Elisabeth von der Pfalz (1618–1680)

Äbtissin Elisabeth von Herford
Büste der Elisabeth von der Pfalz in Herford

Elisabeth von der Pfalz (auch Elisabeth von Böhmen, Elisabeth von Herford; * 26. Dezember 1618 in Heidelberg; † 8. Februar 1680 in Herford) war die älteste Tochter des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und seiner Gemahlin Elisabeth Stuart, Prinzessin von England, Schottland und Irland, und wurde ab 1667 als Elisabeth III. Äbtissin des reichsunmittelbaren Frauenstifts Herford.

Leben

Elisabeth war das dritte von dreizehn Kindern des Pfälzer Kurfürsten, der von 1619 bis 1620 als böhmischer Winterkönig beim Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges eine tragische Rolle spielte, und seiner Frau Elisabeth, einer Tochter von Jakob I. von England und Schwester von Karl I.[1]

Sie wurde zunächst von ihrer Großmutter, Kurfürstin Luise Juliane, einer geborenen Prinzessin von Oranien, in Heidelberg erzogen, welche sie dann aber nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 zu ihren nach Berlin geflohenen Eltern brachte. Die Eltern zogen von dort bald weiter in die Niederlande ins Exil und beließen Elisabeth zunächst in der Obhut des kurfürstlich-brandenburgischen Hofes. Ab 1627 lebte sie dann bei ihren Eltern in Den Haag. Nach dem Tod des Vaters 1632 wurde sie von ihrer Mutter erzogen. Sie wendete sich in frühen Lebensjahren der Wissenschaft zu und entwickelte ernste Weltanschauungen.

Zeitweise warb der polnische König Władysław IV. Wasa um ihre Hand. Władysław verschwieg dem Senat die päpstliche Absage (November 1634) und erhielt dann die Zustimmung des Senats für diese Ehe (März 1635). Daraufhin forderte er (Juni 1635) vergeblich die Konversion der Prinzessin.

Sie stand mit Anna Maria von Schürmann, dann mit René Descartes in Verbindung, wurde dessen eifrigste Schülerin und stand bis zu seinem Tod mit ihm in lebhaftem Briefwechsel, aus dem unter anderem sein Traktat Les Passions de l’âme entstand. Descartes widmete ihr später sein naturphilosophisches Hauptwerk, die Principia Philosophiae von 1644.[2]

In ihrer Familie galt sie als schwer zu verheiratender Blaustrumpf.[3] 1651 folgte sie ihrer jüngsten Schwester Sophie, der späteren Kurfürstin von Hannover, an den Hof ihres Bruders Karl Ludwig auf das Heidelberger Schloss. Bei den heftigen ehelichen Auseinandersetzungen ihres Bruders und dessen Ehefrau Charlotte von Hessen-Kassel sowie deren anschließender Scheidung schlug sie sich, im Gegensatz zu Sophie, auf die Seite ihrer Schwägerin.[4]

Nachdem sie längere Zeit am Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, und dann in Kassel bei ihrer Cousine Hedwig Sophie, verh. Landgräfin von Hessen-Kassel, gelebt hatte, wurde sie 1661 zur Koadjutorin der Reichsabtei Herford gewählt und 1667 Äbtissin. Da sie sich inzwischen mehr und mehr einer schwärmerisch-mystischen Richtung zugewandt hatte, nahm sie 1670 Labadisten, dann auch Quäker bei sich in Herford auf. Deren mystische Exzentrizitäten erregten jedoch bei der lutherischen Bevölkerung großen Anstoß.

Elisabeth wurde im Herforder Münster bestattet.

Denkmal und Namensgeberin

In der Stadt Herford wurde für sie an der nach ihr benannten Elisabethstraße ein Denkmal errichtet. Der Künstler Wolfgang Knorr hat die Büste geschaffen. Außerdem ist nach ihr ein Herforder Berufskolleg für das Sozial- und Gesundheitswesen in der Trägerschaft des Kirchenkreises Herford benannt.

Seit 2018 wird der Elisabeth of Bohemia Prize verliehen.

Briefe

  • René Descartes: Der Briefwechsel mit Elisabeth von der Pfalz. Französisch-Deutsch. Übersetzt von Isabelle Wienand, Olivier Ribordy und Benno Wirz, unter Mitarbeit von Angela Schiffhauer. Hamburg: Meiner 2015. ISBN 978-3-7873-2478-1

Literatur

  • Peter Fuchs: Elisabeth. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 447 f. (Digitalisat).
  • Helge Bei der Wieden (Hrsg.): Elisabeth von der Pfalz, Äbtissin von Herford, 1618–1680. Eine Biographie in Einzeldarstellungen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 245). Hahn, Hannover 2008, ISBN 978-3-7752-6045-9 (Rezension).
  • Marita A. Panzer: Wittelsbacherinnen. Fürstentöchter einer europäischen Dynastie. Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7917-2419-5, S. 84, 90–94.
  • Ludwig HölscherElisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 22–28.
  • Sabrina Ebbersmeyer (Hg.): Der Briefwechsel zwischen Elisabeth von der Pfalz und René Descartes. Paderborn 2015.
  • Helge Bei der Wieden: Ein Schloß auf dem Mond und eine Versorgung in Westfalen. Der Weg der Pfalzgräfin Elisabeth nach Herford. In: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford. Band 6, 1997, S. 7–38.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stanford Encyclopedia of Philosophy, ed. 2013
  2. In der französischen Fassung neu herausgegeben in C. Adam, P. Tannery (Hrsg.), Oeuvres des Descartes, t. IX: Meditations et Principes. Paris 1904; ab Seite 294. Online: Textarchiv – Internet Archive
  3. Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs. Aus dem Französischen von Inge Leipold. 7. Auflage, Piper, München 2001, ISBN 3-492-22141-6, S. 42ff.
  4. Dirk Van der Cruysse, ebd., S. 46
VorgängerAmtNachfolger
Elisabeth Louise Juliane von Pfalz-ZweibrückenÄbtissin von Herford
1667–1680
Elisabeth Albertine von Anhalt-Dessau

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