Emile Savoy

Emile Savoy

Emile Savoy (* 6. Mai 1877 in Attalens, Vivisbachbezirk; † 26. Januar 1935 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.

Er war katholisch und von Attalens. Seine Eltern waren Basile Savoy, Orgelbauer und Organist, und Antoinette geb. Perroud. Er heiratete Gabrielle Pierlot, von Bertrix (Belgien), Tochter eines bedeutenden Industriellen.

Emile Savoy besuchte das Kollegium St. Michael, wo er sich mit Jean-Marie Musy anfreundete. Er studierte zwei Semester Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg (1900) und setzte dann seine Studien in Löwen fort (1901–1904). Dort legte er ein Doktorat in Recht (1903) und ein Lizentiat in Politik- und Sozialwissenschaften (1904) ab. In diesem Fachbereich verfasste er eine zweite Doktorarbeit über das Lehrlingswesen in der Schweiz (1910). Während seines Aufenthalts in Belgien arbeitete er als Privatsekretär des Vizepräsidenten der Abgeordnetenkammer. Daneben erteilte er Unterricht in Wirtschaftspolitik an der Gewerbeschule in Bertrix und war Mitarbeiter mehrerer Zeitungen. Emile Savoy blieb Belgien stets eng verbunden und pflegte dauerhafte Beziehungen zu dortigen katholischen Politikern und Intellektuellen.

Nach Freiburg zurückgekehrt, war er als Inspektor im Lehrlingswesen (1904), Richter am Bezirksgericht Saane (1905), Oberamtmann des Glanebezirks (1905) und Oberamtmann des Greyerzbezirks (1907) tätig. Am 8. April 1913 wurde er mit Musys Unterstützung gegen den Kandidaten Georges Pythons, den Freiburger Stadtammann Ernest de Weck, in den Staatsrat gewählt. Als Nachfolger von Louis Weck leitete er die Polizei- und Gesundheitsdirektion (1913–1916) und befasste sich insbesondere mit der Reform des Strafvollzugssystems (1915). Die landwirtschaftliche Anstalt Bellechasse wurde zum kantonalen Strafvollzugszentrum; ihre Verwaltung und Struktur wurden reorganisiert, um die Umerziehung der Sträflinge durch ein zunehmendes Arbeitspensum zu fördern.

Während des Kriegs war Emile Savoy für die Versorgung des Kantons verantwortlich. Ausserhalb seiner öffentlichen Ämter gründete und leitete er das Freiburger Hilfskomitee für belgische Flüchtlinge. Aufgrund seiner Beziehungen zu Belgien wurde er 1916 der Spionage beschuldigt: Die Deutschen behaupteten, er hätte sich unter dem Mantel des Hilfskomitees als Mittelsmann zwischen Belgien und Frankreich betätigt. Obwohl es schwer fiel, die näheren Umstände dieser «Affäre Savoy» in einem durch den Krieg und eine moralische Kluft bestimmten Kontext zu bestimmen, nahm sie eine nationale Dimension an.

Um die Lage zu beruhigen, nutzte Savoy den Rücktritt von Fernand Torche, um am 23. Mai 1916 in die Direktion des Innern, der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie zu wechseln. Er widmete sich nun der Entwicklung der Landwirtschaft, die er als Grundlage jeder gesunden Wirtschaft ansah. In der Überzeugung, dass die Ausbildung der beste Garant für Fortschritt war, gründete er mit Hilfe des Gesetzes über den landwirtschaftlichen Unterricht das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve und die Landwirtschaftliche Hauswirtschaftsschule (1919). Er engagierte sich persönlich für die Vereinheitlichung und Restrukturierung der Landwirtschaft, indem er den Freiburgischen Landwirtschaftsverband und den Landwirtschaftlichen Genossenschaftsverband präsidierte. Zudem gründete er die konservative Zeitschrift Le Paysan fribourgeois (1920), die sich für die Interessen der Landwirte einsetzte. Auch wenn er als Vater der modernen freiburgischen Landwirtschaft betrachtet wurde, waren seine Ideen gelegentlich durch ein Festhalten am Vergangenen geprägt, das insbesondere in seinen Vorstellungen von Autarkie und Heimarbeit zum Ausdruck kam. Savoy war für die Sache der Landwirte auf Westschweizer (Fédération des sociétés romandes d’agriculture), nationaler (Vorstand des Schweizerischen Bauernverbandes) und internationaler Ebene (Internationale Landwirtschaftskommission) tätig.

In Übereinstimmung mit der Sozialdoktrin der Kirche setzte er sich für den Schutz der Bedürftigsten ein. Er erarbeitete ein Gesetz über die Fürsorge und Wohlfahrt (1928) und ein Gesetz über die Arbeitslosenversicherung (1928, revidiert 1932). Zudem war er der Verfasser eines Gesetzesentwurfs über die korporative Organisation der Berufe (1934), das vom Grossen Rat verabschiedet, doch nie promulgiert wurde.

Nach Pythons Machtverlust und Musys Rücktritt wurde Savoy der starke Mann des Staatsrats, den er viermal präsidierte (1916, 1920, 1926, 1933). Er setzte sich für eine verstärkte Zentralisierung der Verwaltung und Politik ein. Im Grossen Rat sass er als Vertreter des Vivisbachbezirks (1915–1925), bis die Ämterhäufung verboten wurde. Darüber hinaus übte er ein weiteres politisches Doppelmandat aus: Als Pythons Nachfolger wurde er 1920 in den Ständerat gewählt, dem er bis 1935 angehörte und den er 1928 präsidierte. In Bern profilierte er sich in landwirtschaftlichen und sozialen Fragen. Zudem war er in den Führungsgremien der Konservativen Volkspartei auf verschiedenen Ebenen tätig: als Vizepräsident des Freiburger Kantonalverstands und als Mitglied des Schweizerischen Zentralvorstands. Daneben war er Mitglied der Neuen Helvetischen Gesellschaft. Mehr als durch seine rednerische Begabung überzeugte Savoy durch seine Arbeitskraft und seine Sachkenntnis. Zahlreiche Vorträge und Publikationen belegten sein Interesse und sein Wissen in den Bereichen, in denen er tätig war. So hatte er unter anderem die Schriften L’ouvrier chocolatier à Broc en 1908 (1913), Essai de politique agraire fribourgeoise (1919) und Paupérisme et bienfaisance (1922) verfasst. Im Augenblick seines Todes schrieb er an einer weit gespannten Abhandlung mit dem Titel L’agriculture à travers les âges.

Im Alter von 57 Jahren starb Emile Savoy am 26. Januar 1935 in Freiburg in Ausübung seiner politischen Ämter.

Literatur

  • Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.

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