Elfringhausen

Oberelfringhausen im Felderbachtal
Höhenweg in Niederelfringhausen

Elfringhausen liegt südlich von Hattingen im Ennepe-Ruhr-Kreis (Nordrhein-Westfalen) mit den Stadtteilen Niederelfringhausen (4,67 km²) und Oberelfringhausen (7,26 km²) im Grenzgebiet des märkischen Westfalen und des Bergischen Landes.

Geschichte

Die Bauerschaft Elfringhausen wurde im Jahre 1253 als Elfrinchusen erstmals namentlich erwähnt, aber der Ort ist eine über 400 Jahre ältere sächsische Siedlung vom sogenannten „-inghausen“-Typ und den sächsischen Siedlern mochte das dunkle Wiesental mit seinen grauen Nebeln als Aufenthaltsort der Elfen geeignet erscheinen, die hier ihre nächtlichen „Reigen oder Ringe“ aufführten. So scheint der Name ELF-RING-HAUSEN entstanden zu sein. Heute geht man aber inzwischen davon aus, dass die Deutung des Ortsnamens mit bei den Häusern der Leute des Alfheri’ umschrieben werden kann.[1] Menschen haben hier wohl schon seit Jahrtausenden gelebt, auf dem südwestlichen Grund des Lindenhofes (erstmals 1005 erwähnt) wurde bei Ausgrabungen in den 1930er Jahren die Überreste einer 23 Morgen großen altgermanischen Flieh- oder Wallburg, mit einem doppelten Ringwall entdeckt. Gefunden hat man dabei eine ca. 4000 Jahre alte Steinwaffe, einen Faustkeil.[2][3]

Mittelalter

Vor 1200 Jahren war hier ein Urwald, der Wagneswald, Grenzwald zwischen Franken im Westen und Sachsen im Osten, Wasserscheide zwischen Ruhr und Wupper im Süden. Der Bach der dieses Gebiet durchzieht hieß früher Farnthrapa (Felderbach). Die erste urkundliche Erwähnung war am 17. Oktober 837, als Erp, Sohn des Aldrik, der Reichsabtei Werden, zwischen den Bächen Podrebeci (Porbecke) und Farnthrapa, eine Rodung im Waneswald schenkte.[4] Die Rodung Varentrappe (Fahrentrappe) entstand schon vor 800, als der sächsische Siedler Älfried mit seiner Sippe hier ein Blockhaus erbaute. Über diesen Hof führte der einzige Weg durch den Urwald ins nördliche Ruhrtal, später als der Grüne Weg Fern- und Kirchweg nach Hattingen.[5]

Im Jahre 1005 werden in Elfringhausen zehn abgabepflichtige Höfe benannt: Huxel, Fahrentrappe, Haselbeck, Lifterhof, Kühls und Lindenhof, erweitert mit Kinkhausen, Niggen, Polzenberg und Striebeck. Sie gehörten zu den 21 Unterhöfen des Reichshofes Hattingen, welches Kaiser Heinrich II. um die gleiche Zeit der Abtei Deutz schenkte. 1243 kam die Deutzer Herrschaft Hattingen mit allen Höfen an die Grafschaft Mark. Nur einige Lehnshöfe blieben beim Kloster Werden, wie der im Jahre 1220 erstmals erwähnte Hof Bärwinkel.[6] Das Bitters Gut gehörte dem Ritter Konrad von Didinkhoven (Haus Herbede). Der Graf von der Mark war Holzrichter in der Elfringhauser Mark mit der Mastberechtigung. Ein Adelsgeschlecht wird 1328 mit Arnoldus de Elfrinchhusen und 1391 mit Koine von Elfrinchhusen erwähnt. Dietrich von der Brüggeney war um 1350 bis 1400 von den Herren von Limburg-Stirum mit der Hälfte der Güter to Boninkhusen (Böhnkes) und oppen Velde (Fellers-/Marienhof) belehnt.[7]

Laut dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 gehörte die Burschafft Elffrinckhuysen zum Amt Blankenstein, Kirchspiel und Gogerichtsbezirk Hattingen, und hatte 24 steuerpflichtige Hofbesitzer, mit Abgaben zwischen zwei oirt und fünf Goldgulden. Folgende Höfe werden genannt: „vier Huxel-Höfe, Rischenhof, Obere Blume, Böhnkes Hof, Haselbeck, Niederlaak, Oberlaak, zwei Bemberg-Höfe, Fellershof, zwei Lifterhöfe, Auerhof, Bitters, Bärwinkel, Fahrentrappe, Abell, Kuhle, Mellbeck, Dunk und Flehinghaus“.[8] Laut Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 wurden 22 Hofbesitzer in der Bauerschaft mit unterschiedlichen Albus-Beträgen besteuert.[9]

Neuzeit

Nach Auflösung der Grafschaft Mark gehörten ab 1807 Nieder- und Oberelfringhausen bis 1824 zum Amt Sprockhövel (1815 Preußen, Provinz Westfalen), später zum Amt Hattingen als eigenständige Landgemeinden Nieder- und Oberelfringhausen. Nach einem Hoch der Einwohnerzahlen im Jahre 1858 (417 / 670), nahmen sie in folgenden Jahrzehnten stetig ab, nachdem viele Familien, wegen der besseren Wohn- und Arbeitsbedingungen in umliegenden Gemeinden, ihre angestammte Heimat verließen. 1885 gab es in Niederelfringhausen (plus zwei Wohnplätze) 47 Wohnhäuser mit 64 Haushaltungen und 390 Einwohner, in Oberelfringhausen (plus zwei Wohnplätze) 75 Wohnhäuser mit 89 Haushaltungen und 528 Einwohner.[10]

In dem von Land-, Vieh- und Forstwirtschaft geprägten Elfringhausen gab es auch Eisenkotten, wo in Heimarbeit Nägel und andere Kleineisenteile geschmiedet wurden. Hausbandweber wurden erstmals im Jahre 1822 urkundlich erwähnt und viele Bewohner (Kötter) lebten von der Bandweberei. 1961 gab es noch 29 Weber mit 63 Bandstühlen in Elfringhausen.[11] Während die Bandwirker in Oberelfringhausen Baumwolle und Leinen verarbeiteten, verwebten die aus Niederelfringhausen hauptsächlich Seide.

Der am Ende des Zweiten Weltkriegs als „Schwarzer Tag im Hügelland“ genannte 15. April 1945 brachte Elfringhausen Tod und Zerstörung. Durch den unsinnigen Kampf der hier verteilten deutschen Wehrmacht, wurden beim Einmarsch der Amerikaner 26 Gehöfte bzw. Anwesen von Stüter bis in den Elfringhauser Süden ganz oder teilweise niedergebrannt. Sechs Gehöfte waren schon vorher durch Brandbomben in Schutt und Asche gefallen. Die Schule und viele andere Häuser wurden stark beschädigt. Neben den 25 völlig zerstörten Anwesen wurden auf der Talsohle fast alle Häuser angeschossen.[12]

Schule, Kirche und Vereine

Evangelische Kapelle Elfringhausen

Eine Schule soll es schon vor 1700 auf dem Auerhof gegeben haben. Später gab es eine Schule am Lifterkamp, die 1821 durch einen Neubau ersetzt wurde, bis 1908 als evangelische Volksschule, danach als öffentliche Verband-Volksschule (Neubau 1962). Im Jahre 1890 betrug die Schülerzahl 126. Insgesamt 23 Lehrer gab es im Laufe der Zeit an der Schule bis zu ihrer Auflösung 1968. Der Lehrer Caspar Ludwig Gosmann (1838–1915) war auch als Organist und erster Heimatforscher in Elfringhausen tätig.[13]

Die Bewohner Elfringhausens sind größtenteils lutherisch und seit dem Mittelalter nach Hattingen eingepfarrt. Nur einige Familien aus dem Süden von Oberelfringhausen haben sich ab 1787 der Kirchengemeinde Herzkamp angeschlossen. Erst 1899 wurde für beide Elfringhausen ein Gemeindevikar angestellt. Der private Friedhofsverein (Sparverein) wurde 1896 gegründet und der Friedhof im Jahre 1900 eingeweiht. Vor diesem wurde 1964 die „Evangelische Kapelle Elfringhausen“ errichtet und 1984 ein Gemeindehaus angebaut.[14] Auf dem Marienhof gab es von 1931 bis 1982 eine katholische Kapelle, als dort ein Schwesternerholungsheim beherbergt war. Hohe Besucher auf dem Marienhof waren im Frühjahr 1950 Kardinal Josef Frings aus Köln und im Oktober 1950 Erzbischof Lorenz Jaeger aus Paderborn. Heute dient die ehemalige Kapelle auf dem Demeterhof als Veranstaltungsraum.[15]

Einen Landwehrverein gab es von 1871 bis 1945. Im Zweiten Weltkrieg hatten beide Gemeinden insgesamt 49 Kriegsgefallene zu beklagen. Der Sportverein SSV Preussen wurde im Jahre 1953 gegründet (Tischtennis-Landesligist) und 1967 der „Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V.“.[16]

Ortsteile

Baudenkmal Auerhof
Bandwebereimuseum

Ende 1969 hatte Niederelfringhausen 273 Einwohner mit Gemeindevorsteher Günter Schwardtmann (1964–1969). Oberelfringhausen hatte 461 Einwohner mit Gemeindevorsteher Heinrich Meiwes (1952–1969). Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wurden beide Gemeinden am 1. Januar 1970 in die Stadt Hattingen eingegliedert. Der Auerhof[17] und der Lindenhof sind Hattinger Baudenkmäler. Veranstaltungen finden im ehemaligen Gemeindezentrum statt, wie z. B. 2014 das 50. Elfringhauser Heimatfest. Ende 2022 hatte Niederelfringhausen 188 Einwohner und Oberelfringhausen 332 Einwohner.[18]

Infrastruktur

Die Landesstraße L 924 (Felderbachstraße) führt von Nordwesten nach Süden durch das Elfringhauser Gebiet. Die dort verkehrende Buslinie 634 wurde im Januar 2018 eingestellt. Seitdem gibt es in Elfringhausen keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr.

Die Freiwillige Feuerwehr Elfringhausen besteht seit 1944. Der Löschzug hat 29 Mitglieder.[19]

Tourismus und Freizeit

Es gibt hier seit 1996 das Bandwebereimuseum Elfringhausen des Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein e.V. in der Felderbachstraße 59.

Die Landschaft wird Hattinger Hügelland oder Elfringhauser Schweiz genannt. Zwischen Wodantal und Deilbach ist das Naherholungsgebiet durch Wanderwege erschlossen. Landgasthäuser und Hotels bieten Ausgangspunkte für Wanderungen und Radtouren. Reiterhöfe bieten Reitunterricht oder Ausritt in die Umgebung.

In Nieder- und Oberelfringhausen gibt es die Landschaftsschutzgebiete Niederbredenscheid/Elfringhausen und Felderbachtal/Paasbachtal/Deilbachtal. In Niederelfringhausen das Naturschutzgebiet Felderbachtal. Ein Bodendenkmal ist das auf einer Weide am Hof Fahrentrappe liegende Lichtloch des Herzkämper Erbstollens.

Persönlichkeiten

Söhne der Ortsteile

Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Elfringhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Flöer: Die Ortsnamen des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Stadt Bochum und der Stadt Herne, in: Westfälisches Ortsnamenbuch, Band 14, Bielefeld 2020, S. 73–74, Digitalsat [1]
  2. Wilhelm Ophüls: „Alt-Langenberg“ – Ein Heimatbuch. Verlag Hermann 1936 (Faustkeil in der Ausstellung „Heimatkundliche Sammlung Langenberg“)
  3. Elfringhauser Heimatschriften. Band 6, 1999. Hrsg.: Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V., S. 9, 10, 21, 23, 26, 27, PDF
  4. Theodor Joseph Lacomblet (Hrsg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins… Band I von 779 bis 1200, Düsseldorf 1840, Urk 52 S. 24, Digitalisat [2]
  5. Heinrich Eversberg: Das mittelalterliche Hattingen – Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr, Hrsg.: Heimat- und Geschichtsverein Hattingen e.V. 1985, S. 265
  6. Klaus Bärwinkel: Familienchronik Bärwinkel / Kampschulte / van de Bürie, Hof- und Sippengeschichte von 1220 bis 2014. Eigenvertrieb 2014, S. 23, 38
  7. Franz Darpe: Geschichte des Kreises Hattingen. (Hrsg.): Kreis-Ausschuss des Kreises Hattingen 1910, S. 39/40, Digitalisat [3]
  8. Aloys Meister: Die Grafschaft Mark, Festschrift zum Gedächtnis der 300-jährigen Vereinigung mit Brandenburg-Preußen. 2. Band, Dortmund 1909, S. 18 – Auszug aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 (Bauerschaft Elfringhausen)
  9. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen / D 002 / Kleve-Märkische Regierung / Landessachen / Nr. 452 / mit Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 für die Bauerschaften
  10. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Berlin 1887, S. 90, 91, Online-Ausgabe Münster Univ.- und Landesbibliothek 2014
  11. Elfringhauser Heimatschriften. Band 2, 1996. Hrsg.: Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V.
  12. Elfringhauser Heimatschriften. Band 1, 1995
  13. Elfringhauser Heimatschriften. Band 7, 2000
  14. Elfringhauser Heimatschriften. Band 4, 1998
  15. Die Sage vom Marienhof in Elfringhausen. In: Sagenhaftes Ruhrgebiet.
  16. Heimatverein Elfringhausen
  17. „Auerhof“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. (abgerufen am 14. Juli 2022) [4]
  18. Hattinger Fakten | Hattingen – Einwohnerzahlen abgerufen am 6. Januar 2023
  19. Feuerwehr Hattingen – Freiwillige Feuerwehr. In: feuerwehr-hattingen.de, abgerufen am 19. Februar 2019.
  20. https://www.waz.de/staedte/hattingen/hattingen-uta-ranke-heinemann-mag-philosophische-kuehe-id228002199.html

Koordinaten: 51° 20′ 17,2″ N, 7° 10′ 34,8″ O

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Bandwebereimuseum Elfringhausen.JPG
Autor/Urheber: Bärwinkel,Klaus, Lizenz: CC BY 3.0
Bandwebereimuseum Elfringhausen im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen, Felderbachstraße 59. Das 1996 eröffnete Museum wurde von Mitgliedern (unter ihnen viele ehemalige Hausbandweber) des Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V. eingerichtet. Es befindet sich in dem Gebäude der 1821 erbauten ehemaligen Schule. Im vorderen zweitorigen Anbau befand sich bis zu ihrem Neubau das Feuerwehr-Gerätehaus. Rechts angebaut die 1962 errichtete neue Schule (1968 aufgelöst) und das ehemalige Gemeindezentrum.
Elfringhausen am Höhenweg.JPG
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Höhenweg im Hattinger Ortsteil Niederelfringhausen, links in Hanglage der Hof Vosloch, rechts Küppers Kotten und Grünenthals Kotten. Der abgebildete Bereich liegt im Landschaftsschutzgebiet Niederbredenscheid/Elfringhausen.
Elfringhausen 038.JPG
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Frühjahr im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen. Blick über das Felderbachtal (Vordergrund) auf den Hof Bärwinkel (rechts; erstmals 1220 erwähnt) und den Lindenhof (links; erstmals 1005 erwähnt) über die Felderbachstraße zum Drehfunkfeuer BAM „Barmen“ am Höhbusch. Der abgebildete Bereich liegt überwiegend im Landschaftsschutzgebiet Niederbredenscheid/Elfringhausen, ein kleinerer Bereich (hinter den Fichten) um den Felderbach gehört zum Landschaftsschutzgebiet Felderbachtal/Paasbachtal/Deilbachtal.
Kapelle Elfringhausen.JPG
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Evangelische Kapelle Elfringhausen an der Felderbachstraße im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen. Erbaut 1964, Gemeindehaus 1984. Daneben schließt sich der ev. Friedhof von Elfringhausen an. Die Kapelle gehört zur ev. Kirchengemeinde Nierenhof.
Auerhof Oberelfringhausen.JPG
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Denkmalgeschützter Auerhof im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen, Felderbachstraße 83. Der ehemalige Bauernhof wurde erstmals 1486 erwähnt, als im Schatzbuch der Grafschaft Mark in der Bauerschaft Elffrinckhuysen mit 24 Steuerpflichtigen ein Hannes op den Oever mit einer Abgabe von zwei Goldgulden genannt wird. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der angrenzende Bitters Hof (1486 Bitter to Elfrinchus) mit dem Auerhof vereinigt. Das heute teilverschieferte Fachwerk- und zum Teil Bruchsteinbauwerk wurde 1891 erbaut und war Wohnhaus des vergrößerten Auerhofs.