Emmerich Däger

Emmerich Däger (auch Emerich von Perlach, latinisiert Emericus Berlacensis; geboren als Franz von Paula Dägn; * 27. März 1698 in Perlach; † 31. August 1757 in Landshut) war ein Kapuziner-Pater, der als Schriftsteller und Übersetzer geistlicher Werke aus dem Italienischen tätig war. Sein Taufname Franz von Paula geht auf den heiligen Einsiedler und Ordensgründer Franz von Paola zurück, der ebenfalls am 27. März geboren ist.[1]

Herkunft und Familie

Emmerich war der Sohn des kurfürstlichen Zöllners und Tafernwirts[2] Johann Paul Dägn (* 1670 oder 1672; † 25. Dezember 1730) und Maria Anna Dägn (geborene Daller), verheiratet seit 1692.
Sein Vater Johann Paul ist gemäß einer Gedenktafel am Äußeren der Michaelskirche in Perlach dort begraben.

Gedenktafel für Johan̄ Baŭl Dägn

Der Sterbematrikel zufolge starb Johann Paul am 25. Dezember.
Emmerichs Urgroßeltern waren Melchior Dägn und Ursula Dägn (geb. Sedlmayer), verheiratet seit dem 1. September 1642. Melchior war Tafernwirt aus Ebertshausen bei Tanning und Ursula Wirtstochter des ehemaligen Hofwirt in Perlach. Sie waren die Eltern von Franz Dägn, dem Vater von Johann Paul Dägn und Ehemann von Anna Maria (geb. Reitterin).[3]

Emmerichs Vater betrieb seit 1692 die heute Alter Wirt genannte Bierzäpflerei,[4] für deren Wiedererrichtung Franz Dägn 1690 die Genehmigung erhielt. Franz Dägn übergab Johann Paul 1691 auch die Perlacher Tafernwirtschaft, das heutige Gasthaus zur Post.[3]

Emmerich hatte sechs weibliche Geschwister.[5]

Maria Barbara († 2. Mai 1766), Emmerichs Tante väterlicherseits, heiratete 1698 den Hofgerichtsadvokaten Franz Xaver Wiguleus Kreittmayr. Sie bekamen sechzehn Kinder, darunter Wiguläus von Kreittmayr, Joseph Benno von Kreittmayr und Generosa Kreittmayr, Äbtissin des Klosters Geisenfeld.[6]

Rechtsstreit

Anfang des 18. Jahrhunderts kam es zu einem Rechtsstreit zwischen Wirt Franz Gürttner und Emmerichs Vater Johann Paul Dägn. Im Jahr 1689 hatte Gürttner mit Emmerichs Großvater Franz Dägn einen Vertrag ausgehandelt (scheinbar mit Einflussnahme der kirchlichen Autoritäten der Kirche St. Maria in Ramersdorf). Dägn stellte Gürttner Räumlichkeiten für den Verkauf von Bier, Schnaps und Brot zur Verfügung und wurde dafür an der Hälfte des Erlöses beteiligt. Gürttner verpflichtete sich zudem sein Bier nur in Perlach zu kaufen. Der Vertrag hatte ungewöhnlicherweise kein Zeitlimit und übertrug sich auch auf Gürttners Erben. Gürttner warf Johann Paul im Jahr 1716 vor, Gebäude nicht ausreichend instand zu halten und beantragte, scheinbar vergeblich, die Aufgliederung des 27 Jahre zuvor abgeschlossenen Vertrages. 1782, ein halbes Jahrhundert nach Johann Paul Dägns und sicher auch nach Gürttners Tod, wurde der Vertrag schließlich aufgelöst.[7]

Leben

Emmerich, bis zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Vornamen Franz von Paula, trat am 25. Mai 1715 im Alter von 17 Jahren in Kapuzinerorden ein und nahm den Ordensnamen Emmerich Däger an. Er war Prediger, Novizenmeister, Lektor und Guardian des Kapuzinerklosters Landshut und hatte den Ruf umfassender Gelehrsamkeit.[8][9][10] Er lebte bewusst einsam und beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Lesen von ‚guten Büchern‘ oder dem Schreiben.[9] Er sprach mehrere Sprachen, verstand sich auch gut in philosophischen und theologischen Wissenschaften und war ‚in allem unterrichtet, geprobt und geübt‘.[11]

Emmerich Däger war der Beichtvater von Pater Martinus von Pfaffenhausen († 1746) in dessen letzten Lebensjahren[12]

Spätestens 1753 gab der Generalminister der Kapuziner Sigismundo da Ferrara während seinem Besuch in einem damaligen Kapuzinerkloster in München die Übersetzung der Vita des Hieronymus von Corlione vom Italienischen ins Deutsche in Auftrag.[13] Emmerich nutzte für diesen Auftrag die Zeit eines „mehr als sechswochentlichen Hüftwehs“ infolge eines „Krampffs, oder Sciatica“, wodurch er zwar stehen und liegen aber nicht sitzen konnte. Zuvor musste diese Aufgabe „immer und täglich vorfallenden Gehorsams-Geschäfften“ weichen.[14][15][16]

Werke

Zu Dägers Werken gehören neben einer Gelegenheitsrede in München gedruckte Übersetzungen aus dem Italienischen, darunter:

Außerdem erschienen:

  • Buß-Bruderschafft Himmels-Bruderschafft, Das ist: Die außerwählte Bruderschafft Der grossen Heil. Büsserin Mariae Magdalenae Bey, und unter dem Wunderthätigen Heil. Creutz auf dem Mooß nächst Allach unlängst aufgerichtet. 1739.
  • Das grosse Jubilaeum Auf das heilige Jahr 1750. Von Ihro jetzt-regierenden Päbstl. Heiligk. Benedicto XIV. Mildseeligst verlihen, Wie es sicher und heilig zu gewinnen seye, In Fragen und Antworten, Aus der Päbstl. Bulle und Circular-Schreiben gezogen. 1751.

Literatur

  • Emericus Berlacensis in: Bibliotheca Scriptorum Ordinis Minorum S. Francisci Capuccinorum, Band 1. Venedig 1747. (Seite 79)
  • P. Emerich von Perlach und P. Emerikus (Däger) von Perlach. In: Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern: von ihrem Entstehen an bis auf die gegenwärtige Zeit. In Commission der J. E. von Seidelschen Kunst- und Buchhandlung, Sulzbach 1826. (S. 78, S. 113)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz von Paola – Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 18. Mai 2020.
  2. Georg von der Grün: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde. Band 13, Nr. 4/6. Max Kellerers Verlag, München 1935, S. 173 (blf-online.de [PDF]).
  3. a b Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698–1757). S. 4 (hachinger-bach.de [PDF]).
  4. Heinrich Jocher: 1000 Jahre Ramersdorf. In: NordOstMagazin. München Januar 2007, S. 13 (yumpu.com).
  5. Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698–1757). S. 7 (hachinger-bach.de [PDF]).
  6. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. 1965, S. 143 (google.de [abgerufen am 20. August 2021]).
  7. Beat Kümin: Drinking Matters: Public Houses and Social Exchange in Early Modern Central Europe. Springer, 2007, ISBN 978-0-230-59846-1, S. 61 (283 S., google.de).
  8. Bibliotheca Scriptorum Ordinis Minorum S. Francisci Capuccinorum
  9. a b Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern. J.E. von Seidel, 1826 (google.de [abgerufen am 17. Oktober 2020]).
  10. 'Das gelehrte Baiern oder Lexikon aller Schriftsteller welche Baiern im 18. Jahrhunderte erzeugte oder ernährte. 1, A - K' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 28. August 2021.
  11. Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698–1757). S. 2 (hachinger-bach.de [PDF]).
  12. Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698–1757). S. 2 (hachinger-bach.de [PDF]).
  13. Emmerich Däger: Das wundervolle Leben des gottseligen Dieners Gottes Hieronymus von Corlione, Capucinerbruders aus der Provinz Palermo. Dr. verb. Auflage. Pustet, Passau 1846 (google.de [abgerufen am 18. September 2021]).
  14. Leopold Auburger: Der Kapuzinerpater Emerikus Däger (Franz von Paula Dägn) aus Perlach (1698–1757). S. 3 f. (hachinger-bach.de [PDF]).
  15. 'Das wundervolle Leben des gottseligen Dieners Gottes Hieronymus von Corlione, Capucinerbruders aus der Provinz Palermo' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 28. August 2021.
  16. Emmerich Däger: Vorred Des Übersetzers. In: Das wundervolle Leben Hieronymi von Corlione. 1753 (google.de [abgerufen am 9. September 2021] Emmerich wird in der ersten Auflage im Gegensatz zu den nächsten als Übersetzer nicht namentlich erwähnt. Die ‚Vorred Des Übersetzers‘ ist gemäß ihrem Inhalt aber ihm zuzuschreiben.).
  17. Bibliotheksverbund Bayern. Abgerufen am 14. April 2020.

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