Elizabeth Loftus

Elizabeth Loftus (2011)

Elizabeth F. Loftus (* 1944 in Los Angeles) ist eine US-amerikanische Psychologin. In ihren Arbeiten beschäftigte sie sich mit dem menschlichen Gedächtnis und insbesondere der Glaubwürdigkeit von Augenzeugenberichten. Loftus ist Mitglied des Scientific Advisory Boards der False Memory Syndrome Foundation.

Leben

Loftus schloss ihr Studium der Mathematik und Psychologie 1966 mit dem BA an der University of California, Los Angeles und 1967 mit dem MA an der Stanford University ab. Ebenfalls an der Stanford University wurde sie 1970 zum Ph.D. in Psychologie promoviert.

Sie ist Professorin an der University of California, Irvine. Außerdem ist sie Affiliate Professor of Psychology und Affiliate Professor of Law an der University of Washington in Seattle.

Lange Jahre war sie Mitglied der Berufsorganisation American Psychiatric Association (APA). Sie kündigte ihre Mitgliedschaft am 16. Januar 1996 mit der Begründung, dass diese sich weit von wissenschaftlichem Denken entfernt habe.[1]

Loftus erhielt sechs Ehrendoktortitel und zahlreiche Forschungspreise und weitere Auszeichnungen. 2003 wurde Loftus in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 2004 in die National Academy of Sciences. 2005 wurde sie in die Royal Society of Edinburgh gewählt, 2006 in die American Philosophical Society.[2] 2016 wurde ihr der John Maddox Prize für ihren Einsatz für fundierte Wissenschaft zum Wohle der Allgemeinheit trotz starker persönlicher Anfeindungen verliehen.[3]

Werk

Elizabeth Loftus hat zahlreiche Experimente über das menschliche Gedächtnis durchgeführt, die zeigen, dass unsere Erinnerungen durch Suggestion und nach dem Ereignis erhaltene Informationen beeinflusst werden können, so dass Konfabulation und falsche Erinnerungen zustande kommen.

Experimente

Im Einkaufszentrum verirrt

Lost in the mall ist eines ihrer berühmtesten Experimente. Den Versuchspersonen wurden kurze Berichte über Erlebnisse in der Kindheit, die angeblich von Verwandten verfasst wurden, gegeben. Sie sollten sich wieder an diese erinnern, doch sie wussten nicht, dass eine dieser Erzählungen falsch war: Die Versuchsperson soll sich im Alter von 5 bis 6 Jahren in einem Einkaufszentrum verirrt haben und dann von einem Erwachsenen gerettet worden sein. 6 von 24 Versuchspersonen behaupteten, sich daran erinnern zu können, obwohl dieses Ereignis nie stattgefunden hat.[4]

Bugs Bunny in Disneyland

Elizabeth Loftus konstruierte ein Experiment, bei dem Teilnehmern, die in ihrer Vergangenheit im Disneyland waren, ein Treffen mit der Figur Bugs Bunny eingeredet wurde. Diese konnten sich anschließend lebhaft an die Szene erinnern. Dass dieses Treffen nie passiert sein kann, resultiert aus der Tatsache, dass die Figur zu Warner Brothers gehört und daher nicht im Disneyland vertreten ist.[5][6]

Fragen zu Autounfällen können Erinnerungen verändern

Loftus führte mehrere Experimente durch, in denen den Teilnehmern Videos eines Autounfalls vorgespielt wurden. Bei der anschließenden Befragung erhielten die Teilnehmer unterschiedlich formulierte Fragen. Die Geschwindigkeit beim Aufprall wurde höher eingeschätzt, wenn Formulierungen benutzt worden sind, die auf höhere Geschwindigkeit schließen lassen. Zwei Wochen später wurden die Teilnehmer erneut befragt, unter anderem dazu, ob sie Glasscherben im Video gesehen haben. Die Teilnehmer, bei denen die Formulierung in einander krachen (crashed) benutzt wurde, gaben mit höherer Häufigkeit an, Glasscherben gesehen zu haben, obwohl im Video keine zu sehen waren.[7]

Gutachten vor Gericht und Vorträge für Richter

Loftus war Gutachterin in über 250 Gerichtsverfahren zu Fragen der Erinnerungsfähigkeit von Zeugen.[8] Die Tätigkeit hatte ihren Ursprung in einer ihrer Veröffentlichungen von 1974, nach der sie von Anwälten und Richtern als Beraterin und für Vorträge eingeladen wurde.[9]

Eines der bekanntesten Gerichtsverfahren, zu dem sie als Gutachterin hinzugezogen wurde, war der Prozess um die Missbrauchsvorwürfe an der McMartin-Vorschule.[8]

Schriften

Loftus hat als Autor oder Mitautor 22 wissenschaftliche Fachbücher und mehr als 500 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht (Stand 2012).[10] Ihr viertes Buch Eyewitness Testimony gewann 1980 den National Media Award der American Psychological Association.

  • mit Geoffrey R. Loftus: Human Memory: The Processing of Information. Psychology Press, 1976
  • Eyewitness Testimony. Harvard University Press, 1979, ISBN 0-674-28777-0
  • Memory: Surprising New Insights into How We Remember and Why We Forget. Addison-Wesley, 1980
  • mit Katherine Ketcham: Witness for the Defense: The Accused, the Eyewitness and the Expert Who Puts Memory on Trial. St. Martin's Press (1991) ISBN 0-312-08455-2
  • mit Katherine Ketcham: The Myth of Repressed Memory: False Memories and Allegations of Sexual Abuse. St Martin's Press, 1994, ISBN 0-312-14123-8
  • mit Katherine Ketcham: Die therapierte Erinnerung: vom Mythos der Verdrängung bei Anklagen wegen sexuellen Missbrauchs, Verlag Klein, 1995, 360 S. ISBN 3-89521-028-5
  • Falsche Erinnerungen, Spektrum der Wissenschaft 1-1998, Seite 63ff, online.
  • mit Gary L. Wells als Herausgeber: Eyewitness Testimony: Psychological Perspectives. Cambridge University Press, 2004
  • mit James M. Doyle, Jennifer E. Dysart: Eyewitness Testimony: Civil and Criminal. LexisNexis, 4. Ausgabe, 2007

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. PT Staff: Dispatch the memory war; online in Psychology Today, 1. Mai 1996 (abgerufen 26. November 2014).
  2. Member History: Elizabeth F. Loftus. American Philosophical Society, abgerufen am 15. Dezember 2018 (englisch, mit biographischen Anmerkungen).
  3. Ian Sample, ‚We can’t let the bullies win‘: Elizabeth Loftus awarded 2016 John Maddox Prize in: The Guardian, 17. November 2016, abgerufen am 17. November 2016
  4. Elizabeth Loftus: Lost in the mall. Misrepresentations and misunderstandings. In: Ethics & Behavior. 1999, 9, S. 51–60.
  5. Werner Stangl: Das Vergessen - Einige Forschungsergebnisse zum Erinnern und zum „False-Memory-Syndrome“ – Artikel zum False Memory Syndrome
  6. Robert Sternberg: Cognitive Psychology. Cengage Learning, 2008, ISBN 978-0-495-50629-4, S. 240–241 (Auszug (Google))
  7. Elizabeth Loftus, John Palmer: Reconstruction of automobile destruction: An example of the interaction between language and memory. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior. 13, Nr. 5, 1974, S. 585–589. doi:10.1016/S0022-5371(74)80011-3.
  8. a b Amy Wilson: War & remembrance. Controversy is a constant for memory researcher Elizabeth Loftus, newly installed at UCI. Orange County Register, 3. November 2002, online.
  9. G. H. Bower: Tracking the birth of a star, in: M. Garry, H. Hayne (Hrsg.): Do Justice and Let the Sky Fall: Elizabeth F. Loftus and Her Contributions to Science, Law, and Academic Freedom, Lawrence Erlbaum Associates, Mahwah (NJ) 2006, 229. S, ISBN 0-8058-5232-8, S. 15–25.
  10. Nova Southeastern University, Fort Lauderdale, Florida/USA: Psychologist Elizabeth Loftus Speaks on Campus About "Memory Under the Influence", 9. Februar 2012, abgerufen 25. November 2014 (Memento des Originals vom 13. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fcas.nova.edu.

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Autor/Urheber: BDEngler, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Elizabeth Loftus at The Amaz!ng Meeting 9, Las Vegas, NV, July 2011.