Wappen derer von EinsiedelAllianzwappen an Schloss Syhra
Einsiedel ist der Name eines meißnischenUradelsgeschlechts, das mit Guntherus de Einsedelen 1299 als Burgmann von Schapa (Zschopau) erstmals urkundlich erwähnt wird. Das Geschlecht erwarb im Mittelalter und in späterer Zeit zahlreiche sächsische Burgen und Schlösser als Eigen- oder Lehnsbesitz und besteht in verschiedenen Linien und Zweigen bis heute.
Die Wolkenburger Linie wurde 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Nach bisherigem Kenntnisstand liegt der Ursprung der Familie im BenediktinerklosterEinsiedeln im heutigen SchweizerKanton Schwyz. Es wird angenommen, dass dort um 1290 der Ahnherr der Familie „mit König Rudolf von Habsburg als Ritter von Einsiedel – aus der Schutzmannschaft des Klosters stammend – mit in das Pleißenland gezogen sei“.[1] Dieser, auf der Burg Zschopau der Herren von Erdmannsdorf bewaffneten Dienst als Burgmann leistende Guntherus de Einsedelen wird 1299 als Burgmann von Schapa (Zschopau) und Zeuge in einer Urkunde der Ritter von Erdmannsdorf für das Kloster Buch bei Leisnig erstmals urkundlich erwähnt.[2] Er behielt jedoch seinen Herkunftsnamen bei und benannte sich nicht nach seinem neuen Dienstsitz im mittleren Erzgebirge.
1307 tritt ein Petrus de Einsedeln erneut in einer in Zschopau ausgestellten Urkunde der Herren von Erdmannsdorf in Erscheinung, während 1341 ein Puncelinus dictus Eynsedeln in einem Flurstreit in Lohma bei Altenburg urkundlich erscheint.[1] Die zeitgenössische Schreibweise des Familiennamens wechselte zwischen Einseideln, Einsedeln, Einsidlin, Einsedeln, Eynsydeln, Eynsydl, Ainsidel, Eynsedil, Einsidel und der heutigen Schreibweise Einsiedel.
Vier Söhne des kursächsischen Geheimrats Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1497–1557) auf Gnandstein, Wolftitz, Syhra und Prießnitz waren die Stammväter der vier Linien zu Sahlis, Scharfenstein, Gnandstein und Syhra.
Es werden folgende Linien bzw. „Häuser“ unterschieden:
Grabplatte von Alexander von Einsiedel auf der Burg ScharfensteinScharfenstein: Heinrich von Einsiedel (1435–1507), der Besitzer von Gnandstein, Salis, Kohren und Wolfitz, kaufte 1492 die Burg Scharfenstein. Sie bleib bis 1931 in Familienbesitz. Zweiter Besitzer aus der Familie war bis 1535 Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1497–1557). Von 1535 bis 1568 war Heinrich Abraham von Einsiedel (1504–1568) Herr auf Scharfenstein. Haubold von Einsiedel (1521–1592), der Kanzler am kursächsischen Hof in Dresden war, übernahm diese Herrschaft und wurde zum Ahnherrn dieser Linie im sächsischen Erzgebirge, die 1652 in die beiden Äste Wolkenburg mit Rudolf Haubold von Einsiedel (1616–1654) und Scharfenstein mit Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1622–1675) geteilt wurde. Der Ast Scharfenstein wurde 1680 nochmals in die Zweige Scharfenstein mit Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1658–1731), Lumpzig mit Haubold Abraham von Einsiedel (1655–1733) und Weißbach-Dittersdorf mit Curt Heinrich von Einsiedel (1662–1712) geteilt.[5] Eintragung in das königlich sächsische Adelsbuch am 28. November 1913 für den Gutsbesitzer Heinrich Karl Fedor Kurt von Einsiedel (1879–1922), Herr auf Scharfenstein seit 1901 und Grünau.
Syhra: Von 1460 bis 1945 im Familienbesitz. Eintragung in das königlich-sächsische Adelsbuch am 26. September 1908 für Kathinka von Einsiedel, geborene Tolberg, Witwe des Gutsbesitzers Reinhard von Einsiedel, Herr auf Syhra sowie Groß und Klein-Zössen, am 8. April 1913 für den Gutsbesitzer und königlich-sächsischen Major Konrad von Einsiedel, Herr auf Hopfgarten und Syhra, und am 28. November 1913 für Ida von Einsiedel, geborene Nitzschke, Witwe des Gutsbesitzers Max von Einsiedel, Herr auf Hopfgarten.
Prießnitz: Von 1380 bis 1919 im Besitz derer von Einsiedel. Eintragung in das königlich sächsische Adelsbuch am 26. September 1908 für Hugo von Einsiedel, Oberlehrer in Glauchau, am 29. Juni 1911 für den königlich sächsischen MajorHaubold von Einsiedel in Dresden, am 28. November 1913 für den praktischen ArztGotthard von Einsiedel in Dresden und am 14. Juni 1918 für den Assessor und SyndikusCarl von Einsiedel.
Wolftitz: Von 1419 bis 1945 im Familienbesitz, ab ca. 1455 auch das Rittergut Hopfgarten. Eintragung in das königlich sächsische Adelsbuch am 26. September 1908 für den herzoglich sachsen-altenburgischen Kammerherrn und königlich sächsischen RittmeisterHorst von Einsiedel, Gutsherr auf Gösen.
Standesherrschaft Reibersdorf (mit beiden (?) Reibersdorfer Schlössern: Altes und Neues Schloss), Oberlausitz (1694 bis 1945) mit Schloss Milkel (1766–1908)
Einige der traditionsreichen Güter blieben bis zur entschädigungslosen Enteignung in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945 im Besitz verschiedener Linien der Familie. In jüngster Zeit hat die Familie von Einsiedel die Schlösser in Wolftitz und Syhra nebst einem Forstbesitz zurückerworben.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Gold einen weißbärtigen, barfüßigen Einsiedler in blauer Kutte und silber gestulpter blauer Mütze, der in der rechten Hand das Paternoster von roten Korallen und eine stahlfarbene Axt mit braunem Griff, in der linken eine stahlfarbene zweizinkige Hacke an braunem Griff auf der Schulter trägt. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken der Einsiedler.
Wappen der Familie Einsiedel aus Siebmachers Wappenbuch von 1605
Wappen derer von Einsiedel zu Gnandstein in einem Wappenbuch des 16. Jahrhunderts
Haubold von Einsiedel (1522–1592), Geheimer Rat und kursächsischer Kanzler
Hildebrand von Einsiedel (1528–1598), kursächsischer Rat und Konsistorialpräsident
Curt von Einsiedel (1597–1668), Beamter und Diplomat, kursächsischer Gesandter beim Friedenskongress in Münster und Osnabrück
Heinrich Hildebrand von Einsiedel (1622–1675), kursächsischer Geheimer Rat, Präsident des Appellationsgerichts, Direktor der Landschaft des Fürstentums Altenburg
Karl Heinrich von Einsiedel (1784–1860), Königlich sächsischer Generalmajor, Ritter des Militär-St.-Heinrichs-Ordens
Curt Haubold von Einsiedel (1792–1829), sächsischer Offizier
Haubold von Einsiedel (1792–1867), Rittergutsbesitzer, Abgeordneter und Landrat
Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel (1811–1887), deutscher Pferdezüchter und Autor, MdL, Besitzer der Standesherrschaft Reibersdorf und des Schlosses Milkel
Clemens von Einsiedel (1817–1892) geehelicht mit Elizabeth Campbell (1823–1906) aus Schottland. Begraben in Kleinwelka. 1854 bis 1882 Besitzer von Gut und Schloss Radibor
Georg Curt von Einsiedel (1823–1887), sächsischer Beamter, Amtshauptmann und Reichstagsabgeordneter
Kurt Haubold von Einsiedel (1825–1886), sächsischer Generalleutnant
Johann Georg von Einsiedel (1848–1931), deutscher Politiker, MdL, Besitzer der Standesherrschaft Reibersdorf
Wolfgang von Einsiedel (1903–1967), Schriftsteller und Übersetzer
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser auf das Jahr 1840. 13. Jg. (1840), S. 169 f. (Digitalisat).
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser auf das Jahr 1874. 47. Jg. (1874), S. 238 ff. (Digitalisat).
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1908 Jg. 9, Gotha 1907, S. 210 ff. (Digitalisat).
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 41. Jg. (1942), Gotha 1941.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 115. Jg. (1942), Gotha 1941, S. 192 ff. (Digitalisat).
Genealogisches Jahrbuch des deutschen Adels für 1848. 5. Jg. (1848). Verlag Cast, Stuttgart 1848, S. 279 ff. (Digitalisat).
Walter von Boetticher: Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter: 1635–1815. Band 1. Selbstverlag, Görlitz 1912, S. 336 ff. (Digitalisat).
Genealogisches Handbuch des Adels: Gräfliche Häuser A (Uradel). Band I, Band 2 der Gesamtreihe GHdA, 1952, S. 139–146.
Genealogisches Handbuch des Adels: Adelige Häuser A (Uradel). Band II, Band 11 der Gesamtreihe GHdA, 1955, S. 139–159.
Genealogisches Handbuch des Adels: Adelslexikon., Band III, Dor–F, Band 61 der Gesamtreihe GHdA, 1975.
Genealogisches Handbuch des Adels: Adelige Häuser A. Band XIV, Band 66 der Gesamtreihe GHdA, 1977, S. 83–173.
Weitere Literatur
Kurt Krebs: Haugold von Einsiedel auf Gnandstein der erste Lutheraner seines Geschlechts. Roßberg, Leipzig 1895. (Digitalisat)
Andrea Heinig, Jörg Höbald: Auf den Spuren von Detlev Carl Graf von Einsiedel. Chronikauszüge und Lebensbilder, Buchmanufaktur Gesau, Glauchau 2010.
Britta Günther: Besitzungen der Herren von Einsiedel im Mittleren Erzgebirge. In: Erzgebirgische Heimatblätter, Hrsg. Kulturbund e. V., Landesverband Sachsen, Erzdruck GmbH, Marienberg 2016, H. 2, S. 22–25. ISSN0232-6078
Helga Reich: Die Familie von Einsiedel auf Gnandstein im Reformationszeitalter, Sax-Verlag, Beucha 2017.
↑ abHelga Reich, Birgit Richter: Besitzgeschichte sowie Archivbildung bei der Familie von Einsiedel und die Überlieferung im Staatsarchiv Leipzig. In: Die Familie von Einsiedel. Stand, Aufgaben und Perspektiven der Adelsforschung in Sachsen. Sächsisches Staatsarchiv 2007, S. 53.
↑Karlheinz Hengst: Wann und warum entstand der Name Einsiedel südlich von Chemnitz? In: Erzgebirgische Heimatblätter, 2016, H. 2, S. 22–25. Original der Urkunde im Regierungsarchiv Altenburg, Urk. I, 71.
20090901285DR Syhra (Geithain) Rittergut Schloß Sitznischenportal.jpg Autor/Urheber:Jörg Blobelt
,
Lizenz:CC BY-SA 4.0 01.09.2009 04643 Syhra (Geithain), Hauptstraße 1: Ehemaliges Rittergut, Sicht vom Hof zum westlichen Wirtschaftsgebäude (GMP: 51.037881,12.645874) mit einem Sitznischenportal aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, das offenbar aus dem Schloß (GMP: 51.037586,12.646014) stammt und hier in Zweitverwendung eingefügt wurde. Die Wappen über dem Renaissanceportal beziehen sich auf Innocenz von Einsiedel und seine zweite Ehefrau Dorothea aus dem Winckel. [DSCN38743.TIF]20090901285DR.JPG(c)Blobelt
Burg Scharfenstein. 03.jpg Autor/Urheber:Kora27,
Lizenz:CC BY-SA 3.0 Die Burg Scharfenstein liegt auf einem länglichen Bergsporn oberhalb der Ortschaft Scharfenstein, einem Ortsteil von Drebach im Erzgebirge im Freistaat Sachsen. Die Burg ist eines von 24 Objekten des Staatsbetriebs Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen.
Der ursprüngliche Bau wurde um 1250 errichtet. Als Bauherren vermutet man die von Waldenburg, als gesichert gilt jedoch nur der Erstbesitz.