Elsa von Freytag-Loringhoven

Elsa von Freytag-Loringhoven

Elsa von Freytag-Loringhoven, geb. Elsa Hildegard Plötz, (* 12. Juli 1874 in Swinemünde; † 15. Dezember 1927 in Paris) war eine deutsche Künstlerin des Dadaismus.

Leben und Wirken

Elsa Hildegard Plötz kam 1874 in der damals deutschen Hafenstadt Swinemünde zur Welt; ihre Familie war wohlhabend. Ihre künstlerische Laufbahn begann in Berlin. Mit ihrem zweiten Ehemann Frederick Phillip Grove ging sie in die USA, nachdem er seinen Suizid vortäuschte.[1] Sie war Malerin, Bildhauerin, Dichterin, Performance-Künstlerin, Rezitatorin, Muse und Aktmodell. Von 1913 bis 1923 lebte sie in New York, wo sie eine kurz anhaltende Popularität erlebte. Sie veröffentlichte ihre Dada-Gedichte in der einflussreichen Zeitschrift The Little Review, zeitgleich mit dem Erscheinen von James Joyces Ulysses im selbigen Magazin.[1]

Wie viele andere Frauen in der Kunst konnte sie von ihrer Arbeit nicht auskömmlich existieren. Häufig in bitterer Armut lebend, da ihre Kunst und Person als zu exzentrisch empfunden wurden und die Kunstszene von Männern dominiert war, wurde sie u. a. von der Sammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim gefördert. Sie war Teil der US-amerikanischen Künstlerszene der Pariser Left Bank (Rive Gauche) in den 1920er Jahren, wo sie unter anderen mit Djuna Barnes bekannt war. Ihr wird zugeschrieben, unter dem Pseudonym „R. Mutt“ das 'einflussreichste Werk der Modernen Kunst'[2] geschaffen zu haben, als dessen Urheber traditionell ihr Freund Marcel Duchamp gilt: Fountain, ein zum Ready-made deklariertes Urinal.[3]

Elsa von Freytag-Loringhoven starb in ihrer Wohnung in Paris im Schlaf an einer Gasvergiftung. Ob es sich hierbei um einen Unfall, einen Mord oder einen Suizid gehandelt hatte, wurde nie geklärt. Angeblich soll sie einen Seemann beherbergt haben, der das Gasventil in der Wohnung geöffnet hatte. Djuna Barnes bemerkte hierzu: „Sie könnte einfach das tragische Opfer eines zu weit getriebenen grausamen Scherzes gewesen sein.“[4][5]

Sie war dreimal verheiratet: in erster Ehe (1901) mit dem Jugendstilarchitekten August Endell, in zweiter Ehe (1910) mit dem Übersetzer Felix Paul Greve, in dritter Ehe (1913) mit Leopold Karl Friedrich Baron von Freytag-Loringhoven (1885–1919).

Rezeption

Irene Gammel (* 1959) veröffentlichte 2002 unter dem Titel Baroness Elsa. Gender, Dada, and everyday modernity die erste Biographie Elsa von Freytag-Loringhovens.[6] Die Erzählerin in Siri Hustvedts Roman Damals (2019) ist eine große Verehrerin der in dem Roman oft nur Baroness genannten Elsa von Freytag-Loringhoven.[7]

Ausstellungen

  • Die Dada-Baroness. Elsa von Freytag-Loringhoven. Ausstellung, konzipiert von Ernest Wichner und Lutz Dittrich, initiiert von Irene Gammel und von Brigitte Ebersbach. Literaturhaus Berlin, 23. März bis 8. Mai 2005. Ein Katalog erschien im Verlag Edition Ebersbach.

Gruppenausstellung

  • 2010: Wrong; Kunst im Tunnel, Düsseldorf kuratiert von Katharina Fritsch und Gertrud Peters.

Literatur

  • Ina Boesch: Die DaDa. Wie Frauen Dada prägten. Scheidegger und Spiess, Zürich 2015, ISBN 978-3-858-81453-1
  • Irene Gammel: Die Dada-Baroness. Das wilde Leben der Elsa von Freytag-Loringhoven (deutsche Ausgabe von Baroness Elsa. Gender, dada, and everyday modernity. A cultural biography). Edition Ebersbach, Berlin 2003 ISBN 3-934703-57-7
  • Britta Jürgs: Elsa von Freytag-Loringhoven, in: Britta Jürgs (Hrsg.): Etwas Wasser in der Seife: Portraits dadaistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Aviva Verlag, Grambin 1999, ISBN 3-932338-06-5, S. 115–126

Weblinks

Commons: Elsa von Freytag-Loringhoven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Gammel, Irene: Baroness Elsa. Gender, Dada, and Everyday Modernity. MIT Press, 2003, ISBN 978-0-262-07231-1.
  2. Louise Jury: 'Fountain' most influential piece of modern art, in: http://www.independent.co.uk/news/uk/this-britain/fountain-most-influential-piece-of-modern-art-6156702.html, 2. Dezember 2004 (abgerufen am 14. September 2015)
  3. Who actually created Marcel Duchamp's 'Fountain'? 8. September 2015, abgerufen am 4. November 2022 (englisch).
  4. Elsa von Freytag-Loringhoven (Biografie). 29. September 2010, archiviert vom Original am 29. September 2010; abgerufen am 4. November 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dieterwunderlich.de
  5. Welcome to Francis Naumann Fine Art. Abgerufen am 4. November 2022.
  6. Judith Luig: Völlig Dada, in: taz, 22. November 2003; Katharina Rutschky: Unbeeinträchtigt von geistiger Gesundheit, in: Frankfurter Rundschau, 31. Dezember 2003.
  7. Siri Hustvedt: Damals. Reinbek bei Hamburg 2019. S. 221–223, 347, 428 u. a.


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