Einwohnerentwicklung von Delitzsch

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Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Delitzsch, einer Stadt im Freistaat Sachsen, tabellarisch und graphisch wieder. Am 31. Dezember 2022 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Delitzsch nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen 25.244.[1]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Delitzsch nach nebenstehender Tabelle. Oben von 1789 bis 2018. Unten ein Ausschnitt ab 1871

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wuchs die Bevölkerung Delitzschs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So schleppten durchziehende und einquartierte Truppen todbringende Krankheiten zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in die durch Flüchtlinge übervölkerte Stadt. Allein im Jahr 1637 starben 881 Menschen, davon 300 an Hunger.[2]

Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst etwa 2700 Menschen in der Stadt, so überschritt die Einwohnerzahl Delitzschs schon 1900 die Grenze von 10.000 Einwohnern. Bis kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Einwohnerzahl nochmals von rund 16.500 Einwohnern im Jahr 1933, auf etwa 25.100 im Jahr 1946. Gründe dafür waren neben immigrierten osteuropäischen Flüchtlingen auch die Vermeidung von Verteidigungsschlachten gegen die Besetzung der Stadt von amerikanischen Truppen im April 1945.

Nach einem Rückgang der Bevölkerung in den fünfziger und sechziger Jahren, stieg die Einwohnerzahl in den siebziger Jahren wieder auf etwa 24.500 Einwohner. Dieser Trend setzte sich auch in den achtziger Jahren fort, sodass am 31. Dezember 1988 mit fast 28.400 Einwohnern der historische Höchststand erreicht wurde. Grund hierfür war der langjährige Braunkohleabbau im nahen Umland, bei dem ein Großteil der Einwohner der betroffenen Gebiete nach Delitzsch umgesiedelt wurden. Nach der Wiedervereinigung setzte zunächst ein kurzer Rückgang der Bevölkerung ein, der schon Mitte der 1990er Jahre zum einen durch Ansiedlung neuer Unternehmen und der Erschließung von Gewerbegebieten, zum anderen durch Eingemeindungen gebremst werden konnte. Bis zur Jahrhundertwende blieb die Einwohnerzahl recht stabil. Durch die letzte Eingemeindung, die der Ortschaft Döbernitz, gewann Delitzsch 2004 gegenüber 2000 nochmals rund 1700 Einwohner und knackte damit Ende des Jahres nochmals die 28.000 Einwohnermarke. Seitdem schrumpft die Einwohnerzahl von Delitzsch wieder langsam, was zum einen in der Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen und zum anderen durch eine evidente Diskrepanz zwischen Zu- und Wegzügen begründet ist.

Die Einwohnerzahlen in den folgenden tabellarischen Übersichten beziehen sich immer auf den zum Erhebungszeitpunkt gültigen Gebietsstand. Bis 1837 handelt es sich überwiegend um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1946), der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (1946 bis 1989) und des Statistischen Landesamtes (ab 1990). Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Von 1747 bis 1999

(jeweiliger Gebietsstand)

DatumEinwohner
1747390 Häuser
70 ½ Hufen
17892.500
18182.953
1837 ¹4.332
1841 ¹4.533
1871 ¹8.111
1880 ¹8.225
1890 ¹8.949
1895 ¹9.560
1. Dezember 190010.479
1. Dezember 190510.940
1. Dezember 1910 ¹13.031
8. Oktober 1919 ¹13.865
16. Juni 1925 ¹14.892
16. Juni 1933 ¹16.476
31. Dezember 193817.931
17. Mai 1939 ¹18.019
29. Oktober 1946 ¹25.148
31. August 1950 ¹ ²24.195
DatumEinwohner
31. Dezember 195523.696
31. Dezember 195623.365
31. Dezember 195722.974
31. Dezember 195822.882
31. Dezember 195922.793
31. Dezember 196022.892
31. Dezember 196123.092
31. Dezember 196223.478
31. Dezember 196323.614
31. Dezember 1964 ¹23.336
31. Dezember 196523.480
31. Dezember 196623.798
31. Dezember 196724.124
31. Dezember 196824.348
31. Dezember 196924.390
31. Dezember 197024.270
1. Januar 1971 ¹24.435
31. Dezember 197124.301
31. Dezember 197224.464
31. Dezember 197324.280
DatumEinwohner
31. Dezember 197424.076
31. Dezember 197524.293
31. Dezember 197624.201
31. Dezember 197724.191
31. Dezember 197824.124
31. Dezember 197924.197
31. Dezember 198025.248
30. Juni 198125.746
31. Dezember 1981 ¹26.554
31. Dezember 198227.228
31. Dezember 198327.866
31. Dezember 198427.953
31. Dezember 198528.031
31. Dezember 198627.636
31. Dezember 198727.589
31. Dezember 198828.384
30. Juni 198928.200
31. Dezember 198927.894
3. Oktober 199027.200
31. Dezember 199027.051
DatumEinwohner
31. Dezember 199126.534
31. Dezember 199226.249
31. Dezember 199325.828
31. Dezember 1994 ²26.045
31. Dezember 199525.762
31. Dezember 1996 ²25.579
31. Dezember 1997 ²27.235
31. Dezember 199826.963
31. Dezember 199926.704

¹ Volkszählungsergebnis
² Eingemeindungen

Quelle: Staatliche Zentralverwaltung für Statistik (1946 -1989) sowie Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (1990 -1999)[3]

Seit 2000

Eine grafische Darstellung der folgenden Daten findet sich im Abschnitt Bevölkerungsprognose.

(jeweiliger Gebietsstand)

DatumEinwohnerZuzügeWegzügeGeburtenSterbefälleSaldo
31. Dezember 200026.3319331251203258−373
31. Dezember 200125.7748911366197279−557
31. Dezember 200225.57312021322195276−201
31. Dezember 200325.2879981150170306−286
31. Dezember 2004 ¹28.0019901070209328−197
31. Dezember 200527.7809251026203324−221
31. Dezember 200627.521885982179341−259
31. Dezember 200727.1818751107232341−340
31. Dezember 200826.9589611069202316−223
31. Dezember 200926.5328011078198348−426
31. Dezember 201026.344853899212355−188
Zensus 2011
(neue Rechengrundlage)
DatumEinwohnerZuzügeWegzügeGeburtenSterbefälleSaldo
9. Mai 201125.361-----
31. Dezember 201125.1628521023216357−312
31. Dezember 201225.1481116962183349−12
31. Dezember 201325.005954992204317−151
31. Dezember 201424.91110631005192348−98
31. Dezember 201524.85012231122195366−70
31. Dezember 201624.815-----
31. Dezember 201724.7941117934195394−21
31. Dezember 201824.8681156919220377+80
31. Dezember 201924.82311631028188371-48
31. Dezember 202024.7551023890209410-68
31. Dezember 202124.8621139867195357+110

¹ Eingemeindung
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen[4]

Bevölkerungsstruktur

BevölkerungStand 31. Dezember 2021
Einwohner24.862
davon männlich12.262
weiblich12.600
Deutsche23.613
Ausländer1249
Ausländeranteil in Prozent5,0

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen[5]

Altersstruktur

Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2015.

Alter von–bisEinwohnerzahlAnteil in Prozent
0–36182,5
3–101.4465,8
10–159763,9
15–208173,3
20–256752,7
25–301.5506,2
30–351.5526,2
35–401.3645,5
40–451.3195,3
45–501.8317,4
50–552.2719,3
55–602.2379,0
60–652.0248,1
65–752.83611,4
75 u. ä.3.33413,4
Gesamt24.850100,0

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen[6]

Bevölkerungsprognose

In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Delitzsch ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2009 und 2020 um 8,2 Prozent (2170 Personen) vorausgesagt.

Absolute Bevölkerungsentwicklung 2012–2030 – Prognose für Delitzsch:

Die in der Tabelle dargestellte Prognose (rot) im Vergleich zu der realen Entwicklung von 1990 bis 2018 (blau)
DatumEinwohner
201225.150
202023.890
202523.080
203022.250

Quelle: Bertelsmann-Stiftung[7]

Einwohner nach Stadtteilen

Da die Stadtteile der Kernstadt (insklusive der Ortsteile Gertitz, Kertitz und Werben) nicht getrennt statistisch erfasst werden, kann eine genaue Aussage über die Einwohnerzahl der einzelnen Stadtteile bzw. Ortsteile nur über die Kernstadt sowie die restlichen 12 Ortsteile getroffen werden. Dabei stellt Schenkenberg den größten, Poßdorf den kleinsten Ortsteil dar. Insgesamt wohnten zum letzten Zensusstichtag – 9. Mai 2011 4824 Einwohner in den Ortsteilen, was damals rund 19,0 Prozent der Bevölkerung von Delitzsch ausmachte.

OrtsteilEinwohner
Beerendorf582
Benndorf373
Brodau299
Döbernitz799
Laue196
Poßdorf66
Rödgen223
Schenkenberg813
Selben650
Spröda277
Storkwitz146
Zschepen400
Kernstadt
mit Gertitz, Kertitz und Werben
20.537
Gesamt25.361

Quelle: Kleinräumiges Gemeindeblatt – Zensus 2011[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Sigrid Schmidt/Christel Moltrecht: Stadtbilder aus Delitzsch. S. 5.
  3. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Delitzsch im Regionalregister Sachsen
  4. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Delitzsch im Regionalregister Sachsen
  5. Sächsische Informatik Dienste Niederlassung Kamenz: Regionaldaten Gemeindestatistik Sachsen. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 8. März 2023.
  6. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gemeindestatistik 2012
  7. Bertelsmann-Stiftung: Bevölkerungsprognose 2012-2030
  8. Kleinräumiges Gemeindeblatt – Zensus 2011: [1], S. 7.

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Das Wappen der Stadt Delitzsch vereint in sich zwei verschiedene Wappen, das Haus- oder Stammeswappen der Wettiner und das der Markgrafschaft Meißen. Es zeigt zwei aufrecht stehende blaue Pfähle (Landsberger Pfähle), welche in einem goldenen Feld stehen und dieses in drei Teile spalten. In der Mitte des Hauptschildes des Stadtwappens sieht man in schräger Stellung als Mittelschild den Meißnischen schwarzen Löwen im goldenen Feld. Das Mittelschild ist nach vorn geneigt, und so erscheint der aufrecht stehende Löwe als gehend oder schreitend. Er hat zwei Schwanzbüschel, wobei deren Teilung in der Mitte der Rute beginnt, die auf die Markgrafschaft Meißen hinweisen soll. Als Beiwerk hat das Stadtwappen (1526 neu eingeführt) ein flatterndes Band, das die Inschrift trägt: "Secretum civium in delitzsch" (frei übersetzt: "Siegel der Bürgergemeinde Delitzsch"). Die Farben werden von den Wappenschreibern wie folgt erläutert: Die schwarze des Löwen ist eine preiswürdige und herrliche Farbe, unter den Tugenden deutet sie die Klugheit an, unter den Elementen wird sie mit der Erde verglichen. Die blaue Farbe deutet Schönheit und Demut an, ist ein Kennzeichen der Gerechtigkeit, des großen Ruhms und des guten Gerichts. Die goldene Farbe deutet auf Wohlstand, Guttätigkeit und göttliche Erkenntnis.