Elena Kagan

Elena Kagan (2010)

Elena Kagan [ˈkeɪɡən] (* 28. April 1960 in New York City) ist eine US-amerikanische Juristin. Seit Anfang August 2010 ist sie Richterin am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten (englisch: Associate Justice of the Supreme Court of the United States). Sie ist das 112. Mitglied des Obersten Gerichts und die vierte Frau in diesem Amt.

Kagan lehrte an der Juristischen Fakultät der University of Chicago, diente unter Präsident Bill Clinton als Rechtsberaterin in verschiedenen Funktionen im Weißen Haus und war ab 1999 als Dozentin an der Harvard Law School tätig, deren erster weiblicher Dekan sie von 2001 bis 2008 war. Am 26. Januar 2009 wurde sie von Präsident Barack Obama zum United States Solicitor General ernannt und am 10. Mai 2010 als Nachfolgerin für den zurücktretenden Richter John Paul Stevens für den Obersten Gerichtshof nominiert.[1] Der US-Senat bestätigte Kagans Ernennung am 5. August 2010 mit 63:37 Stimmen, zwei Tage darauf wurde sie durch Chief Justice John Roberts vereidigt.[2] Die formelle Einführung in ihr Amt erfolgte am 1. Oktober 2010.

Jugend und Studium

Elena Kagan wurde als zweites der drei Kinder von Gloria Gittelman Kagan († 2008) und Robert Kagan († 1994), beide in den USA geborene Juden osteuropäischer Herkunft, in New York geboren.[3][4] Robert Kagan war Anwalt und gehörte zu den Gründern der New Yorker Anwaltskanzlei Kagan & Lubic,[5] Gloria Gittelman Kagan war Lehrerin und unterrichtete an der Hunter College Elementary School. Die Familie Kagan lebte zunächst in Stuyvesant Town, dann an der Upper West Side Manhattans.[6] Nach dem Abschluss der Hunter College High School im Jahre 1977 studierte Kagan an der Princeton University, wo sie 1981 einen Bachelor of Arts im Fach Geschichte mit summa cum laude erwarb. In ihrer Abschlussarbeit, die der Historiker Sean Wilentz betreute, beschäftigte sie sich mit den Anfängen der sozialistischen Bewegung in New York im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (To the Final Conflict: Socialism in New York City 1900–1933, Princeton 1981).[7] Im Jahr 1981 erhielt sie ein Postgraduierten-Stipendium,[8] mit dem sie zwei Jahre das Worcester College der Universität Oxford besuchte.[7][9] Dort schloss sie ihr Studium 1983 mit einem Master of Philosophy ab. 1986 erwarb sie an der Harvard Law School den Grad eines Juris Doctor.

Laufbahn

Kagan bei einem Treffen mit Barack Obama im April 2010

Kagan arbeitete im Sommer 1983 zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin (paralegal), während ihres Jurastudiums in den Sommern 1984 und 1985 als Praktikantin (summer associate) in mehreren großen New Yorker Anwaltskanzleien,[10] danach kurze Zeit als research assistant (Wissenschaftliche Hilfskraft) beim Staatsrechtler Laurence H. Tribe an der Harvard Law School. Von 1986 bis 1987 war Kagan juristische Assistentin (Law Clerk) für Abner J. Mikva, Richter am Bundesberufungsgericht in Washington, D.C. (D.C. Circuit of Appeals), 1987 bis 1988 war sie in gleicher Funktion für Supreme-Court-Richter Thurgood Marshall tätig.

1988 engagierte sie sich während der Präsidentschaftswahl in der Wahlkampagne des Kandidaten der Demokratischen Partei, Michael Dukakis. Nach seiner Wahlniederlage arbeitete Kagan zunächst von 1989 bis 1991 als Anwältin (litigator) für die Anwaltskanzlei Williams & Connolly in Washington[11], ehe sie eine Stelle als Rechtsdozentin an der Universität Chicago annahm.[12]

1995 holte Präsident Clinton sie als stellvertretende Rechtsberaterin ins Weiße Haus, wo sie in den folgenden vier Jahren in verschiedenen Funktionen im Executive Office des Präsidenten tätig war. Von 1995 bis 1996 als Associate Counsel to the President, 1997 bis 1999 als Deputy Assistant to the President for Domestic Policy. 1999, am Ende seiner zweiten Präsidentschaft, nominierte Präsident Clinton Kagan für eine Richterposition am Berufungsgericht in Washington, D.C. (D.C. Circuit of Appeals). Ihre Nominierung scheiterte jedoch am Widerstand der Republikaner im Justizausschuss des Senats.[13][14]

1999 nahm Kagan eine Gastprofessur an der Harvard Law School an, ab 2001 war sie dort als ordentliche Professorin tätig. 2003 wurde sie zur Dekanin ernannt. Sie war die erste Frau in diesem Amt, das sie bis 2009 ausübte. Zudem wurde sie 2005 in die American Academy of Arts and Sciences und 2011 in die American Philosophical Society[15] gewählt. Am 26. Januar 2009 nominierte Präsident Barack Obama sie für das Amt des United States Solicitor General, die Bestätigung durch den Senat folgte am 19. März 2009. In dieser Funktion hatte sie als Anwältin und Verteidigerin den Staat beim Obersten Gericht zu vertreten. Auch hier war sie die erste Frau, die dieses Amt bekleidete.

Der Präsident stellt Elena Kagan vor, 2010

Im Mai 2010 wurde sie von Präsident Obama als Richterin für den Obersten Gerichtshof nominiert. Diese Nominierung wurde kritisiert, weil Kagan nie als Richterin an einem Gericht tätig gewesen war. Vereinzelt wurde vermutet, sie sei letztlich mehr politische Aktivistin als Juristin.[16] Die Anhörungen im Senat dauerten etwa einen Monat. Am 5. August 2010 wurde ihre Ernennung durch den Senat mit 63:37 Stimmen bestätigt. Sie erhielt bis auf eine alle Stimmen der Mitglieder der Demokratischen Partei, fünf Stimmen stammten von Mitgliedern der Republikanischen Partei.[17] Obamas Berater David Axelrod berichtete später, der konservative Richter Antonin Scalia habe ihm Kagans Nominierung vorgeschlagen, da er – in der Gewissheit, dass niemand seiner politischen Ausrichtung nominiert würde – sich wenigstens „jemand Kluges“ (someone smart) wünsche.[18]

Weblinks

Commons: Elena Kagan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Elena Kagan – Zitate (englisch)

Einzelnachweise

  1. Peter Baker, Jeff Zeleny: Obama Picks Kagan as Justice Nominee, www.nytimes.com, 10. Mai 2010, abgerufen am 10. Mai 2010
  2. Los Angeles Times: Elena Kagan sworn in as Supreme Court justice
  3. New York Times 25. Juli 1994 – Todesanzeige. Nytimes.com, 25. Juli 1994, abgerufen am 18. Mai 2010.Vorlage:Cite web/temporär
  4. 13. Juli 2008 – Todesanzeige. New York Times, 13. Juli 2008, abgerufen am 18. Mai 2010.Vorlage:Cite web/temporär
  5. Anwaltskanzlei KAGAN, LUBIC, LEPPER, LEWIS, GOLD & COLBERT, LLP – Homepage. Kll-law.com, abgerufen am 18. Mai 2010.Vorlage:Cite web/temporär
  6. Amy Goldstein, Carol D. Leonnig und Peter Slevin: For Supreme Court nominee Elena Kagan, a history of pragmatism over partisanship The Washington Post, 11. Mai 2010. Abgerufen am 11. August 2010
  7. a b Dokumente aus dem Archiv der Princeton University. Princeton.edu, abgerufen am 18. Mai 2010.
  8. Princeton University – Infos zum Daniel M. Sachs Class of 1960 Graduating Scholarship. Princeton.edu, 27. Oktober 2008, archiviert vom Original am 24. September 2008; abgerufen am 18. Mai 2010.Vorlage:Cite web/temporär
  9. Cass Cliatt: Princeton University News 10. Mai 2010: Princeton alumna Kagan nominated to Supreme Court. Princeton.edu, 10. Mai 2010, abgerufen am 18. Mai 2010.Vorlage:Cite web/temporär
  10. Anwaltskanzlei Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison LLP – Homepage. Paulweiss.com, abgerufen am 23. Dezember 2010.Vorlage:Cite web/temporär, Anwaltskanzlei Fried Frank Harris Shriver & Jacobson LLP – Homepage. Ffhsj.com, abgerufen am 23. Dezember 2010.Vorlage:Cite web/temporär, Post: The Wall Street Journal 10. Mai 2010: Elena Kagan’s Questionnaire for the Senate Judiciary Committee for Her Nomination as Solicitor General – (Elena Kagans' Fragebogen für das Justizkomitee des US-amerikanischen Senats anlässlich ihrer Ernennung zum Solicitor General) / Artikel + pdf. Online.wsj.com, 10. Mai 2010, abgerufen am 18. Mai 2010.
  11. Homepage der Anwaltskanzlei Williams & Connolly, Washington, D.C. Wc.com, abgerufen am 18. Mai 2010.
  12. Post: The Wall Street Journal 10. Mai 2010: Elena Kagan’s Questionnaire for the Senate Judiciary Committee for Her Nomination as Solicitor General – (Elena Kagans Fragebogen für das Justizkomitee des US-amerikanischen Senats anlässlich ihrer Ernennung zum Solicitor General) / Artikel + pdf. Online.wsj.com, 10. Mai 2010, abgerufen am 18. Mai 2010.
  13. Welt-Online 10. Mai 2010: Obama will Nicht-Richterin für Oberstes Gericht
  14. Biography.com: Biographie Elena Kagans (Memento vom 14. Mai 2010 im Internet Archive)
  15. Member History: Elena Kagan. American Philosophical Society, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  16. Beat Ammann: Drei Frauen im Obersten Gericht der USA. Obamas zweite Richterin vom Senat bestätigt Neue Zürcher Zeitung, 7. August 2010. Abgerufen am 11. August 2010
  17. US-Senat bestätigte Elena Kagan als Höchstrichterin. Wiener Zeitung, Freitag, 6. August 2010. Abgerufen am 8. November 2013
  18. David Axelrod: A Surprising Request from Justice Scalia. In: CNN.com, 14. Februar 2016 (englisch).

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President Barack Obama meets with Solicitor General Elena Kagan in the Oval Office.jpg
President Barack Obama meets with Solicitor General Elena Kagan in the Oval Office last month.
Seal of the United States Department of Justice.svg

Seal of the United States Department of Justice.

The origins of the seal are unknown; it was first used in the 19th century as the seal for the Office of the Attorney General (prior to the formation of the Department of Justice) but the exact date is unknown. Even the translation of the Latin motto is murky, a matter of debate between Latin scholars. The Department's currently accepted translation is who prosecutes on behalf of Lady Justice, referring to the Attorney General. The motto is an allusion to the wording of the writ in a qui tam action: qui tam pro domino rege quam pro se ipso sequitur ("he who sues on behalf of our lord the King as well as for himself." The current-day seal dates from 1934, when some (though not all) of the heraldic mistakes on the original were corrected. More information here.
Elena Kagan official SCOTUS portrait.jpg
Elena Kagan, Associate Justice of the Supreme Court of the United States
President Obama Nominates Elena Kagan for Supreme Court.webm
The President introduces Elena Kagan, the current Solicitor General, as his nominee to replace retiring Justice John Paul Stevens on the Supreme Court. May 10, 2010.