Elisabeth Hablik-Lindemann

Werbeanzeige für die Werkstatt für Handweberei von Elisabeth Hablik-Lindemann

Abeline Elisabeth Hablik-Lindemann (* 23. August 1879 in Westerwohld als Abeline Elisabeth Lindemann; † 15. August 1960 in Itzehoe) war eine deutsche Kunstgewerblerin, Handwebmeisterin und Bildwirkerin.

Leben und Wirken

Elisabeth Lindemann war eine Tochter des Landtagsabgeordneten Otto Lindemann (1849–1924) und dessen Ehefrau Anna Margarethe Lindemann geborene Dorn (1857–1916). Vom 18. bis zum 21. Lebensjahr besuchte sie eine Zeichenschule in Dresden und erhielt eine Ausbildung als Musterzeichnerin. 1900/1901 lernte sie im Privatatelier von Fritz Kleinhempel und arbeitete anschließend bis 1902 im Entwurfsatelier für Handarbeiten bei der Firma Anna Kühn. Danach ging sie zurück in ihre Geburtsstadt und zog von dort nach Schweden. Hier besuchte sie die von Agnes Branting (1862–1930) geführte Weberschule „Handarbetets vänner“.

1902 gründete Lindemann eine Museumsweberei in Meldorf, die sie bis 1907 selbst führte.[1] Am 10. Juni desselben Jahres heiratete sie den Künstler Wenzel Hablik, mit dem sie zwei Töchter hatte. Anschließend zog sie nach Itzehoe, wo sie wohnte und arbeitete. Ihr Geschäft führte sie dort als Handweberei Hablik-Lindemann. Während des Ersten Weltkriegs handelte es sich um ein kleines Unternehmen, das schnell internationale Bekanntheit erlangte.

1912 wurde Hablik-Lindemann in den Deutschen Werkbund berufen. Als Weberin versuchte sie, die traditionellen Webtechniken durch unkonventionelle Farbwahl und Muster dem Zeitgeschmack nahezubringen, und Stoffe herzustellen, die höchsten Ansprüchen genügten. Es gelang ihr dabei, schöpferisch kreativ zu arbeiten und dies mit dem Sinn für das Praktische zu verbinden. Ihre Werkstatt hatte entscheidenden Anteil daran, dass das deutsche Weberhandwerk neues Ansehen gewann. Sie galt in Fachkreisen als „Mutter der Handweberei“.[2]

Waldfriedhof der Familien Lindemann / Kruse in Nordhastedt-Westerwohld

Elisabeth Hablik-Lindemann starb am 15. August 1960 in Itzehoe und wurde auf dem privaten Waldfriedhof ihrer Familie in Nordhastedt neben ihrem Ehemann bestattet. Das nach ihrem Ehemann benannte Wenzel-Hablik-Museum widmete ihr 2009 eine Ausstellung.[3]

Ihre Tochter brachte die Werkstatteinrichtung in den Sri Aurobindo Ashram in Puducherry, wo sie als Hablik Handicraft weiterhin Entwürfe von Elisabeth Hablik-Lindemann produzierte.[4]

Ehrungen

Für ihre Verdienste erhielt Elisabeth Hablik-Lindemann das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Außerdem bekam sie den Goldenen Ehrenring der Handweber verliehen.

Literatur

  • Lindemann, Elisabeth. In: Max Martersteig (Hrsg.): Jahrbuch der bildenden Kunst. 2. Jahrgang. Deutsche Jahrbuch-Gesellschaft, Berlin 1903, III. Ausübende Künstler. Liebich–Ludwig, Sp. 169 (Textarchiv – Internet Archive – Hier ist abweichend „Westerwald“ als Geburtsort angegeben.).
  • Lindemann, Elisabeth. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Band 4. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1906, S. 189 (Textarchiv – Internet Archive – Hier ist abweichend „Westerwald“ als Geburtsort angegeben.).
  • Gerd Dettmann: Lindemann-Hablik, Elisabeth. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 240.
  • Elisabeth Hablik-Lindemann: Handweberei. Pfingsten-Druckerei, Itzehoe 1930, OCLC 258276276.
  • Sibylle Hablik: Hablik-Lindemann, Elisabeth. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 1, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1970, S. 155 f.
  • Axel Feuß: Hablik, Wenzel. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 67, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23034-9, S. 110–113.
  • Ingrid Pfeiffer, Max Hollein (Hrsg.): Sturm-Frauen. Künstlerinnen der Avantgarde in Berlin 1910–1932. Wienand, Köln 2015, ISBN 978-3-86832-277-4, S. 348.
  • Manuela Junghölter: Elisabeth Hablik Lindemann (1879–1960). Altes Handwerk neu belebt. In: dieselbe: Starke Frauen aus Schleswig-Holstein. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2020, ISBN 978-3-8313-3256-4, S. 36f.

Weblinks

  • Vita auf der Webseite des Wenzel-Hablik-Museums

Einzelnachweise

  1. Fotogalerie Museumsweberei Meldorf bei Bürgerverein Heide und Umgebung
  2. Wulf Herzogenrath (Hrsg.): Die Deutsche Werkbund-Ausstellung Cöln 1914. (= Der westdeutsche Impuls 1900–1914, Kunst und Umweltgestaltung im Industriegebiet) Düsseldorf 1984, S. 242.
  3. Elisabeth Lindemann: Würdigung einer Künstlerin In: Hamburger Abendblatt. 3. März 2003. Abgerufen am 16. September 2015.
  4. Mid Century WoolenTapestry by Elisabeth Hablik-Lindemann, Riaurobindo Ashram, Hablik Handicraft, abgerufen am 16. September 2016.

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Waldfriedhof der Familien Lindemann / Kruse mit der Grabstelle des bekannten Malers Wenzel Hablik in Nordhastedt-Westerwohld
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