Eisenbahn in der Heraldik
Eisenbahn-Symbole werden in der Heraldik relativ selten verwendet. In der klassischen Wappenkunde gelten sie als unheraldisch, weil sie einen Wappen-Anachronismus darstellen. Dennoch werden sie zuweilen in der modernen Heraldik (Wappen zeitgenössischer Organisationen und Personen, etwa Gemeindewappen) als gemeine Figur dargestellt.
Zur Heraldik
Wenn eine Bahn-Symbolik in einem Wappen verwendet wird, ist sie in der Regel sehr stark stilisiert, so dass die im Wappen gezeigte Form nicht wirklich zum Gebrauch geeignet wäre. Schiene und Flügelrad (hier weitere Beispiele) werden häufiger als zum Beispiel Lokomotiven oder Waggons genutzt, weil Vorläufer eines Schienensystems und Räder auch schon vor der Gotik bekannt waren. Typisch ist etwa der Hunt, der primär Bergbau symbolisiert, nicht die Eisenbahn an sich. Kommt rollendes Gut als solches vor, ist meist ein bedeutendes Werk vor Ort gemeint, also Produktion, nicht Verkehr im Speziellen. Es wird aber auch auf einfachere Zeichen zurückgegriffen, etwa Bestandteile wie der Puffer (im Sinne: Verschubbahnhof), Schranken oder das Profil eines Gleises, so beispielsweise in Vila Nova da Baronia. Eisenbahnknoten werden auch durch diverse Kreuzformen symbolisiert, insbesondere das doppelte verschränkte Andreaskreuz als bekanntes Zeichen der Eisenbahnkreuzung.
Weil es wie für moderne naturalistische Figuren keine heraldische Fachsprache gibt (bis auf das Flügelrad, ein altes Symbol des Götterboten Hermes), erfolgt die Blasonierung (Wappenbeschreibung) auch in natürlicher Sprache, das heißt, es wird eine „Schiene“ oder eine „Lokomotive“ genannt. Die genaue Ausformung bleibt dann mangels Darstellungskanon dem gestaltenden Heraldiker überlassen, alle Details mit Bedeutung sind also zu nennen. Nur Tingierung (Farbgestaltung), Anordnung und Lage werden wie bei jeder Figur heraldisch vermerkt, etwa eine goldene Lokomotive (gelb), eine schräglinker Schiene (von heraldisch rechts unten nach links oben, vom Betrachter aus von links unten: /) oder eine Eisenbahnschranke in natürlichen Farben (das ist, wie sie allgemein aussieht, mit rot-weißem Holm und Fallgitter in Braun, Schwarz, Grau oder Ähnlichem). Eine komplizierte „heraldisch korrekte“ Beschreibung zu konstruieren, gilt heute als unzeitgemäß, einen Schienenstrang könnte man als „schwebend ein silberner Schräglinks-Zwillingsfaden, darunter sieben braune schmale schrägliegende Schindeln nach der Figur gelegt“ blasonieren, was noch immer weder wirklich eindeutig, noch eingängig wäre.[1]
Beispiele
Altenbekener Viadukt, (stilisiert)
ähnlich in Strickscheid DE (Bahnstrecke Pronsfeld–Neuerburg)
Flügelrad (Bad Kleinen DE)
Schienenkreuz (im Wappen von Bebra DE)
Grünentaler Hochbrücke (im Wappen von Beldorf DE)
Nistertal-Viadukt im Wappen von Dreisbach (Westerwald) DE
Tunnel (im Wappen von Heigenbrücken DE)
Eisenbahnhochbrücke (im Wappen von Hochdonn DE)
Hollenbek DE liegt an der Kaiserbahn
Lokomotivrad (im Wappen von Jübek DE)
Das Andreaskreuz steht für den Bahnknoten Lehrte
Eisenbahnstrecke (im Wappen von Neubeckum DE)
Flügelrad (Oberhausen-Osterfeld DE)
Eisenbahngleis (Pasching AT)
Zwei Schienen im Querschnitt (Chalindrey FR)
Goldene Lokomotive und Zahnrad (Baranawitschy BY)
Eisenbahnpuffer (Studénka CZ)
Flügelrad (für Eisenbahn und Geschäftsverkehr)(Ohligs DE)
Schienen mit Diesellokomotive (Petrowsk-Sabaikalski RU)
Dampflokomotive (Insa RU)
Dampfzug (Villa Alemana CL)
Personen-Wappen (Mathias von Schönerer)
Wappen der Eisenbahngesellschaften
Die frühen Eisenbahngesellschaften, besonders in Großbritannien, hatten eine große Affinität zur Heraldik. Wappen wurden von diesen sehr gerne als Erkennungszeichen im Sinne eines Logos oder zum Schmücken der Eisenbahnwaggons verwendet. Das Flügelrad kommt hier jedoch fast nicht vor.
- (c) Kaihsu, CC-BY-SA-3.0
Metropolitan Railway, London (UK)
Pullman-Schild (Colne Valley Railway, UK)
Literatur
- George Dow: Railway Heraldry and Other Insignia. Verlag David & Charles, 1973, ISBN 978-0-7153-5896-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vergl. dazu Bernhard Peter: Plädoyer für besseres Deutsch in Blasonierungen.
- ↑ Ulla Kremsmayer: Gemeindewappen für Raasdorf verliehen, NÖN.at, 10. November 2017
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Usuario:Juancharlie en base al diseño original del arquitecto italiano Renato Schiavon, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Escudo de la comuna chilena de Villa Alemana.
Wappen der Gemeinde Hollenbek im Kreis Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Von Rot und Grün durch einen sich verjüngenden silbernen Balken, dieser belegt mit einem schwarzen Schienenstrang, schräglinks geteilt. Oben eine goldene Lokomotive, unten drei leicht fächerförmig gestellte goldene Ähren.
Wappen der Gemeinde Raasdorf, Niederösterreich
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The London & Birmingham Railway Coat of Arms on the original Euston station gates, displayed in the National Railway Museum in York
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Wappen von Mallnitz, Österreich
Wappen der Gemeinde Beldorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Unter silbernem Schildhaupt, darin die stilisierte Grünentaler Kanalhochbrücke mit roten Pfeilern, blauer Fahrbahn und blauem Tragwerk, in Grün eine bewurzelte goldene Doppeleiche.
Wappen der ehemaligen Gemeinde Neubeckum, seit 1975 Stadtteil von Beckum: „In Rot ein schräges silbernes (weißes) Eisenbahngeleise auf silbernen (weißen) Schwellen, begleitet von je einem silbernen (weißen) Wellenbalken.“ Das vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahre 1959 verliehene Wappen zeigt das bisher selten in der Kommunalheraldik verwendete Symbol eines Schienstrangs. Es drückt die große Bedeutung des Ortes als Eisenbahnknotenpunkt aus. Die Wellenbalken stehen für für "Heim am Bach", ähnlich wie im Wappen der Stadt Beckum, genauso wie die Farben rot und weiß.
Wappen der Stadt Lehrte
„In rotem Feld mit silbernem Andreaskreuz ein nach rechts aufrecht schreitender blaubewehrter, goldener Löwe. Dem Schild ist eine dreitürmige Mauerkrone aufgesetzt.“
Wappen der Gemeinde Hochdonn im Kreis Dithmarschen, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Von Silber und Grün geteilt. Oben, schwebend, die auf zwei Fundamentblöcken ruhende blaue Eisenbahnbrücke von Hochdonn, unten zwei an den Stielen sich kreuzende, aus jeweils einem Blatt und einer Eichel bestehende silberne Eichenzweige; zwischen diesen eine einzelne gestielte silberne Eichel.
Wappen der Gemeinde Jübek im Kreis Schleswig-Flensburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Geteilt von Gold und Blau. Oben ein schräglinker Wellenbalken, unten ein Lokomotivrad in verwechselten Farben.
Autor/Urheber: Oxyman, Lizenz: CC BY 2.5
Pullman shield from the side of one of the companies coaches at the Colne Valley Railway
Petrovsk-Zabaikalsky (Chita oblast), coat of arms (1984)
"Das Ohligser Stadtwappen zeigt im linken Feld einen senkrecht stehenden gespaltenen gotischen Schild mit sieben Silbersternen auf blauem Grund und rechts ein schwarzes Flügelrad auf goldenem Grund. Der obere Rand trägt eine dreitürmige Mauerkrone mit einem Tor in der Mitte, die Ohligs als Kleinstadt ausweist.“ Die Silbersterne repräsentieren die Vielzahl der Höfe, aus denen die Stadt hervorgegangen ist. Das Flügelrad symbolisiert Eisenbahn und Geschäftsverkehr.