Emanuel Kohn

Emanuel Kohn (* 3. Mai 1863 in München; † 19. Juli 1942 in Theresienstadt) war ein deutscher Kunsthändler. Er wurde ein Opfer des Holocaust.

Leben

Emanuel Kohn war ein Sohn des Salomon Kohn, geboren am 19. April 1830 in Wassertrüdingen, der sich 1859 als Gerbermeister und Lederhändler in München niederließ und 1880 starb.[1] Die Mutter Johanna, geborene Billmann (* 1841, verheiratet 1859 in Wassertrüdingen, † 6. April 1925) kam aus dem Dorf Schwabing bei München und war lange Jahre Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins.[2] Emanuel wuchs mit den Geschwistern Mathilde (* 1861, verh. Pfeiffer) und Heinrich (1866–1933)[3] in München auf und besuchte nach der Elementarschule 1874 bis 1877 das Münchner Maximiliansgymnasium.[4] Mit zahlreichen weiteren Mitschülern seines Jahrgangs nahm er am jüdischen Religionsunterricht von Abraham Wolfsheimer (1813–1894) teil. Informationen über seine weitere Schulbildung fehlen. Mit dem 26. November 1883 ist sein Eintritt in die Antikenklasse der Münchner Kunstakademie bei Gabriel Hackl dokumentiert.[5] Nur kurze Zeit betätigte er sich als Kunstmaler, denn bereits im Mai 1900 meldete er eine Firma Vermittlung zum An- und Verkauf von Kunstgegenständen in der Herzog-Rudolf-Straße in München an und erwarb 1905 das „Heimatsrecht“[6] für München. Im selben Jahr heiratete er in Wien Else Kunstadt, die Tochter eines jüdischen Kultusbeamten.[7] Der Ehe entstammten die Tochter Grete (* 1908) und der Sohn Siegfried (* 1910).[8]

Emanuel Kohn erwarb, verkaufte und vermittelte Kunstwerke aller Art und stand auch in Verbindung mit aktiven Künstlern. Seine Tätigkeit als Kunsthändler ist u. a. belegt am Beispiel des Verkauf koptischer Textilien aus dem Nachlass von Theodor Graf an das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart im Jahr 1905[9] und an das Hessische Landesmuseum in Darmstadt im Jahr 1908[10] sowie der Mumienmaske eines jungen Mannes aus Ägypten für das Museum Folkwang in Essen im Jahr 1906.[11]

Mit dem 19. Juni 1941 ist als letzte Wohnadresse für Emanuel Kohn das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München, Klenzestraße 4, gegeben. Am 16. April 1942 wurde der fast 80-jährige ins Barackenlager an der Knorrstraße 148 verbracht und am 18. Juni 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er starb.

Autographen

Literatur

  • Adressbuch München 1906, S. 68: Künstler und Künstlerinnen: Kohn, Emanuel, Herzog Rudolfstr. 23/1.
  • Hans Kohn: Die Familie Kohn aus Wassertruedingen. Dresden 1932 (Digitalisat beim Leo Baeck Institute Center for Jewish History, New York).
  • Jean Kohn: Die Familie Kohn aus Wassertrüdingen. Paris 1948 (Digitalisat).
  • Heinrich Kohn und Familie. In: Mitteilungen des Münchner Anwaltsvereins e.V., August/September 2002.
  • Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, Bd. 1, München 2003, S. 727–273 (Passfotos Emanuel Kohn sowie Heinrich, Elisabeth und Luise Kohn).
  • List of German Jews, murdered between 1933-1945: Kohn, Emanuel (* 3. Mai 1863), in: www.kristallnacht1938.org/list/k.html; März 2010.
  • Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86906-475-8, S. 512–514 (Foto).
  • Andreas Heusler, Andrea Sinn (Hrsg.): Die Erfahrung des Exils: Vertreibung, Emigration und Neuanfang nach 1933. Ein Münchner Lesebuch. (= Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern, Bd. 10). De Gruyter Oldenbourg, München 2015, ISBN 978-3-486-70479-2, S. 160, Anm. 60, 61.

Einzelnachweise

  1. Er war seinerseits ein Sohn des Hänlein Salomon Kohn aus Wassertrüdingen (1803–1888) und der Zierle, geb. Gutmann (1808–1875).
  2. Bayerische Israelitische Gemeindezeitung. Band 1, Nr. 4, 9. Mai 1925, S. 71.
  3. Kaufmann in München; er war der Vater der Rechtsanwältin Elisabeth (* 1902) und der Malerin Luise Kohn (* 1904), die zusammen mit ihrer Mutter Olga, geborene Schulhöfer, 1941 deportiert und ermordet wurden, zu Luise Kohn (Luiko): [1].
  4. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1874/75 bis 1876/77.
  5. Eintrag im Matrikelbuch.
  6. „das durch Geburt oder besondere Zuerkennung erworbene Recht, sich in einer Gemeinde aufzuhalten, Grundstücke zu erwerben und ein Gewerbe zu betreiben (…)“
  7. * 6. Februar 1882; 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet; Tochter von Hermann Kunstadt († 1933) und Regina, geborene Freistadt.
  8. Grete heiratete Salomon Lebrecht und war letztmals 1937 in Berlin gemeldet; Siegfried meldete sich 1933 nach Wien ab; von hier aus gelang ihm die Emigration über Frankreich in die USA. Er verstarb 1982 in New York.
  9. Die koptischen Textilien im Landesmuseum Württemberg 2014.
  10. Dorothee Renner-Volbach: Die spätantiken und koptischen Textilien im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. Harrassowitz, Wiesbaden 1985, S. 9.
  11. Eintrag in der Museumsdatenbank.