Emanuele Tesauro

Frontispiz aus Emanuele Tesauro: Cannochiale Aristotelico. Turin 1670

Emanuele Tesauro (* 1592 in Turin; † 1675 ebenda) war ein italienischer Rhetoriker, Schriftsteller, Historiker und Dramatiker.

Leben

Emanuele Tesauro wurde im Jahr 1592 in Turin als Kind wohlhabender Edelleute geboren. Mit zwanzig Jahren trat er in die Gemeinschaft der Jesuiten ein. Nach der Erlangung des ersten Studiengrades arbeitete er zwischen 1618 und 1621 als Professor für Rhetorik in Cremona und Mailand, wo er unter anderem auch als vielbewunderter Prediger in Erscheinung trat.

In diese Zeit fielen auch Tesauros erste Gehversuche als Schriftsteller; er schrieb Epigramme, die aber erst postum veröffentlicht wurden, sowie sein erstes Theaterstück, den Hermengildus. In Neapel betrieb er theologische Studien; hier kam es zu Konflikten mit anderen Mitgliedern des Ordens. 1623 übersiedelte er nach Mailand, um seine Studien abzuschließen; dort entstanden auch die Idea delle perfette imprese und das Giudicio. Nach einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung verließ Tesauro 1634 die Jesuiten, er behielt jedoch seine Priesterwürden. Als Erzieher der Kinder des Herzogs von Savoyen verbrachte Tesauro einige Zeit in Flandern. 1670 initiierte er bei Zavatto in Turin eine erste Gesamtausgabe seiner Werke; die lateinischen Theaterstücke erfuhren eine Übersetzung ins Italienische.

Werk

Il cannochiale aristotelico – Das aristotelische Fernrohr

Il cannochiale aristotelico (Erstausgabe 1654, erweiterte Neuauflage 1670), wird, neben der Kunst des Scharfsinns von Baltasar Gracián als wichtigste theoretische Schrift des Konzeptismus und des Barock im weiteren Sinne angesehen (z. B. Gustav René Hocke). Das Fernrohr ist nicht nur die erste große Theorie der Metapher, sondern aller figurierten Rede überhaupt, die auf das anthropologische Phänomen des Scharfsinns (lat. argutia, it. argutezza) zurückgeführt werden: Weil der Mensch eine natürliche Freude an der Erkenntnis von Zusammenhängen in der Natur hat, kann er in der Kunst solche Zusammenhänge, kraft seiner argutia, selbst herstellen. Die "argutezza" ist ein Ausdrucksmittel, ein Instrument, das darauf abzielt, Inhalte nicht auf trivial-utilitaristische Weise zu vermitteln, sondern auf ingeniös-reizvolle. Mit ständiger Rücksicht auf die Rhetorik des Aristoteles leitet Tesauro alle Erscheinungsformen menschlichen Lebens vom Bedürfnis nach metaphorischer Sprache ab. Seine Intention ist insbesondere, der Revolution der poetischen Sprache, die mit Marino eingesetzt hatte, ein theoretisches Fundament zu geben.

Weitere Werke

Zu den weniger bekannten Schriften Tesauros gehören unter anderem:

  • Ermenegildo, Edippo, Ippolito (1621) – klassizistische Tragödien in lateinischer Sprache.
  • L’Idea delle perfette imprese (1622) – eine Theorie des Wappenspruchs, die später ins Cannochiale übernommen wird
  • Il Giudicio (1625) – auch eine Vorarbeit zum Canocchiale
  • Panegirici sacri (1633, erschienen 1659) – geistliche und profane Lyrik
  • Inscriptiones (erschienen 1670) – lateinische Epigramme aus seiner Zeit in Mailand
  • Filosofia morale (1670) – vielbeachtetes System der Moralphilosophie
  • I Campeggiamenti (1674) – Geschichte des Krieges der Piemontesen gegen Spanien
  • L’arte delle lettere missive (1674) – Traktat über die Kunst des Briefeschreibens
  • begonnene Geschichte Turins, die er jedoch nicht fortsetzen kann und die daher von Ferrero (1679) zu Ende geführt wird.

Werkausgabe

  • Emmanuele Tesauro: Il Cannocchiale Aristotelico. Herausgegeben von August Buck. Bad Homburg, Berlin und Zürich 1968.

Literatur

  • Eugenio Donato: Tesauro's Poetics: Through the Looking Glass. In: Modern Language Notes vol. 78. Baltimore 1963.
  • Thomas Neukirchen: "Ad aeternam auctoris celebritatem." Zeitanspruch und Gelehrsamkeit der höfisch-solennen ‚Inscriptiones‘ Emanuele Tesauros. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 24: Kunst als ästhetisches Ereignis. (1997), S. 191–199.
  • Thomas Neukirchen: "Inscriptio". Rhetorik und Poetik der Scharfsinnigen Inschrift im Zeitalter des Barock. Tübingen 1999 (Studien zur deutschen Literatur, 152).
  • Gustav René Hocke: Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchemie und esoterische Kombinationskunst. Hamburg 1959.
  • Giovanni Baffetti: Retorica e Scienza. Cultura gesuitica e seicento italiano. Bologna 1997.
  • Klaus-Peter Lange: Theoretiker des literarischen Manierismus. Tesauros und Pellegrinis Lehre von der „Acutezza“ oder von der Macht der Sprache. München 1968.

Weblinks

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Il cannocchiale aristotelico, o sia, Idea dell'arguta et ingeniosa elocutione - che serue à tutta l'arte oratoria, lapidaria, et simbolica (1670) (14728046986).jpg
Autor/Urheber:

Tesauro, Emanuele, conte, 1592-1675; Piola, Domenico, 1627-1703; Tasnière, Giorgio, d. 1704;

Zavatta, Bartolomeo, fl. 1651-1690, Lizenz: No restrictions

Identifier: ilcannocchialear00tesa (find matches)
Title: Il cannocchiale aristotelico, o sia, Idea dell'arguta et ingeniosa elocutione : che serue à tutta l'arte oratoria, lapidaria, et simbolica
Year: 1670 (1670s)
Authors: Tesauro, Emanuele, conte, 1592-1675 Piola, Domenico, 1627-1703 Tasnière, Giorgio, d. 1704 Zavatta, Bartolomeo, fl. 1651-1690
Subjects: Aristotle Mottoes Emblems Metaphor
Publisher: In Torino : Per Bartolomeo Zauatta
Contributing Library: Getty Research Institute
Digitizing Sponsor: Sloan Foundation

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li, & infoaui, la I,& laV. 1^5 Voci degli Animali, perche piaceuoli,ò fpiaceuoli. 16^4 Voci animate dal Concetto, & fuoi ef-fetti. 157 Voci furate dallo Italico al Latino, pa-iono pedanterie a (ciocchi Sindica,-tori, & fon Figure. 255 Voci Pellegrine m fei differenze. 2,50 Voci Prifche . Sua ofleruatione. 2.51 Voci alterate in vna Claufula, la ren-dono elegante. t6o Voci Metaforiche mefcolate con altrePellegrine rifplendon più. tC^ Voci Ironiche, onde nafcano. 2.94 Voci de Colori fi trafportano alle cofeinuifibili. 311 Voci trafportate da termini del Sito,qual fpecie di Metafora di Simi-glianza fiano. 3^5 Voluttà, e Mondani Piaceri, che fiano,116. Voto Figura, fi congiunge con la Inuo-catione. 2,14 Vrbanità Entimematica . Vedi Enti;mema Vrbano. Vrbanità fi diftingue dalla Bomo/o-chia. /pi Vrbanità, alerò non fono,che Metafore 300 ^55 Ingeniofe.Vtilità dellIndice Categorico. Il /--TTAchia , Idea de PredicatoriJlLj Concettofi. 538 f \ ^ .^H vi Vtfi ^ • /
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:gregio NSPERSOS REPRFHENDIT CORPORE NtVOS H_ D Piala imi G Vuiufrv fculpj: laur IL CANNOCCHIALE ARISTOTELICO O fia Idea DELL* ARGVTA ET INGENIOSA ELOCVTIONE Che fcrue à tutta lArte ORATORIA, LAPIDARIA, ET SIMBOLICA Efaminata co* Principi) DEL DIVINO ARISTOTELEDal Conte & Caualier Gran Croce D. EMANVELE TESAVRO PATRITIO TORINESE. ^luinta Jmprefsione.ilcannocchialear00tesa

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