Eleanor Antin

Eleanor Antin (* 27. Februar 1935 in New York City) ist eine US-amerikanische Künstlerin, die in den Bereichen Konzeptkunst, Filmkunst, Fotografie und Performance wirkt. Sie wird zur feministischen Kunst gezählt.

Leben und Werk

Eleanor Antin stammt aus einer jüdischen Einwandererfamilie und wuchs in der Bronx auf. Ihre Eltern stammten aus Polen beziehungsweise Russland; und ihre Mutter war als Schauspielerin auf jiddischen Bühnen in Europa aufgetreten.[1] Mitte der 1950er Jahre studierte Antin Schauspiel an der privaten Schule von Tamara Daykarhanova in New York sowie Creative Writing am City College of New York.

Nach ihrem Studium arbeitete Antin als Ballerina und Schauspielerin und wandte sich nach der Beschäftigung mit der Malerei der Konzeptkunst und Performance Art zu. 1968 zog sie von New York nach Kalifornien.[2]

Ihr besonderes Interesse an der Semiotik der Materialien inspirierte sie zu Consumer Portraits (1971–1971), eine Reihe von Menschenportraits, die aus alltäglichen Konsumgütern zusammengesetzt wurden. Ein wiederkehrendes Thema ihrer Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit Fragen persönlicher Identität. Ihre eigene Persönlichkeit bringt die Künstlerin in einer Allegorie des dreigeteilten Selbst (Ballerina, König und Krankenschwester) zum Ausdruck. In ihren Performances, Fotoausstellungen, Filmen, Installationen, Zeichnungen und Texten treten abwechselnd unterschiedliche Aspekte dieses dreigeteilten Selbst in den Vordergrund[3].

Erste größere Bekanntheit erlangte ihre Arbeit 100 Boots, die sie von 1971 bis 1973 durchführte. Darin unternehmen die eponymen 100 Stiefel eine Reise vom Pazifischen Ozean nach New York an das MoMA. Unterwegs erleben die Stiefel verschiedene Abenteuer, die von Antin inszeniert und auf Postkarten festgehalten wurden. Diese verschickte sie dann als Mail Art.[4]

Seit 1975 lehrte Antin als Professorin im Fachbereich Visual Arts der University of California, San Diego (UCSD), wo sie inzwischen emeritiert ist.[5] Antin lebt in San Diego, und ist mit dem Literaturkritiker und Poeten David Antin verheiratet, der ebenfalls emeritierter Professor an der UCSD ist.[6]

Zu ihren bekanntesten Werken zählt die Performance Carving: A Traditional Sculpture von 1972, die von ihr als Fotoinstallation dokumentiert wurde. Antin fotografierte einen Monat lang täglich ihren eigenen nackten Körper von vorn, von hinten und von der Seite. Indem sie während dieser Zeit eine Diät einhielt, wirkte sie so bildhauerisch durch Wegnehmen von Material (Carving) am eigenen Körper. Gleichzeitig kann die Arbeit als Kritik am herrschenden Schönheitsideal der Schlankheit gelesen werden.

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2014: Multiple Occupancy: Eleanor Antin's ‚Selves‘, Institute of Contemporary Art, Boston.[7]
  • 2007: Eleanor Antin. Galerie Erna Hécey, Brüssel.[8]
  • 1999: Eleanor Antin – Retrospektive. Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles.[9]
  • 1997: Eleanor Antin: Selections from the Angel of Mercy. Whitney Museum of American Art, New York.[10]
  • 1979: 100 BOOTS: Transmission and Reception. Franklin Furnace, New York.
  • 1978: The Ballerina. Whitney Museum of American Art, New York.
  • 1977: The Angel of Mercy. La Jolla Museum of Contemporary Art, La Jolla CA.[11]
  • 1973: 100 BOOTS. Museum of Modern Art, New York.

Teilnahme an Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2020: I'm not a nice girl! Eleanor Antin, Lee Lozano, Adrian Piper, Mierle Laderman Ukeles, K21 im Ständehaus, Düsseldorf
  • 2018–2019: Feminist Avant-garde / Art of the 1970s SAMMLUNG VERBUND Collection, Vienna, The Brno House of Arts, Brünn, Tschechien.[12]
  • 2017–2018: Feministische Avantgarde der 1970er-Jahre aus der Sammlung Verbund, Wien.[13] ZKM, Karlsruhe, DE.[14]
  • 2007: documenta 12, Kassel.[15]
  • 2007: WACK! Art and the Feminist Revolution. Museum of Contemporary Art, Los Angeles.[2][16]
  • 2007: Identity Theft: Eleanor Antin, Lynn Hershman, and Suzy Lake, 1972-78. Santa Monica Museum of Art, Santa Monica, CA.[17]
  • 2007: The Evidence of Movement. The Getty Center, Los Angeles, CA.[18]
  • 2006: Spiralen der Erinnerung. Kunstverein Hamburg.[19]
  • 2006: Los Angeles 1955-1985. Centre Pompidou, Paris.[20]
  • 2005: At the Mercy of Others: The Politics of Care. Whitney Museum of American Art, New York.[21]
  • 2004: How do we want to be governed? Miami Art Central, Miami.[22]
  • 2002: Heart of Gold. P.S. 1 Contemporary Art Center, New York.[23]
  • 2000: Dinge, die wir nicht verstehen. Generali Foundation, Wien.[24]
  • 1999: The American Century: Art and Culture, 1900-2000. Whitney Museum of American Art, New York.[25]
  • 1994: Altered Egos. The Santa Monica Museum of Art, Santa Monica CA.[26]
  • 1985: Signs of the Times, Some Recurring Motifs in Twentieth Century Photography. San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco.[27]
  • 1976: Battle of the Bluffs. Biennale Venedig.
  • 1974: Flash Art. Kölnischer Kunstverein, Köln.
  • 1969: Language 3. Dwan Gallery, New York.

Literatur

  • Eleanor Antin: Ghosts: Artist and the Community. Southeastern Center for Contemporary Art, 1996. ISBN 1-888-82601-0.
  • Eleanor Antin: 100 Boots. Running Press, Philadelphia (PA) 1999. ISBN 0-762-40457-4.
  • Eleanor Antin: The Man Without a World – Screenplay. Green Integer, Los Angeles, 2002. ISBN 1-892-29581-4. (Als Ko-Autor wird Yevgeny Antinov angegeben, eine Schöpfung von Antin)
  • Eleanor Antin: Eleanora Antinova plays. Sun & Moon Press, Los Angeles 1994. ISBN 1-557-13057-4.
  • Eleanor Antin: Being Antinova. Astro Artz, Los Angeles 1983. ISBN 0-93712-211-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grace Glueck: In a Roguish Gallery: One Aging Black Ballerina. In: New York Times, 12. Mai 1989. Online verfügbar (Abgerufen am 20. April 2008)
  2. a b Wack! Art and the Feminist Revolution. The Museum of Contemporary Art, Los Angeles. The MIT Press, Cambridge 2007. ISBN 0-914-35799-9.
  3. Therese Dann: Biografien der Künstlerinnen. In: Gabriele Schor (Hrsg.): Feministische Avantgarde. Kunst der 1970er-Jahre. Sammlung Verbund, Wien. Prestel, München 2016, ISBN 978-3-7913-5627-3, S. 491.
  4. Vicki Goldberg: ART/ARCHITECTURE; As a Feminist, a King; as a Ballerina, a Klutz. In: New York Times, 8. August 1999. Online verfügbar (Abgerufen am 20. April 2008)
  5. Faculty Homepage Eleanor Antin im Department of Visual Arts der UCSD. Online verfügbar (Memento des Originals vom 10. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visarts.ucsd.edu (Abgerufen am 20. April 2008)
  6. Faculty Homepage David Antin im Department of Visual Arts der UCSD. Online verfügbar (Memento des Originals vom 10. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visarts.ucsd.edu (Abgerufen am 20. April 2008)
  7. Mitteilung zur Ausstellung (Memento des Originals vom 20. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icaboston.org, abgerufen am 2. August 2014
  8. Review der Ausstellung durch Aaron Schuster in: Frieze, Nr. 106, April 2007. Online verfügbar (Memento des Originals vom 4. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frieze.com (Abgerufen am 18. April 2008)
  9. Katalog: Eleanor Antin / Howard N. Fox. Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles 1999. ISBN 0-911-29127-X.
  10. 8. Januar – 9. März 1997
  11. September 10 - October 23, 1977.
  12. [1]
  13. [2]
  14. [3]
  15. documenta 12, Kassel. 16. Juni – 23. September 2007. Über die gezeigten Werke von Eleanor Antin auf dem offiziellen documenta-Blog: Online verfügbar (Memento des Originals vom 13. Dezember 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.documenta12blog.de (Abgerufen am 18. April 2008)
  16. WACK! - Art and the Feminist Revolution. Museum of Contemporary Art, Los Angeles. 4. März – 16. Juli 2007. Die Ausstellung wurde später im P.S.1 gezeigt. Online verfügbar (Memento des Originals vom 1. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.moca.org (Abgerufen am 18. April 2008)
  17. Santa Monica Museum of Art, 19. Mai – 11. August 2007. Online verfügbar (Memento des Originals vom 11. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.smmoa.org (Abgerufen am 18. April 2008)
  18. The Getty, 10. Juli – 7. Oktober 2007. Online verfügbar (Abgerufen am 18. April 2008)
  19. Kunstverein Hamburg, 16. September – 12. November 2006. Online verfügbar (Memento des Originals vom 21. August 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunstverein.de (Abgerufen am 18. April 2008)
  20. 8. März – 17. Juli 2006 Katalog erschienen bei Centre Pompidou, Paris 2006. ISBN 978-2-75570-150-0.
  21. Whitney Museum, vom 18. Mai – 25. Juni 2005. Online verfügbar (Memento des Originals vom 3. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.whitney.org (Abgerufen am 19. April 2008)
  22. Miami Art Central. Kuratoren: Roger Buergel und Ruth Noack. Vom 29. November 2004 – 30. Januar 2005. Katalog How Do We Want to Be Governed? Figure and Ground erschienen bei Miami Art Central, 2005.
  23. P.S.1: 19. Mai – 2. September 2002.
  24. Dinge, die wir nicht verstehen. Generali Foundation, Wien, kuratiert von Roger Buergel und Ruth Noack. Vom 28. Januar bis 16. April 2000. Online verfügbar (Memento des Originals vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/foundation.generali.at (Abgerufen am 20. April 2008.) Katalog erschienen bei Generali Foundation, Wien 2000. ISBN 3-901107-26-6.
  25. Whitney Museum of American Art, 23. September – 23. Januar 2000. Der Katalog ist in zwei Teilen erschienen; der zweite Teil (1950–2000) enthält die Arbeiten Antins. Lisa Phillips: The American Century: Art and Culture, 1950-2000. W. W. Norton & Company, 1999. ISBN 0-393-04815-2.
  26. Altered Egos. The Santa Monica Museum of Art, kuratiert von Karen Moss und Vernon Fisher. 8. Juli – 4. September 1994. Katalog: Altered Egos. Santa Monica Museum of Art, Santa Monica 1994. ISBN 0-962-49412-7.
  27. Katalog: Signs of the Times. San Francisco Museum, San Francisco 1985. ISBN 0-918-47101-X.