2014, ISBN 978-1-908818-71-3, S. 153 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. William Arthur Poucher: Perfumes, Cosmetics and Soaps Modern Cosmetics. Springer, 2013, ISBN 978-1-4899-3055-2, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Carole Kenner, Judy Wright Lott: Comprehensive Neonatal Care An Interdisciplinary Approach. Elsevier Health Sciences, 2007, ISBN 978-1-4160-2942-7, S. 81 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Brandgefahr durch Emollenzien. Gelbe Liste am 6. April 2022, abgerufen am 12. April 2022.

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