Emilie Turecek

Emilie Turecek, die Fiaker-Milli, ca. 1870

Emilie Turecek, auch Emilie Turaczek, Emilie Pemer, Emilie Pemmer, verheiratete Emilie Demel (* 30. Juni 1846 in Wien; † 13. Mai 1889 in Wien), genannt Fiaker-Milli, war eine österreichische Volkssängerin des Wienerlieds.

Leben

Emilie Turecek wurde als uneheliches Kind der Anna Turecek in Wien geboren. Ihr Vater, der am 28. Juli 1798 in Kochholz in Niederösterreich geborene Michael Pemmer, ehelichte Anna Turecek erst am 12. September 1869. Am 21. Oktober 1874 heiratete Emilie Turecek den 1851 in Wien geborenen Fiaker Ludwig Demel in der Johann-Nepomuk-Kirche in der Leopoldstadt.

Die aufsehenerregende Zeremonie zog eine große Anzahl von Gästen und Schaulustigen an und brachte den Tramway Verkehr auf der Praterstraße zeitweise zum Erliegen. Aufgrund der Menschenansammlung musste sogar die Polizei einschreiten.

Emilie Demel, wie sie jetzt hieß, widmete sich danach dem Fuhrwerksunternehmen ihres Mannes und erwog sogar, selbst Kutscherin zu werden. Sie musste aber bereits nach einem halben Jahr Konkurs anmelden. Völlig verarmt starb sie im Mai 1889 erst 42-jährig in ihrer Wohnung in Dornbach an Leberzirrhose.

Sie trat in Vergnügungslokalen sowie auf Wäschermädel- und Fiakerbällen auf. Ihre Auftritte im Jockeykostüm mit eng anliegenden Hosen und Reitgerte sorgten für großes Aufsehen. Für das Tragen von Männerkleidung brauchte sie eine polizeiliche Genehmigung.[1]

Josef Koller schrieb 1931 in seinem Buch Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit:

„Die Fiaker Milli kam mit ihrem männlichen und weiblichen Anhang überall dorthin, wo es ‚a Hetz und Gaude‘ gab, und stellte dann buchstäblich alles auf den Kopf. Sie war fesch und übermütig und verlor an jedem Abend die Herrschaft über ihr heißblütiges Temperament. Immer war die Fiaker Milli die intellektuelle Urheberin der nächtlichen Orgien; wo sie auftauchte, wusste sie die Festordnung umzustoßen und durch zügelloses Treiben eine Ulkstimmung hervorzurufen.“

Bezüglich ihres Ablebens schreibt Koller:

„Nicht allzulange leuchtete der Glücksstern der übermütigen Fiaker Milli. Das wüste Leben rächte sich und in der Blüte der Jahre wurde die viel umworbene Bringerin der Lust abberufen. Leberentartung war als Todesursache angegeben. Am 18. Mai 1889 [recte: 15. Mai] setzte man den Leichnam der Fiaker Milli am Dornbacher Friedhof in einem Schachtgrabe bei...“

Rezeption

Hugo von Hofmannsthal setzte der Volkssängerin in seinem Libretto zu der Richard-Strauss-Oper Arabella mit der Figur der Fiakermilli ein Denkmal.
Die Fiaker-Milli als Figur kommt in mehreren Filmen vor:

2022 wurde der Gehweg entlang des Donaukanals zwischen Franzensbrücke und Rotundenbrücke Emilie-Turecek-Promenade benannt.

Literatur

  • Erich Hermann Müller von Asow: "Die Fiaker-Milli. Eine historische Figur aus Richard Strauss' Arabella". Österreichische Musikzeitschrift, 15. Jg., April 1960, Heft 4, S. 195f.

Weblinks

Commons: Emilie Turecek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regina Karner, Michaela Lindinger (Hg.), Großer Auftritt. Mode in der Ringstraßenzeit, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2009, S. 46

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Fiaker-Milli, ca. 1870 (I).jpg
Emilie Turecek (1848–1889), bekannt als Fiaker-Milli. Sammlung: Wien Museum