Eisenbahnunfall von Ludwigshafen (1901)

Die Lokomotive im Hafenbecken
Zerstörte Stirnwand des Empfangsgebäudes
(c) Thomas Römer/OpenStreetMap data, CC BY-SA 2.0
Lageskizze zum alten Ludwigshafener Hauptbahnhof

Beim Eisenbahnunfall von Ludwigshafen überfuhr am 9. Mai 1901[Anm. 1] eine Lokomotive im ehemaligen Ludwigshafener Bahnhof den Prellbock, durchbrach die Stirnwand des Kopfbahnhofs und landete im Winterhafen. Dabei gab es eine Tote und zwei Verletzte.

Unfallhergang

Am 9. Mai 1901 überfuhr die Lokomotive SCHUTTER (Baureihe A13, Nr. 608 der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen[1]) des Schnellzuges Nr. 40 von Basel über Straßburg Richtung Berlin den Prellbock, weil die Bremsen mangelhaft waren und der Lokomotivführer die vorherige Funktionsprüfung der Bremsen unterlassen hatte.[2][Anm. 2] Die Lokomotive, der Schlepptender, der Gepäckwagen, der Postwagen und ein Reisezugwagen überfuhren den Querbahnsteig, durchstießen die Wand des Empfangsgebäudes, querten die davor liegende 24 Meter breite Straße, durchbrachen das Abschlussgeländer zu der hier quer verlaufenden Hafenbahn Ludwigshafen und bahnten sich ihren Weg durch die dort abgestellten Güterwagen bis zum Becken des Ludwigshafener Rheinhafens, wo die Lokomotive versank.

Folgen

Eine Passantin wurde getötet. Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt, ein weiterer Mitarbeiter der Bahn leicht.

Der Unfall war ein „Bilderbuch“-Kopfbahnhof-Unfall, der sicherheitstechnische Mangel dieses Bautypus wurde erst durch die schneller und größer werdenden Züge der Jahrhundertwende relevant. Der aufsehenerregendste Unfall dieser Art war schon 1895 im Gare Montparnasse in Paris (Eisenbahnunfall am Gare Montparnasse) erfolgt, und ähnlich verlief im Dezember 1901 der Eisenbahnunfall im Centralbahnhof Frankfurt.

Die Lokomotive konnte geborgen und repariert werden. Sie blieb noch bis 1926 im Dienst.[3][Anm. 3]

Literatur

  • Hans Joachim Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen in Deutschland. Splitter deutscher Geschichte. Bd. 1: Landsberg-Pürgen 1979, S. 69.
  • Ludwig Ritter von Stockert: Eisenbahnunfälle. Ein Beitrag zur Eisenbahnbetriebslehre., Bd. 1. Leipzig 1913, S. 205 f., Nr. 94.
  • Albert Mühl: Die Pfalzbahn. Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0301-6, S. 136.
  • Jean-Georges Trouillet: Les Chemins de fer Impériaux d'Alsace-Lorraine – Reichs-Eisenbahnen in Elsass-Lothringen. Éditions Drei Exen Verlag, Husseren-les-Châteaux 2018. ISBN 978-2-9565934-0-9, S. 334f.
  • Jean Buchmann, Jean-Marc Dupuy, Andreas Knipping, Hans-Jürgen Wenzel: Eisenbahngeschichte Elsass-Lothringen. EK-Verlag, Freiburg 2021. ISBN 978-3-8446-6429-4, S. 29.

Anmerkungen

  1. Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen, nennt den 10. Mai 1901 als Datum des Unfalls.
  2. Mühl und Trouillet geben dagegen an, dass der Unfall „infolge verspäteten Bremsens“ geschehen sei.
  3. Ab 1906 trug sie die Bezeichnung S1 Nr. 12, ab 1912 die Bezeichnung P4 Nr. 1912 (Buchmann u. a.).

Einzelnachweise

  1. Buchmann u. a.
  2. Stockert: Eisenbahnunfälle.
  3. Buchmann u. a.

Koordinaten: 49° 28′ 59,9″ N, 8° 26′ 56,7″ O

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LU Hbf 1901.jpg
Lokomotive der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen ist nach überfahren des Prellbocks in Ludwigshafen Hbf in das Becken des Winterhafens gestürzt
Verlegung Hauptbahnhof Ludwigshafen DE.png
(c) Thomas Römer/OpenStreetMap data, CC BY-SA 2.0
Karte zur Verlegung des Hauptbahnhofs von Ludwigshafen 1969
Eisenbahnunfall 1901 LU.tif
Durchbrochene Kopfwand des Hauptbahnhofs Ludwigshafen nach dem Eisenbahnunfall vom 9. Mai 1901